Dank sei den treuen Gästen

Jürg Wirth Was wäre der Tourismus ohne Stammgäste. Auch in der hiesigen Region gibt es viele davon, drei von ihnen zeigt das ALLEGRA.

Zernez als Heimatort

Eigentlich ist Österreich daran schuld, dass die Dagelets langjährige Stammgäste in Zernez sind – oder das Vorderrheintal – oder beides.

Denn im Herbst 1969 verbrachten sie im Vorderrheintal die Ferien und übernachteten anlässlich einer Reise nach Österreich in Zernez - der Beginn einer langjährigen Freundschaft. Das Dorf am Fuss des Ofenpasses gefiel ihnen, und sie nahmen sich vor, einmal dort ihre Ferien zu verbringen, was sie dann 1976 zum ersten Mal taten und es seither jedes Jahr wieder tun, manchmal auch mehrmals pro Jahr. Immer weilten sie in Ferienwohnungen, erst bei Tungs, dann bei Togninis, anschliessend bei Duschèn – bis und mit letztem Jahr, sagt Gerard Dagelet etwas bedrückt am Telefon.

Ihre letzten Ferien konnten sie grad noch vor Corona absolvieren, seitdem waren sie nicht mehr dort. «Wir haben Heimweh nach Zernez», sagt Dagelet. Schliesslich sei Zernez einer ihrer drei Heimatorte, die anderen seien Holland, von wo sie ursprünglich stammten und Erlinsbach bei Aarau, wo sie seit 1964 wohnen.

Die Familie Dagelet komplett in Zernez versammelt
Die Familie Dagelet komplett in Zernez versammelt © zvg

Zentrale Lage und gute Leute

An Zernez gefällt den Dagelets die zentrale Lage, denn sie machen genauso Ausflüge nach Meran wie auch mit der Rhätischen Bahn nach Tirano. Kundschaften aber auch gerne das Engadin aus und lieben den Nationalpark. Mit Freude erinnert sich Gerard an eine Tour ins Trupchun mit der damaligen Vermieterin Rosina Tognini. 40 Steinböcke hätten sie gesehen, in nächster Nähe, ereifert sich Dagelet auch heute noch. Dass die Vermieterin auch dabei war, war kein Zufall, denn nebst der Natur und den Tieren mögen Jeanne und Gerard vor allem die Menschen in Zernez. Er schwärmt auch noch von Leo Duschèn, einem passionierten Jäger und grossartigen Menschen. Selbstredend, dass Dagelet auch das Datum des Geburtstages von Tourismusmitarbeiterin Bea Stöcklin kennt. Zugleich kennen aber auch einige Zernezer die Fähigkeiten der heilenden Hände von Gerard Dagelet und konnten schon mehrfach davon profitieren.

Selbst einer schweren Grippe im Feriengebiet kann Dagelet noch was Positives abgewinnen. Also eigentlich hat er die Grippe zu Hause eingefangen, ist danach zu früh arbeiten gegangen und wurde in den Ferien wieder krank. Er ging zum Arzt, Dr. Nagy, welcher ihn sofort ins Spital Scuol brachte, wo Dagelet vier Tage lang lag. Wieder zurück in der Ferienwohnung, erholte er sich rasch und gut und konnte dann auch noch seine Ferien geniessen.

Genossen haben die Dagelets auch den 30. Juni 2019. Damals wurden sie von der Gemeinde und dem Tourismus als langjährige Stammgäste verdankt und geehrt.

Gerne gibt Dagelet den Dank zurück, nämlich für die wunderschöne Zeit, die er und seine Familie in Zernez und im Engadin verleben durften. Und selbstverständlich hoffen sie, dass sie möglichst bald wieder für die Ferien in ihr geliebtes Zernez reisen dürfen.

Die Familie Fischli hat ihr Herz an Samnaun verloren. Vater Roger, Mutter Verena und Sohn Andrin (ganz rechts) mit Bernhard Aeschbacher vom Tourismusbüro.
Die Familie Fischli hat ihr Herz an Samnaun verloren. Vater Roger, Mutter Verena und Sohn Andrin (ganz rechts) mit Bernhard Aeschbacher vom Tourismusbüro. © zvg

Immer wieder Samnaun – seit 20 Jahren

Familie Fischli aus Oberurnen hat ihr Herz an Samnaun verloren. Seit 20 Jahren verbringen Roger und Verena Fischli ihre Ferien in der Talschaft. Sohn Andrin bringt es erst auf 18 Jahre Ferien in Samnaun, kann aber dafür sagen, schon sein ganzes Leben lang dort Ferien gemacht zu haben. Zu Beginn hätten das Grosi und seine Eltern ihn noch im Kinderwagen im Dorf rumgeschoben, berichtet der aktive junge Mann. Später habe er dann immer wieder die Skischule besucht, und inzwischen könne er gut auch alleine über die Pisten brettern, meint er lachend. Wobei, «allein» trifft es für dieses Jahr fast zu gut. «Die Talabfahrt nach Laret haben wir in einem Schnauz genommen», freut sich Andrin. Nicht nur einmal, sondern gleich mehrere Male. Der Grund für den reichlich vorhandenen Platz auf den Skipisten war …- genau.

Das Familienleben pflegen

Obwohl die Fischlis das Familiäre und die eher ruhige Atmosphäre an Samnaun schätzen – «nach Ischgl würden wir jetzt eher nicht», erklärt Andrin – war dieser Winter auch für ihren Geschmack zu familiär und ruhig. Allerdings konnten sie ihr Familienleben dadurch noch stärker pflegen, auch deshalb gehen sie immer wieder nach Samnaun. Denn zu Hause in Oberurnen wäre immer viel los, so würden sie es geniessen, wenn sie für sich seien und sogar das Handy ausschalten. Wobei sie nicht immer für sich sind, sondern schon viele Freundschaften in Samnaun aufgebaut haben, wie Andrin sagt. Besonders beeindruckt ist er dabei von Martin Hangl, denn schliesslich böte sich nicht oft die Gelegenheit, mit einem ehemaligen Weltmeister in Kontakt zu treten. An Samnaun schätzen die Fischlis den Luxus der 250 Pistenkilometer und der modernen Anlagen, genauso wichtig für sie ist aber auch das Angebot neben den Pisten, sprich Gastronomie und Hotellerie, welche ihrer Meinung nach auf höchstem Niveau agiert. Und dass man quasi einen Fuss in Österreich habe, macht für sie den speziellen Reiz des Ortes aus.

Doch nicht nur im Winter trifft man die Fischlis in Samnaun, sondern auch im Sommer, dann sind sie primär am Wandern und Biken. Dann logieren sie im Hotel Samnaunerhof, während sie im Winter den Charme der Ferienwohnungen im Derby geniessen. Zumindest Sohn Andrin zieht den Winter in Samnaun jedoch dem Sommer vor, auch weil er es liebt, durch die verschneiten Strassen zu flanieren und dabei den Lichterglanz zu bewundern.

Andrin schäzt auch, dass Samnaun die Bahnen fortwährend modernisiert und dass auch die Gäste-Info zu einer wichtigen Anlaufstelle geworden ist und so gut vernetzt zwischen den verschiedenen Akteuren im Dorf sei.

Für Samnaun wünscht sich Andrin, dass das Projekt für die Drei-Seil-Umlaufbahn auf breite Unterstützung stösst und auch Gelder von Bund und Kanton kommen. Denn Samnaun brauche solche Projekte, ist er überzeugt, nur so habe das Dorf eine sichere Zukunft. Und dann schiebt vielleicht dereinst auch Andrin seine Kinder im Bébéwagen durch Samnaun.

Bürger und Gast vom Val Müstair

Dass Markus Oswald Stammgast im Val Müstair ist, entspricht einer gewissen Logik, schliesslich ist er auch Bürger von Müstair. «Ich habe zwei Heimatorte, Riehen und Müstair, aber in der ID steht nur Müstair», erklärt er stolz. Seit über zwanzig Jahren verbringt er nun gemeinsam mit seiner Frau die Ferien in Sta. Maria, immer in derselben Wohnung der Familie Greiner. Und wir reden hier nicht nur von ein oder zwei Wochen, sondern von deren vier im Sommer, zweien im Herbst und einer im Winter. Allerdings haben sie die Winterferien vor Kurzem gestrichen, da Markus Oswald nicht mehr so gut zu Fuss ist und sich in den Ferien kein Bein brechen möchte.

Das erste Mal im Val Müstair sei er mit sechs Jahren gewesen, auf Verwandtenbesuch, sagt er. Die Verwandten würde er auch heute noch besuchen – auf dem Friedhof, meint er etwas sinnierend. Die Liebe zum Val Müstair respektive die Zeit, um dort Ferien zu verbringen, erwachte wieder, als Oswald Mitte 40 war. Zuvor habe er an seiner Karriere als Koch gearbeitet, die ihn immerhin bis ins Restaurant der Therme Vals geführt habe. Markus und Yvonne Oswald schätzen am Val Müstair die Ruhe und die Natur, dass man gut wandern kann oder auch biken und natürlich auch die Leute. So unternähmen sie auch mit den Vermietern immer wieder etwas.

Yvonne und Markus Oswald verbringen so viel Zeit wie möglich im Val Müstair.
Yvonne und Markus Oswald verbringen so viel Zeit wie möglich im Val Müstair. © zvg

Kultur und Ziegen

Die Kultur hat es den beiden ebenfalls angetan, dabei schätzen sie die Museen im Tal, das Kloster selbstverständlich, aber genauso auch die Blasmusik des Val Müstair. Selbstredend, dass sich das Tal in der Zeit auch verändert hat. Oswald kann sich noch erinnern, dass sich früher immer gut 100 Ziegen am Morgen versammelten und dann vom Hirtenbuben auf die Weide geführt wurden. Ob früher aber viel mehr oder weniger Leute im Tal gewohnt hätten oder mehr oder weniger Gäste ins Tal kamen, könne er nicht sagen.

Er wünscht sich und dem Tal, dass er noch lange zu Fuss gehen kann und noch oft für die Ferien ins Val Müstair fahren kann. «Ich freue mich jedes Mal, wenn wir wieder dorthin fahren.»

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