Alpine Landschaften zwischen Beständigkeit und Veränderung
Was macht alpine Landschaften so besonders und einzigartig? Welche gesellschaftliche Bedeutung haben sie? Was befindet sich im Wandel, und was bleibt beständig? Über diese und viele weitere Fragen wird am 12. und 13. Juni in Zernez intensiv nachgedacht, diskutiert und debattiert. Das diesjährige «Forschungssymposium SNP+» stellt die Landschaftsforschung sowie die einzigartigen Landschaften der Nationalparkregion ins Zentrum. Mit dem Thema «Landschaften unter der Lupe» werden am Symposium neueste Erkenntnisse, Methoden, Innovationen sowie inter- und transdisziplinäre Projekte zur Erforschung alpiner Landschaften vorgestellt.
Veränderungen in verschiedensten Ausprägungen
Alpine Landschaften sind nicht nur beeindruckende Naturkulissen, in denen wir Menschen uns gerne in der Freizeit und zur Erholung bewegen, sondern auch komplexe, dynamische Systeme, die durch natürliche Prozesse der Geologie, Hydrologie, Biologie oder Atmosphäre geformt und stetig verändert werden. Auch der Mensch hinterlässt Spuren in alpinen Landschaften, beispielsweise durch deren Nutzung für die Land-, Forst- oder Wasserwirtschaft.
Veränderungen in der Landschaft geschehen auf unterschiedlichen Zeit- und Raumskalen und können sehr schnell vonstattengehen. So zum Beispiel durch den Bau von Infrastrukturen wie Staumauern, Strassen oder Gebäuden in Städten; oder auch durch natürliche Prozesse wie Murgänge, die oft aufgrund starker Niederschläge Landschaften innerhalb weniger Stunden komplett verändern können. Langsamere Veränderungen sind nicht weniger eindrücklich, wie etwa der Rückgang der alpinen Gletscher durch den Klimawandel. Andere wiederum verlaufen so schleichend, dass sie kaum wahrgenommen werden – solchen begegnen wir im Schweizerischen Nationalpark (SNP) besonders häufig: ehemalige Weiden, die aufgrund des hohen Beweidungsdrucks nur sehr langsam zuwachsen, mächtige Blockgletscher, die sich einige Dezimeter pro Jahr talabwärts bewegen, oder alpine Seen, die sich langsam erwärmen und deren Lebensgemeinschaften sich stetig ändern – Veränderung, die mit blossem Auge aber nicht sichtbar sind.
Wissenschaftliche Perspektiven auf alpine Landschaften
Das «Forschungssymposium SNP+» ist fachlich breit aufgestellt: ein Schwerpunkt liegt auf der Wahrnehmung von Landschaften und derer gesellschaftlicher Bedeutung. Historische Dokumente, Fotografien, Flurnamen oder traditionelle Kulturlandschaften liefern wertvolle Einblicke in vergangene und gegenwärtige Vorstellungen von Landschaft.
Eine weitere Vortragsrunde widmet sich naturwissenschaftlichen Fragestellungen. Dabei liegt der Fokus auf verschiedenen Methoden zur Landschaftserforschung wie Fernerkundung oder Datenerhebung als Grundlage, um die Prozesse der Landschaftsbildung und -veränderung zu verstehen. Auch die Auswirkungen des Klimawandels auf die Landschaften, die Rolle der grossen Beutegreifer oder Renaturierungsmassnahmen und deren Bedeutung für die Biodiversität können zentrale Themen dieser Auseinandersetzung sein.
Nicht zuletzt erhalten junge Forschende die Möglichkeit, ihre Studien am Symposium zu präsentieren und uns Einblicke in neue Forschungsansätze und Denkweisen zu geben. Welch neue Perspektiven sie damit eröffnen, bleibt spannend – lassen Sie sich überraschen!
Unterwegs in den alpinen Landschaften
Neben Vorträgen und Diskussionen bietet das Forschungssymposium die Möglichkeit, Landschaften direkt vor Ort zu erleben. Am zweiten Tag des Symposiums stehen Exkursionen zur Auswahl, die eindrucksvolle Einblicke in die Entwicklung und Veränderung der alpinen Kultur- und Naturlandschaften geben. Eine Exkursion führt nach Ramosch, wo historische Bewässerungssysteme, alte Verkehrswege und die reich strukturierte Terrassenlandschaft erkundet werden. Eine weitere Tour beleuchtet Veränderungen in der Val Müstair und zeigt, welche Auswirkungen beispielsweise Meliorationsmassnahmen auf die Kulturlandschaft haben. Eine dritte Exkursion führt ins Ofenpassgebiet, wo alte Spuren menschlicher Nutzung und die heutigen Schutzmassnahmen des Nationalparks und deren Auswirkungen auf die Landschaft diskutiert werden.
Das «Forschungssymposium SNP+» bietet eine einmalige Gelegenheit, mehr über die faszinierende Welt der Landschaftsforschung zu erfahren, Kontakte zu knüpfen und gemeinsam neue Wege in der Erforschung alpiner Räume zu beschreiten. Seien Sie dabei und erleben Sie die alpine Landschaft aus neuen wissenschaftlichen Perspektiven!
Interessierte sind bei den Vorträgen sehr willkommen – das Programm ist auf der Webseite fok-snp.scnat.ch verfügbar. Anmeldung bei fok-snp@scnat.ch.