Allegra! in der Chamanna Cluozza

Annina Buchli Von einer Übernachtung in der Chamanna Cluozza erzählen uns Gäste auch noch viele Jahre später. Die Wanderung zur Hütte verspricht auch als Tagestour bleibende Eindrücke. Letzten Sommer wurde umgebaut, und eine neue Gastgeber-Familie sorgt künftig für das Wohl von Besucherinnen und Besuchern.

Manches ist also neu in der Unterkunft im wilden Tal, das eine Art Embryonal-Stadium des Nationalparks darstellt: Das Tal wurde schon 1909 als erster Abschnitt unter Schutz gestellt, fünf Jahre bevor der Schweizerische Nationalpark am 1. August 1914 offiziell geboren wurde.

Bewährtes ist noch gleich

Sie steht immer noch am selben Ort, die Chamanna Cluozza: Wo Fuchs und Hase sich und Ihnen gute Nacht sagen. Die Sterne und der Mond funkeln als einzige Lichtquellen, wenn die satten, müden Gäste die Lichter löschen. Sollte ausnahmsweise schlechtes Wetter herrschen, inszenieren Nebelschwaden die Landschaft neu und streichen verblüffende Silhouetten hervor. Die Ova da Cluozza (der Cluozza-Bach) bekommt dann ihren Auftritt und murmelt das Schlaflied. Die Befriedigung über den geleisteten Aufstieg mischt sich mit der Erwartung morgiger Entdeckungen, und zusammen beflügeln sie Ihre Träume von Begegnungen mit Bartgeiern und Schnee-Enzian oder – für die Kühneren – mit Luchs und Bär. Da die elektronischen Geräte im abgeschiedenen Tal keinen Empfang haben, hat hier Ihr Kopfkino seinen ganz grossen Auftritt.

Sorgfalt mit den Ressourcen

Künftig werden Sie einen kleineren ökologischen Fussabdruck beim Aufenthalt in diesem ältesten Schutzgebiet der Alpen hinterlassen. In den Köstlichkeiten aus der Küche stecken Produkte aus der Region, Kreativität und Liebe zum Detail – nie aber Fleisch aus Massentierhaltung oder Fertigprodukte. Der Strom ist ein Nebenprodukt des Schlaflieds: Der Cluozza-Bach treibt eine kleine Turbine an. Der Ertrag reicht allerdings nur für die Infrastruktur der Hütte. Würmer im neuen WC-Häuschen verwandeln in Erde, was Ihr Körper von sich gibt; Pflanzen filtern das Abwasser. Da es nach wie vor keine Duschen gibt, hält sich dessen Menge jedoch im Rahmen.

Ein gutes Gewissen ist das beste Ruhekissen. Das gilt nicht nur für Sie als Gäste, sondern erst recht für uns vom Schweizerischen Nationalpark, die wir den Umbau wie auch den Betrieb der Chamanna Cluozza verantworten. Wir haben Stampflehm eingesetzt und Lärchenholz aus der Region; für die Begrünung haben Park-Mitarbeitende letzten Herbst Samen in unmittelbarer Umgebung gesammelt, die sie jetzt aussäen. Die Transportflüge werden immer sorgfältig geplant. Mit Maultieren, wie das bis 1980 der Fall war, schaffen wir die Versorgung der vielen Gäste nicht mehr.

Mit von Hand gefertigten und genagelten Lärchenschindeln kommt altes Handwerk auf das Dach.
Mit von Hand gefertigten und genagelten Lärchenschindeln kommt altes Handwerk auf das Dach. © Hans Lozza, SNP

Ein neues Wahrzeichen

Sofort ins Auge sticht der neue Wohnturm. Harmonisch fügt er sich in die Landschaft und in die bestehenden Strukturen ein. Und trotzdem kommt er modern und innovativ daher. Dicke Lärchenbalken wurden mit Holzdübeln zu einem Holzstrick zusammengefügt. Die drei Stockwerke werden künftig vom Hüttenteam bewohnt. Durch die bauliche Entflechtung entsteht so ein willkommener Rückzugsort.

Der Wohnturm für das Personal wurde neu erstellt.
Der Wohnturm für das Personal wurde neu erstellt. © Hans Lozza, SNP

Verpflegung für Tagesgäste

Für wen die 3 ½ Stunden Wanderzeit zur Hütte nur Auftakt sind und wer noch eine mindestens ebenso lange Tour anhängen möchte, kann bei hausgebackenem Kuchen und lokalen Spezialitäten auch nur einen Zwischenstopp einlegen. Die Rolle als Gastgeber übernimmt neu die Familie Naue: Nicole und Artur und ihre Söhne Til und Leo. Viele von Ihnen kennen sie aus ihrer Zeit in der Trift-Hütte im Berner Oberland. «SRF bi de Lüt» hat ihre «Hüttengeschichte» von dort bereits erzählt. Wir dürfen gespannt auf neue Geschichten sein.
Am 11. Juni 2022 öffnen sie erstmals die Hüttentüren für Gäste, am Wochenende danach feiern wir die Neueröffnung (siehe Kasten).

Familie Naue ist für den Saisonstart bereit.
Familie Naue ist für den Saisonstart bereit. © Hans Lozza, SNP
Sonntag, 19. Juni 2022, von 10.00 bis 15.00 Uhr

Tag der offenen Tür in der Chamanna Cluozza

Führungen durch die neuen Räumlichkeiten mit besonderem Augenmerk auf die Nachhaltigkeit. Lassen Sie sich von unseren neuen Gastgebern Nicole und Artur Naue und ihrem Team verwöhnen.

Die Wanderung von Zernez bis zur Chamanna Cluozza dauert ca. 3 ½ Stunden.

Es besteht auch das Angebot einer geführten Wanderung ab P3 über Murter zur Chamanna Cluozza.

Weitere Informationen auf cluozza.ch

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