Wir sind zuversichtlich für die Wintersaison

Jürg Wirth Jürgen Walch ist der neue Leiter Events bei der Ferienregion Engadin Samnaun Val Müstair. Sein Start fällt in eine schwierige Zeit, trotzdem ist er zuversichtlich und freut sich auf die neuen Herausforderungen.

Was macht ein Leiter Events wenn keine Events stattfinden?
Das ist so nicht ganz korrekt. Es finden durchaus Events statt, der Nationalpark Bike-Marathon hat stattgefunden, und seit dem 1. Oktober dürfen Events mit über 1000 Zuschauern mit Schutzkonzept wieder stattfinden. Den ClauWau und das Eröffnungskonzert in Samnaun haben wir jedoch abgesagt.

Das heisst, der Leiter Events schreibt vor allem Schutzkonzepte?
Das macht momentan tatsächlich einen grossen Teil meiner Arbeit aus. Momentan ändern sich die Vorgaben fast täglich, was ich heute schreibe, ist morgen vielleicht schon nicht mehr gültig.

Sie schreiben jeden Tag ein neues Konzept?
Nein, das schon nicht, aber ich befasse mich tatsächlich tagtäglich mit den Konzepten.

Die Tätigkeit als Leiter Events üben Sie frisch aus, ist das nun ein guter, weil sanfter Einstieg oder hätten Sies lieber anders gehabt?
Selbstverständlich wäre es mir lieber gewesen, wenn die Events normal stattgefunden hätten. Allerdings muss ich auch sagen, dass die neue Situation auch herausfordernde und spannende Aspekte bietet. Dazu kommt, dass ich keinen Vergleich habe. Ich habe schon unzählig Events, Feiern, Anlässe organisiert, einfach in einem anderm Umfeld. Momentan geht es darum Lösungen für die Situation zu suchen, weil Events im herkömmlichen Sinne nicht stattfinden können.

Und wie sehen die Lösungen für den ClauWau aus?
Da haben wir uns was Neues einfallen lassen, wir sind dabei das Samnaun Opening Unplugged auf die Beine zu stellen.  Es sollen feine Konzerte im kleinen Rahmen stattfinden, damit die Sicherheit unserer Gäste und Mitarbeitenden gewährleistet ist.
Andere Anlässe dürften wahrscheinlich ohne Zuschauer stattfinden.

Welche denn?
Den Snowboard-Weltcup in Scuol planen wir momentan zweigleisig, einmal mit und einmal ohne Zuschauer. Weil wir keine nummerierten Sitzplätze haben, sondern nur Stehplätze am Pistenrand, wird die Organisation sehr anspruchsvoll. Deshalb würden wir beim heutigen Stand den Anlass ohne Zuschauer durchführen. Sollte sich die Situation ändern, hätten wir aber auch das Konzept mit Zuschauern bereit.

Für Samnaun spielen die Events eine wichtige Rolle. Wie stark schmerzt das, wenn die Eröffnungsevents nicht stattfinden können?
Schlussendlich wiegen wir lediglich ein Wochenende mit einer gerade startenden Saison auf.  Es würde viel stärker schmerzen, wenn wir ClauWau und Eröffnungskonzert durchführen würden, einen oder mehrere Fälle zu verzeichnen hätten und damit den ganzen Winter auf’s Spiel setzen.

Was tun Sie denn für einen sicheren Winter?
Bergbahnen, Restaurants, Hotels, jeder Leistungsträger erarbeitet ein Schutzkonzept, auf dass die Gäste ihre Ferien sicher und gesund hier verbringen können.

Wie sieht es denn mit dem Buchungsstand aus?
Der ist momentan schon tiefer als im Vorjahr, aber wer hätte im März und April gedacht, dass der Sommer so gut wird? Will heissen, wir sind zuversichtlich und hoffen, dass es zu mehr kurzfristigen Buchungen kommen wird, wenn die Saison gut und sicher angelaufen ist.

Aber Après-Ski ist gestorben?
In der Form wie wir Après-Ski bisher gekannt haben ganz sicher ja, ich kann mir nicht vorstellen, dass es das so geben wird.  Die Après-Ski-Betriebe werden ihren Betrieb an die Schutzkonzepte anpassen. Gleichzeitig kommen die meisten Gäste nicht primär wegen dem Après-Ski, sondern vor allem wegen dem vielseitigen Winterangebot in unsere Destination.

Trotzdem sind Sie zuversichtlich für die Wintersaison?
Ja, wenn die Lage in der Schweiz und im umliegenden Ausland einigermassen unter Kontrolle bleibt. Ich denke, die Leute gewöhnen sich mit der Zeit an die ganze Situation. Momentan sind sie noch etwas unsicher und warten ab. Und die globale Situation spielt uns auch etwas in die Hände, denn Ferien auf den Malediven sind eher unwahrscheinlich.

Also Skifahren oder zu Hause bleiben?
Überspitzt gesagt ja. Obwohl unsere Gäste bei uns ja nicht nur Skifahren können, sondern noch viele andere Möglichkeiten haben. Aber ja, die Schweiz fährt Ski, wie die Kampagne das so schön sagt.

Kommen die Bergbahnen den Gästen bei den Preisen für Abos entgegen?
Meines Wissens ist das nicht geplant.  Wir alle wollen unseren Gästen ein sicheres Ferienerlebnis bieten, der Mehraufwand dazu ist erheblich. Da wären Rabatte nicht der richtige Weg und eine falsche Botschaft.

Wie lautet Ihr Auftrag als Leiter Events, haben Sie schon neue Anlässe im Köcher?
Mein Auftrag lautet Kontinuität, d.h. bestehende Events weiterführen und wo möglich verbessern und den ein oder anderen neuen Anlass initiieren. Die Events sollen der Destination Logiernächte, Wertschöpfung und/oder Bekanntheit bringen. Für unsere Gäste bieten wir so attraktive Highlights. Ich habe schon einige Ideen für neue Events, jetzt aber bereits detailliert darüber zu kommunizieren würde keinen Sinn machen.

Sie sind im elterlichen Hotelbetrieb aufgewachsen und haben immer im Tourismus gearbeitet. Was fasziniert Sie an dieser Branche?
Dass kein Tag wie der andere ist, jeden Tag gibt es wieder neue Herausforderungen, die zu meistern sind. Dann gefällt mir auch, dass Tourismus ein Live-Business ist, bei dem man mit Menschen zu tun hat. Er ist sehr dynamisch, wie ich auch. Nur schon das Wetter ist eine grosse Herausforderung, auf die wir Touristiker immer wieder reagieren müssen.

Wo sehen Sie sich in fünf Jahren?
Sicher in der Region, denn ich habe hier inzwischen auch Wurzeln geschlagen.  Vor allem aber will ich etwas bewegen und gestalten können und will Freude an meiner Arbeit haben.  Ich stelle mich gerne Herausforderungen und mag es, Verantwortung zu übernehmen.

Gibt es einen Event, den Sie gerne hier oder gar erfunden hätten?
Es gibt natürlich tolle Events, wie beispielsweise das Lauberhorn-Rennen. Aber dieses nun in unsere Destination kopieren zu wollen, macht keinen Sinn, alleine schon die 40’000 Zuschauer wären für unsere Region eine riesige Herausforderung. Besonders gut gefällt mir aber der Nationalpark Bike-Marathon, dieser wurde hier geschaffen, passt ausgezeichnet in unsere Region und ist unverwechselbar, weil es auch nur einen Nationalpark in der Schweiz gibt.

Was wünschen Sie sich für den Winter?
Zahlreiche Gäste in der Region und dass wir uns von der besten Seite zeigen können Ich wünsche mir, dass sich die Gäste bei uns sicher und wohl fühlen und dass sich der Umgang mit dem Coronavirus dank medizinischen Fortschritten bald entspannt… und man wieder Planungssicherheit erlangt.
Und natürlich wünsche ich allen gute Gesundheit.

 

Jürgen Walch ist neuer Eventmanager bei der TESSVM. Er entwickelt alternative Szenarien und kennt sich mittlerweile gut aus mit Schutzkonzepten.
Jürgen Walch ist neuer Eventmanager bei der TESSVM. Er entwickelt alternative Szenarien und kennt sich mittlerweile gut aus mit Schutzkonzepten. © Foto: Dominik Täuber
Zur Person

Jürgen Walch ist seit 1. September 2020 Leiter Events bei der TESSVM (Tourismus Engadin Samnaun Val Müstair AG). Er arbeitet rund 70 Prozent in und für Samnaun und den Rest im Engadin und Val Müstair. Zuvor war er fünf Jahre lang Gastgeber des Hotels GuardaVal und während anderthalb Jahren Direktor des Hotels Belvédère. Jürgen Walch wohnt in Scuol.

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