Minschuns ist bereit für die Wintergäste

Jürg Wirth Daniel Pitsch, Betriebsleiter der Sportanlagen Val Müstair, gibt Auskunft über die zukünftige Saison sowie die vollzogenen und geplanten Neuerungen im Skigebiet.

Wir stehen unmittelbar vor der Wintersaison, welches sind die grössten Trümpfe des Val Müstair?

Aus der Fülle der Angebote in der Schweiz sticht das Münstertal mit seiner Vielfalt und mit seiner Überschaubarkeit hervor. Wir sind klein und fein. Für Familien bieten wir bezahlbare Wintersportferien. An der Ski- und Snowboardschule unterrichten Einheimische. Kulinarisch pflegen wir lokale und bezahlbare Spezialitäten. Die Unterkünfte reichen von der einfachen Ferienwohnung bis zum gepflegten Mittelklassehotel.

 

In den letzten Wintern fiel wenig Schnee und es gab technische Probleme. Womit punkten Sie dieses Jahr? 

Der erste grosse Schneefall kam diesen Herbst in unserem hochgelegenen Gebiet zwischen 2100 und 2700 Meter über Meer bereits Ende Oktober. Das stimmt uns zuversichtlich. Unser Team hat sich unverzüglich an die Grobpräparation der Pisten gemacht. Dazu stehen uns zwei Pistenbullys zur Verfügung. Wir hoffen, diese Grundlage überdauert alle Wetterkapriolen bis zum Saisonbeginn am 22. Dezember 2023.

Der Hauptskilift von Alp da Munt auf den Minschuns wurde im Herbst 2022 vollständig erneuert. Dazu gehören ein stromsparender Elektromotor, ein neues Seil und neue Umlenkrollen. Der Zubringerlift vom Parkplatz Era Sot auf die Alp da Munt erhielt ein neues Seil. Seit letztem Februar läuft der neue Kinderlift mit Tellerli auf Alp da Munt. Die Kleinen müssen sich also nicht mehr an ein Seil klammern, sondern können sich am 170 Meter langen Lift bequem und sicher hochziehen lassen. Und die Eltern schauen ihnen von der Terrasse des Bergrestaurants zu, ohne sie dabei zu stören. Für die Skischule ist er ein grosses Plus, erleichtert den Unterricht und beschleunigt den Lernerfolg.

 

Wie sieht es mit der Beschneiung der Talabfahrt aus?

Die Regierung des Kantons Graubünden genehmigte am 10. August 2023 die von der Gemeinde Val Müstair am 25. Mai 2022 beschlossene Teilrevision der Ortsplanung. Damit schafft sie die nutzungsplanerischen Grundlagen für den Bau der Beschneiungsanlage auf der Talabfahrtspiste im Wintersportgebiet Minschuns. Mit der vorgesehenen Beschneiung wird sie qualitativ aufgewertet und schneesicher. Die bereits bestehende, rund 3,5 Kilometer lange Piste ins Tal führt von der Alp da Munt ins Gebiet Prà Chalchera nach Tschierv direkt ins geplante Feriendorf La Sassa und zur Talstation der vorgesehenen Kabinenumlaufbahn. Dann wird sie von der heutigen reinen Abfahrtspiste zur Beschäftigungspiste und erweitert unser Skigebiet um eine Attraktion.

Mit dem Bau der Beschneiungsanlage beginnen wir, wenn die weiteren Voraussetzungen dazu vorhanden sind. Das sind die rechtsgültige Nutzungsplanung der Gemeinde Val Müstair und die Konzession für den Bau der Seilbahn von Tschierv nach Alp da Munt durch das Bundesamt für Verkehr. Diese wird das Val Müstair beleben, wird sie doch das ganze Jahr betrieben. Zukünftig können so auch Familien mit Kleinkindern, ältere Gäste und solche, die mobilitätseingeschränkt sind, das aussichtsreiche Bergrestaurant auf Alp da Munt leicht erreichen. Für Wanderbegeisterte und Bergsteiger*innen verkürzt sich der Anmarschweg ins hochalpine Gebiet um rund anderthalb Stunden. Auch Mountainbiker*innen dürften sich ihrer bedienen.

 

Die künstliche Beschneiung und die Gondelbahn sind Bedingungen für den Bau des Resorts La Sassa. Wie geht es dort weiter?

Der Bau des erstklassigen Ferienresorts La Sassa wird dann in Angriff genommen, wenn die vorgenannten Bewilligungen vorliegen. Mit La Sassa erhält das Val Müstair einen zusätzlichen Anziehungspunkt mit hoher Wertschöpfung und vielen neuen Arbeitsplätzen. Es wird dazu beitragen, dass das Münstertal zu einer Ganzjahresdestination wird. Es hat also Leuchtturmcharakter für die Talentwicklung und ist Teil der Strategie, die Abwanderung zu stoppen.

 

Winter im Val Müstair bedeutet nicht nur Abfahrtskifahren, sondern auch Langlauf und Skitouren. Wie sieht es da aus mit dem Gästepotenzial?

Jeweils am Mittwochabend findet der Wintersportabend statt, bei dem Skitourengeher*innen und Schneeschuhläufer*innen die Talabfahrtspiste bis auf den Minschuns im Stirnlampenlicht hochlaufen dürfen. Im Bergrestaurant Alp da Munt werden sie mit einem feinen Nachtessen in gleichgesinnter Gesellschaft belohnt. Das Val Müstair ist auch Teil der mehrtägigen Schneeschuhtour «Via Silenzi» von S-charl über den Pass da Costainas nach Lü und weiter via Alp Champatsch über die Fuorcla Funtana zum Ziel Ofenpass. Da sehen wir in Zukunft noch viel Potenzial, besonders wenn Gäste dank der Gondelbahn die ersten oder letzten fünfhundert Höhenmeter bequem überwinden und wir so das Tourenangebot auf Ski und mit Schneeschuhen deutlich erweitern können. 

 

Welche Trends machen Sie bei den Gästen aus?

Das Wintersportgebiet rund um und auf dem Minschuns ist und bleibt der Magnet im Winterangebot des Val Müstair. Zusätzlich zum alpinen Skifahren auf bestens präparierten Pisten locken die weiten Hänge oberhalb der Baumgrenze jüngere Freerider*innen und Snowboarder*innen. Auf der hochalpinen Langlaufloipe La Muntagnarda auf knapp 2200 Meter über Meer lässt sich gemütlich durch den Arvenwald streifen und mit etwas Glück Wild beobachten. Winterwandernde und Schlittler*innen starten auf Alp da Munt Richtung Alp Champatsch nach Lü, wo man entweder das Postauto hinab ins Tal benutzen kann oder nach Tschierv absteigt oder auf den Kufen runterfährt. Abends ist der Schlittelweg sogar ab Lü beleuchtet. So bieten wir auf kleinstem Raum eine Vielfalt an Aktivitäten rund um den Schnee und dies für jede Altersgruppe.

 

Wie sehen Sie die touristische Zukunft des Val Müstair?

Das Val Müstair mit der Biosfera ist eine Destination, die sich ideal für nachhaltigen Tourismus eignet. Die entspannte Atmosphäre entspricht dem Zeitgeist, also weg von der städtischen Alltagshektik hinein in die ruhige und vielseitige Natur.

 

Wird dieses Potenzial schon genügend ausgeschöpft oder gibt es da noch Luft nach oben?

In der Tat haben wir da noch Luft nach oben. Die Kunst wird es sein, genügend neue Gäste anzuziehen, um wirtschaftlich zu überleben, ohne dabei unsere Trümpfe aus der Hand zu geben. Aber Massentourismus und Dichtestress wird es im Münstertal nie geben.

 

Was wünschen Sie sich für diese Wintersaison?

Sicher viel Schnee bis in den Frühling, zudem viel Sonne und saisongerechte, aber dennoch angenehme Temperaturen. Das sind die idealen Voraussetzungen, um aus Erstbesucher*innen Stammgäste zu machen.

Das Wintersportgebiet  Minschuns
Das Wintersportgebiet Minschuns © Andrea Badrutt, Chur
Daniel Pitsch ist selbst begeisterter Skifahrer, auf und neben der Piste.
Daniel Pitsch ist selbst begeisterter Skifahrer, auf und neben der Piste. © Andrea Badrutt, Chur
Daniel Pitsch freut sich auf die kommende Wintersaison.
Daniel Pitsch freut sich auf die kommende Wintersaison. © Andrea Badrutt, Chur

Daniel Pitsch ist ein typischer Münstertaler: naturnah, vielseitig und engagiert. Und so geht er auch als Chef des Skigebiets Minschuns vor. Ob als Maschinenfahrer, Patrouilleur oder Liftarbeiter – er packt überall mit an. Auch sonst ist Daniel ein vielbeschäftigter Mann, sei es im Samariterverein oder als Biobauer.

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