Scuol Sot diente im Oktober 2022 als Kulisse für «Der Bestatter – Der Film».
Scuol Sot diente im Oktober 2022 als Kulisse für «Der Bestatter – Der Film». © Chiara Ponti

Ein Blick hinter die «Bestatter»-Kulissen

Jürg Wirth Letzten Oktober und November ist «Der Bestatter – Der Film» im Engadin gedreht worden. Während man die Hauptdarsteller*innen kennt, weiss man wenig über die anderen Leute, die unverzichtbar sind für eine solche Produktion. ALLEGRA schaut deshalb genauer hin.

Rund 50 Personen waren an der Produktion von «Der Bestatter – Der Film» beteiligt. Die wenigsten von ihnen standen vor der Kamera, fast alle waren irgendwie und irgendwo dahinter beschäftigt. Zum Beispiel Tanja Chumira, welche für die Ausstattung zuständig war. Ausstattung meint eigentlich das Set-Design, denn schliesslich spielen die Filme kaum je in realen Szenen, sondern immer im modellierten, sprich ausgestatteten Umfeld. So auch bei «Der Bestatter – Der Film». Die Kirche für die Trauerfeier herzurichten, war dabei eher noch ein «churzer Chut». Bedeutend aufwendiger war es, die Zimmer im Hotel Sinestra einzubauen und auszustatten. Doch Aufwand schreckt Tanja Chumira nicht ab, im Gegenteil, sie liebt es, diesen zu betreiben. Just vor dem «Bestatter» hat sie die Schweizer Fernsehserie «Tschugger» ausgestattet, ein Tummelfeld für 80er-Jahre-Fans. Zu sagen ist auch, dass sie nicht für sich alleine arbeitet, sondern im Ausstattungsunternehmen von Peter Scherz, einer festen Grösse, wenn es um Ausstattungen in Schweizer Filmen oder auch in der Werbung geht.

Tanja Chumira ist für die Ausstattung zuständig.
Tanja Chumira ist für die Ausstattung zuständig. © zvg

Ausstatterin

Die junge Frau hat erst Schneiderin gelernt und danach die Matura gemacht. Drei Wochen habe sie anschliessend Biologie studiert, bis sie gemerkt habe, dass das nichts für sie sei. Glücklicherweise lernte sie jemanden aus der Filmindustrie kennen und konnte Fuss in diesem Bereich fassen.

Geht es nun um die Ausstattung für einen neuen Film, sieht sie sich erst das Drehbuch an. Daraufhin beginnt sie, sogenannte «Moods», also Stimmungen, zu erstellen. Das passiert, indem sie eine Art Fotoalbum mit den entsprechenden Bildern zusammenstellt. Danach schaut sie es mit der Regie durch. Diese beurteilt, ob die Stimmungen passen. Falls ja, kann's losgehen. Tanja und die anderen von der Ausstattung beginnen damit, die benötigten Requisiten zusammenzutragen oder auch einzukaufen, beispielsweise in Brockenhäusern. Ihr Liebstes sei das in Fahrweid.

An ihrer Arbeit liebt sie vor allem die Vielfalt und Vielseitigkeit der verschiedenen Aufgaben. Jeder Auftrag sei wieder eine neue Herausforderung, sagt sie.

Hannah Lichtenstein ist Script Supervisor und so quasi das Gedächtnis des Films.
Hannah Lichtenstein ist Script Supervisor und so quasi das Gedächtnis des Films. © zvg

Script Supervisor

Während sich Tanja Chumira ausleben und ihrer Fantasie freien Lauf lassen kann, muss sich Hannah Lichtenstein strikt an die Fakten halten, hält aber die Fakten auch in der Hand. Hannah Lichtenstein ist Script Supervisor und so etwas wie das Gedächtnis des Films. Sie ist es, die mit Drehbuch und iPad auf dem Set steht und während jeder Szene Notizen macht. Denn als Script Supervisor ist sie zuständig dafür, dass die einzelnen Szenen und Kameraeinstellungen später zusammenpassen. Jede Bildgrösse und Kameraposition wird grundsätzlich als Einstellung bezeichnet. Es gibt zum Beispiel die Totale, die den ganzen Raum zeigt oder die Halbtotale für Personendarstellungen von Kopf bis Fuss. Eine noch nähere Einstellung wäre der «Medium Shot» vom Kopf bis zur Hüfte. Die Technik «Schuss-Gegenschuss», eine Sequenz von Einstellungen, kann etwa für Nahaufnahmen von zwei Personen angewandt werden, die sich unterhalten. Dazu muss Hannah genau darauf achten, dass die «Anschlüsse» stimmen. Das kann bedeuten, dass am Ende einer Einstellung die Schauspieler*innen exakt so stehen müssen, wie zu Beginn einer weiteren Kameraeinstellung. Oder dass Hannah eine Schauspielerin bei wiederholten Takes daran erinnert, über welche Seite sich diese vor dem Weggehen gedreht hat. Auch die Requisiten müssen möglichst gleich angeordnet sein. All dies hält Hannah Lichtenstein fein säuberlich in ihren Akten fest. Nebst grosser Sorgfalt und Respekt für die Arbeit sei durchaus auch Hartnäckigkeit gefragt, sagt sie. Dann nämlich, wenn sie Ungereimtheiten festgestellt hat und diese dem Schnitt zuliebe korrigiert haben will, auch wenn die Regie das in dem Moment nicht wichtig findet. Ob sie bei den Regisseur*innen beliebt sei, hänge vor allem von ihnen selbst ab, erklärt sie lächelnd.

Am Abend schaut sie jeweils die «Dailies» durch, wie sie erklärt. Heisst, all die Szenen, die tagsüber gedreht worden sind.

Hannah Lichtenstein war nicht von Anfang an Script Supervisor, sondern studierte zuerst Film an der Zürcher Hochschule der Künste, arbeitete als Regieassistentin und absolvierte Praktika beim Film. Im Jahre 2014 betreute sie den ersten Film als Script Supervisor. «Der Bestatter – Der Film» war bereits ihr 11. Filmprojekt.

Hannah Lichtenstein mit Regisseur Samir auf dem Set zu dessen Film «Baghdad in my Shadow». Für den Film war sie auch in der Projektentwicklung und als Produktionsassistentin tätig.
Hannah Lichtenstein mit Regisseur Samir auf dem Set zu dessen Film «Baghdad in my Shadow». Für den Film war sie auch in der Projektentwicklung und als Produktionsassistentin tätig. © Dschoint Ventschr

Produzent

Auch Christos Dervenis achtet genau auf den Film, allerdings beginnt seine Arbeit schon viel früher und nebst dem Film darf er den Blick fürs grosse Ganze nie verlieren. Denn Christos Dervenis ist der Produzent des Films. Zu diesem Beruf gekommen ist er über einige Umwege. Nach der Matur absolvierte er die KV-Lehre bei einer Firma, die Werbefilme produziert und bildete sich danach weiter zum diplomierten Werbefilmproduzenten. Bei der Firma Condor Films war er Produktionsleiter und wanderte anschliessend für zehn Jahre nach Amerika aus, wo er den Master in Filmproduktion erlangte und ebenfalls Filme produzierte.

Der Ablauf ist dabei immer in etwa derselbe. Erst muss er einmal genügend Geld auftreiben, damit der Film überhaupt gedreht werden kann. Wenn das geschafft ist, beginnt seine Arbeit am Film rund 18 Monate vor den Dreharbeiten. Dazu gehört, die passenden Spielorte zu finden, die Crew zusammenzustellen und die ganze Organisation. Was die Crew angeht, so setzt Dervenis gerne auf bewährte Kräfte, mit denen er auch schon zusammengearbeitet hat. Bei der Ausstattung war das deshalb das Team von Peter Scherz, und für die Kamera wollte er unbedingt mit Brian D. Goff zusammenarbeiten. Der Regisseur Markus Fischer war gesetzt. Denn er hatte die Idee zur Geschichte und kam damit zu Christos Dervenis. Rasch wächst so ein Team an und bei einem Film wie bei «Der Bestatter» käme man schnell auf 50 Leute. Schliesslich fanden die Dreharbeiten während sechs Wochen statt, nach einer ebenso langen und intensiven Vorbereitungszeit. Mit dem Verlauf der Dreharbeiten zeigt sich Dervenis sehr zufrieden. Auch das Wetter habe ideal gepasst, bilanziert er.

Auf die Dreharbeiten folgt dann der Schnitt, der aber Regiesache sei, wie Dervenis sagt. Er schaue lediglich auf die Koordination. Im Februar dieses Jahres wurde der Film fertiggestellt, das heisst, die Musik wurde komponiert und die Bildbearbeitung vorgenommen. «Der Bestatter – Der Film», produziert von Snakefilm, wird ab dem 6. April 2023 in den Schweizer Kinos zu sehen sein. Mit Mike Müller in der Hauptrolle, aber gut 50 Leuten in unverzichtbaren Nebenrollen.

Für den «Bestatter»-Kinofilm wurde das Hotel Val Sinestra kurzerhand zum Hotel Belvedere umfunktioniert.
Für den «Bestatter»-Kinofilm wurde das Hotel Val Sinestra kurzerhand zum Hotel Belvedere umfunktioniert. © Michelle Zbinden

«Der Bestatter – Der Film» läuft am Ostersonntag und Ostermontag, 9. und 10. April jeweils um 20.15 Uhr im Cinema Staziun in Lavin.
staziun-lavin.ch

Das könnte Sie auch interessieren