Nach 14 Jahren in Lavin kehrt Bruno Cruz mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück nach Portugal.
Nach 14 Jahren in Lavin kehrt Bruno Cruz mit einem lachenden und einem weinenden Auge zurück nach Portugal. © Jürg Wirth

Von einer Heimat zurück in die andere

Jürg Wirth Nach 14 Jahren im Hotel Piz Linard in Lavin zieht Bruno Cruz Ende März zurück in seine Heimat in Portugal. Dort wird er zum Gemeinderat gehören, etwas mit Tourismus machen und Bestatter sein.

«Ich habe ein Butterherz, das heisst, ich fasse schnell Vertrauen zu den Menschen und kann dadurch rasch Freundschaften schliessen und den Leuten auch viel geben.» So beschreibt Bruno Cruz seine Art, nachdem er noch gesagt hat, er sei einfach Bruno. Selbstverständlich, dass er dazu sein gewinnendes Lächeln lächelt und seine Augen vor Schalk funkeln.

Vermissen werden dieses Butterherz und Bruno ab Ende März die Gäste des Hotels Piz Linard in Lavin und die Menschen aus Lavin. Darauf freuen dürfen sich dagegen die Leute in und um Salzedas, denn dorthin, in seinen Heimatort zuhinterst im Douro-Tal, kehrt Bruno zurück. Zurück zu seiner Frau Susana und dem gemeinsamen Sohn Martin. Gemeinsam mit seinen Schwiegereltern und seiner Frau betreibt er dort ein Bestattungsinstitut und gehört zum Gemeinderat. Aber auch touristisch möchte er aktiv sein und freut sich schon jetzt auf Besuch aus seiner zweiten Heimat Lavin und der Schweiz. Denn auch er wird «sein» Dorf, die Leute von dort und der weiteren Umgebung und seine Gäste vermissen.

Aufgebrochen in die grosse, weite Welt respektive in die Schweiz, genauer ins Engadin, ist Bruno vor etwa 15 Jahren. Kempinsky in St. Moritz hiess die erste Station. Eine Wintersaison arbeitete er dort, die Gäste seien vor allem Russen mit viel Geld gewesen. Krass sei es gewesen.

Von St. Moritz nach Lavin

Susana, schon damals seine Frau, fand anschliessend eine Stelle in einem Hotel in Zernez, und Bruno fragte bei Celio an, einem Kollegen aus demselben Dorf. Dieser vermittelte Bruno über den Koch Miguel ans Linard. Bruno durfte sich eines Morgens vorstellen und hatte am Nachmittag bereits positiven Bescheid. Vorgesehen sei er als Küchenbursche gewesen. Doch weil es im Service zu wenig Leute hatte, stand Bruno nur einige Stunden in der Küche und danach im Restaurant. Im Service ist er geblieben und so zu einem der Gesichter des Linard geworden. Dank seinem «Butterherz», seinem unermüdlichen Einsatz und der stets freundlichen und zuvorkommenden Art. Auch wenn viel zu tun war, blieb Bruno ruhig und gelassen, stets bereit für ein gutes Wort oder einen Spruch.

Dass Bruno in die Schweiz kam, war kein grosser Zufall. Erstens seien aus seiner Umgebung ganz viele Leute in der Schweiz, und zweitens kannte er das Engadin von früher. Seine Eltern arbeiteten im Waldhaus in Sils und Klein Bruno durfte sie immer in den Sommerferien besuchen. Das sei eine wunderbare Zeit gewesen, erinnert er sich. Gespielt habe er mit den anderen Kindern der Angestellten, aber auch mit denjenigen der Besitzerfamilie. Die übrige Zeit des Jahres verbrachte er in Portugal, wo er bis zum Alter von zwölf bei den Grosseltern aufwuchs. Auch deshalb zieht es ihn nun zurück. Damals sei das zwar normal gewesen, heute möchte er aber seinen Sohn Martin aufwachsen sehen, sagt Bruno.

In Portugal hat Bruno die Schule besucht und Kommunikation studiert, vor dem Uni-Studium aber habe er zurückgeschreckt und darauf verzichtet. Bereits damals hat er in der Gemeinde gearbeitet, als Operateur im dorfeigenen Kulturzentrum. Für Ton und Licht im Saal sei er verantwortlich gewesen, sagt er. Noch heute ist Bruno eine gute Adresse bei Problemen mit der Technik. Doch irgendwann kam bei ihm und Susana der Wunsch auf, noch mehr zu sehen als nur immer dieses kleine Dorf, das rund 100 Kilometer von Porto entfernt liegt. Und ja, etwas Geld verdienen wollten die beiden schliesslich auch. Deshalb brachen sie auf in die Schweiz, wo bereits viele ihrer Landsleute und Freunde und Kolleginnen aus dem Dorf arbeiteten. So kam er schliesslich ins Hotel Piz Linard, und der Rest der Geschichte ist bekannt.

Für die Menschen da

Noch nicht ganz bekannt ist nun die Fortsetzung in Portugal, schliesslich spielt sich die auch in der Zukunft ab. Was aber gesagt werden kann ist, dass Bruno weiterhin mit Menschen zu tun haben wird und auch sein «Butterherz» zum Tragen kommen wird, vielleicht noch mehr als bisher. Der Tod eines Familienangehörigen sei immer eine schwierige Zeit für die Angehörigen, weiss Bruno, deshalb sei es wichtig, dass sie dann jemanden zum Reden hätten. Und dieser Jemand ist dann Bruno in seiner neuen Aufgabe im familieneigenen Bestattungsinstitut. Er könne dies auch, weil ihm das Leben schon viele harte Momente gegeben habe, wie er sagt. So ist vor rund anderthalb Jahren sein Vater bei einem Unglück verstorben, was wiederum Bruno die Kraft gibt, seinen neuen Beruf auszuüben. Genau wie im Linard wird Bruno auch in Salzedas das Gesicht des Unternehmens sein und dieses mit seiner herzlichen, unaufgeregten Art führen. Dies auch im Wissen darum, dass man schon mit wenig reich sein könne, wie er festgestellt hat.

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