«Arvenwald in der Alp Tamangur, im Scarltal» 1902 Ernst Muret, Coaz, J. und Schroeter, C. (1902) Ein Besuch im Val Scarl.
«Arvenwald in der Alp Tamangur, im Scarltal» 1902 Ernst Muret, Coaz, J. und Schroeter, C. (1902) Ein Besuch im Val Scarl. © zvg

Historische Fotografien vom «God da Tamangur» gesucht

Susan Lock und Matthias Bürgi, Eidgenössische Forschungsanstalt WSL Umgeben von Feuchtgebieten liegt im hintersten Teil des Val S-charl der höchstgelegene geschlossene Arvenwald Europas, der «God da Tamangur». Aus ganz unterschiedlichen Gründen erhielt dieser Wald im Laufe der Zeit besondere Aufmerksamkeit. So sollte er zu Beginn des 20. Jahrhunderts zum Kerngebiet eines neu zu schaffenden Nationalparks werden, wurde in den 1920er-Jahren wegen eines Gedichts von Peider Lansel zum Symbol für die Widerstandskraft der bedrohten rätoromanischen Sprache, inspirierte immer wieder Künstler*innen und ist seit 2007 ein Naturwaldreservat.

Zugleich war der Wald von Tamangur immer auch Teil der durch den Menschen genutzten Landschaft. Während nahe gelegene Waldungen im Zuge der jahrhundertelangen bergbaulichen Aktivitäten abgeholzt wurden, zeugen die teilweise uralten Arven davon, dass hier keine Kahlschläge durchgeführt wurden. Aber die ihn umgebenden Alpen deckten einen Teil ihres Holzbedarfs aus dem Wald, und ebenso war er Teil ihrer Weidegebiete. Unter all diesen wechselnden Ansichten und Nutzungen hat sich der «God da Tamangur» im Laufe der Jahrhunderte entwickelt.

In einem kürzlich gestarteten Projekt «Zur Waldgeschichte von Tamangur – Nutzung, Struktur, Landschaft» der Eidgenössischen Forschungsanstalt WSL soll, basierend auf historischen Dokumenten, Luftbildern und Zeitzeugen-Interviews, ein umfassendes Bild der Waldentwicklung aus ökologischer und historischer Sicht entstehen. Unterstützt und begleitet wird es durch Angelika Abderhalden, Geschäftsführerin UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair, dem Forstdienst, Historiker*innen und Landwirt*innen.

Eine wichtige Grundlage der Untersuchung sind historische Fotografien, aber auch Gemälde und Zeichnungen des Tamangur-Waldes und seiner Umgebung. Einiges ist in den Archiven zu finden – aber vielleicht findet jemand aus der Leserschaft des ALLEGRAs in seinen Fotoalben oder in einem Nachlass Bilder, die den Tamangur-Wald zeigen? Wer weiß Quellen, Namen von Fotograf*innen oder Maler*innen, von Sammlungen? Wer bereit ist, dem Tamangur-Projekt Bilder zur Verfügung zu stellen, wendet sich bitte an: Susan Lock, Plans 7, 7543 Lavin (susan.lock@wsl.ch).

Selbstverständlich werden diese zusammen mit dem Projektbericht nach Projektende wieder zurückgegeben. Es sei denn, diese sollen bei dieser Gelegenheit dem Archiv Cultural Engiadina Bassa übergeben werden, damit sie der Nachwelt sicher überliefert werden können (siehe Infobox).

Das «Archiv cultural Engiadina Bassa» in S-chadatsch (zwischen Strada und Martina) sammelt alte Dokumente, Fotografien und Bücher über die Region Engiadina Bassa. Diese Dokumente werden professionell archiviert und sind für die Öffentlichkeit zugänglich. Weitere Informationen unter: archivcultural.ch

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