Eigentlich wollte Susanne Morf Forstingenieurin werden. Der Zufall wollte es, dass sie als junges Mädchen beobachten konnte, wie eine 300 Jahre alte Eiche ausgehöhlt wurde, um sie am Leben zu erhalten. Fasziniert von dieser Aktion entstand der Berufswunsch, Forstingenieurin zu werden, bis er an misslungenen Aufzuchtversuchen von Fichten scheiterte. Das «Leben erhalten» aber ist geblieben, ebenso wie ihre Naturverbundenheit. Sie ist Fachärztin für Innere Medizin sowie Intensivmedizin. Heute arbeitet Susanne Morf als Co-Chefärztin am Center da sandà Val Müstair.
In Zürich geboren und aufgewachsen, fühlte sich Susanne nie richtig als Zürcherin. Ihre Mutter stammte aus Davos und so verbrachte sie fast alle Ferien im mütterlichen Heimatort und war dort eng verbunden. «Meine beste Freundin war die Tochter des Chefarztes des Spitals Davos, und wir verbrachten oft und gerne Zeit im Krankenhaus. Das weckte in mir den Wunsch, Medizin zu studieren», erzählt sie rückblickend. Die Eltern waren keine Weltenbummler, das Leben von Susanne spielte sich hauptsächlich in Zürich und Davos ab. Dennoch interessierte sie sich schon früh für das Geschehen in den Ländern der sogenannten Dritten Welt und wollte als Ärztin dort etwas bewirken. Nach der Ausbildung zur Fachärztin für Innere Medizin und Intensivmedizin arbeitete sie mehrere Jahre an grossen Universitätsspitälern, Kantonsspitälern sowie bei der REGA. Die Familiengründung veränderte jedoch ihre Prioritäten, und so entschlossen sie und ihr Mann sich, mit dem damals dreijährigen Kind und allen Tieren ins Val Müstair zu ziehen. Die vielseitige Tätigkeit im abgelegenen Regionalspital entspricht ihrem breit gefächerten Interesse.
Wissen weitergeben
Ihre Tätigkeit als Ärztin und das soziale Engagement für Menschen prägen den Lebensweg von Susanne Morf und sind der Grundstein für das Unternehmen Med-Sono, welches sie zusammen mit ihrem Ehemann, der ebenfalls Mediziner ist, gemeinsam aufgebaut hat. Das Steckenpferd der beiden ist der Ultraschall. Med-Sono ist ein Unternehmen, das die medizinische Sonographie – die Ultraschalluntersuchung – fördert. Susanne Morf und ihr Mann Rudolf Horn bieten Ausbildungskurse in der Schweiz, europaweit und in Nepal an. In den Kursen werden die praktischen Fähigkeiten, theoretischen Kenntnisse und die Freude am Ultraschall vermittelt.
Alle zwei Jahre reisen sie nach Dhulikhel, einer Stadt rund 30 Kilometer von der Hauptstadt Kathmandu in Nepal entfernt. Im dortigen Dhulikhel Hospital bieten sie Ärztinnen und Ärzten die Möglichkeit, sich in Sonographie auszubilden und mit einem Diplom abzuschliessen. Dies mit dem Ziel, ihr Wissen in ihrem Heimatland als Ausbildner weitergeben zu können und so die medizinische Versorgung nachhaltig zu stärken. Dieses Engagement ist für die Ärztin mehr als ein Beruf – es ist ihr eine Herzensangelegenheit. Der Einsitz in der Weiterbildungskommission der schweizerischen Gesellschaft für Ultraschallmedizin und Vorstandstätigkeiten in verschiedenen Ultraschall-Sektionen der Schweiz und Deutschland runden das Engagement ab.
Familienmensch und Tierliebhaberin
Den Ausgleich zu ihrem oft hektischen Alltag findet die Ärztin und Mutter eines inzwischen achtjährigen Buben bei ihren Tieren. Zwei Isländer, Ziegen, Bienen, Hühner samt einem stolzen Güggel und der Hund Accordia gehören zur Familie. «Die Arbeit mit meinen Tieren macht mir Freude und erdet mich», sagt sie. «Diese Freude teile ich mit meinem Mann und meinem Sohn.» Susanne Morfs Begeisterung ist spürbar, wenn sie lustige Anekdoten und Erlebnisse mit ihren Tieren erzählt, die da reichen von einem angriffslustigen Güggel bis zu einem Hund, der gerne Legosteine stiehlt. Im Val Müstair hat sie ihr Gleichgewicht gefunden – zwischen Beruf, Familie und der Liebe zu ihren Tieren.
