Als Heini Hemmi in Scuol für Olympia trainierte

Jürg Wirth Heini Hemmi und Ernst Good gewannen an den Olympischen Winterspielen 1976 in Innsbruck Gold und Silber im Riesenslalom vor Ingemar Stenmark. Und das Rüstzeug dazu holten sie sich in Scuol.

Herzlich willkommen zu einer weiteren Ausgabe des beliebten Rätselspiels «Wenn Sie sich daran noch erinnern, sind Sie mindestens ...»

Das Stichwort dazu lautet «Heini Hemmi», und «Ernst Good» auch noch. Sie erinnern sich noch, tja, ich schweige jetzt übers Alter …

Für alle, denen die Namen nichts sagen, das waren Schweizer Skirennfahrer in den 70er-Jahren, Techniker. Sie fuhren Slalom und Riesenslalom und gewannen an den Olympischen Spielen 1976 in Innsbruck im Riesenslalom Gold und Silber. Dies vor dem Schweden Ingemar Stenmark, was insofern überraschend war, als dieser eigentlich fast immer gewonnen hat, wenn er denn im Ziel angekommen ist.

Zwar nicht Heini Hemmi aber dafür Duri Bezzola auf der Motta.
Zwar nicht Heini Hemmi aber dafür Duri Bezzola auf der Motta. © zvg Duri Bezzola

Letzter Schliff in Scuol

Dass die beiden Schweizer derart triumphierten, liegt zu einem grossen Teil an Scuol respektive an dessen Skigebiet, wie Dani Bächtiger und Duri Bezzola unisono sagen. Denn Hemmi und Good trainierten kurz vor dem Riesenslalom bei Olympia in Innsbruck einige Tage auf der Piste «Muntatsch» unterhalb Motta Naluns. Eine Abfahrt, die heute nicht mehr präpariert wird. Bezzola war damals Präsident des Skiclubs Lischana Scuol und selber begeisterter und talentierter Skifahrer. Bekannt sind die zahlreichen Siege des Ex-Nationalrates in den Parlamentarier-Skirennen, bei denen er sich immer mit This Jenny einen harten Kampf lieferte. Aber auch das legendäre «Naluns-Derby», die Abfahrt von Motta Naluns nach Scuol, vermochte er einmal zu gewinnen. 1963 sei das gewesen, weiss er noch ganz genau. Er habe im Herbst 1962 seine Frau kennengelernt, ihr aber sein Skirenn-Hobby verschwiegen. Sie hörte erst im Radio davon, als dieses über den Sieger des Naluns-Derby berichtete. Überhaupt habe es damals noch viele solcher Derbys und Rennen gegeben – und in jedem Ort einen Skiclub, diese hätten sich immer harte Fights geliefert, erinnert sich Bezzola. Und Bezzola liess es beim Präsidenten des lokalen Skiclubs nicht bewenden, sondern war später auch noch Präsident des Schweizer Skiverbandes.

Pisten stampfen

Das war aber 1976 noch kein Thema, dort ging es nur darum, den beiden Skicracks eine perfekte Piste herzurichten. Notabene ohne Ratrac, sondern in reiner Hand- respektive Fussarbeit, wie Bezzola sagt. Denn die Piste wurde nicht nur einfach mit Skis gerutscht und geträppelt, sondern gestampft und nachher auch schon gewässert. «Sicher mit über 50 Leuten stampften wir nur mit unseren Skischuhen die Piste für Hemmi und Good», sagt Bezzola. Das sei früher das gängige Mittel gewesen, um Pisten herzurichten. Auch die im Skigebiet seien so gemacht worden. Dafür habe es dann jeweils Gratis-Tageskarten gegeben. Bei Good und Hemmi gab es sogar zwei Medaillen als Dank – und einen grossen Empfang für die beiden Olympia-Helden in Scuol. Und obendrein beste Werbung für Scuol als Skigebiet, wie Duri Bezzola anfügt.

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