Samuela Duschletta mit ihrem Lieblingspferd.
Samuela Duschletta mit ihrem Lieblingspferd. © Jürg Wirth

Die letzte Station für Pferde

Jürg Wirth Samuela und Daniel Duschletta haben im Val Müstair einen Gnadenhof für Pferde eröffnet. Dort können die Tiere aber gut und gerne noch zehn oder mehr Jahre leben.

Begonnen hat eigentlich alles ganz gewöhnlich. Im Jahre 2014 übernahmen Samuela und Daniel Duschletta den elterlichen Hof von Samuela in Valchava. 2010 verstarb ihr Vater, worauf erst die Mutter ein Jahr den Betrieb führte und dann drei Jahre lang der Bruder. Daniel arbeitete als gelernter Bauer 14 Jahre bei der Rhätischen Bahn im Technischen Dienst und freute sich ebenfalls auf die neue Herausforderung.

Angefangen haben sie mit Mutterkühen, mit 26 Tieren auf dem Gelände auf einer Grösse von 28 Hektaren, wobei drei davon Weiden sind. Und der Betrieb lief gut und entwickelte sich erfreulich. Klar auch, dass immer mal wieder etwas gebaut werden musste. Erst ein Ziegenstall, später dann eine neue Liegehalle, dies auch aufgrund immer neuer Vorschriften. Eine Entwicklung, welche die beiden bereits damals mit grosser Skepsis beobachteten. Irgendwann wurden ihnen dann die ganzen Vorschriften im Zusammenhang mit der Rindviehhaltung zu kompliziert, und sie suchten nach einer Alternative. Der Entscheid war rasch gefällt: die Haltung von Pferden. Denn für Pferde brennt Samuela seit eh und je. Diese Tiere sind ihre Passion und Leidenschaft. Jedoch wollten sie nicht einfach eine weitere Pferdepension aufbauen, sondern setzten bewusst auf eine Nische: einen Lebend- oder Gnadenhof – also die letzte Station für Pferde. Dazu bauten sie den ehemaligen Kuhstall um und setzten Boxen für die Pferde ein, zur Gruppen- und Einzelhaltung, je nachdem, was den Tieren besser entspricht.

Und die Idee kam sehr gut an. Auf ein Inserat in den einschlägigen und sozialen Medien meldeten sich gleich mehrere Pferdebesitzer*innen, deren Tiere zwar durchaus noch lebensfähig waren, jedoch mit kleineren oder grösseren Gebrechen zu kämpfen hatten. Asthma oder Arthrose sind zwei Stichworte dazu. Bei der Wahl ihres Gnadenhofs gehen die Besitzer*innen unterschiedlich vor. Die einen bringen ihr Pferd erst nach eingehender Besichtigung des Betriebs, die anderen kommen direkt mit dem Anhänger samt Tier. Gefallen tut es bis jetzt aber allen, was stellvertretend ein Pärchen aus Zug bekräftigte. Ein Umstand, der sich auch beim Blick auf die Weide zeigt, wo die Pferde mit unterschiedlicher Herkunft ein gutes Auskommen miteinander gefunden haben.

Für ein langes Leben

Bereits 16 Pferde, inklusive den zwei eigenen von Samuela, verbringen nun auf Bain Sadà ihren Lebensabend. Und dieser, also der Lebensabend, kann sich durchaus dahinziehen. Bis zu zehn Jahre könnten die Tiere noch bei ihr verbringen, schätzt Samuela. Zu guter Letzt werden sie dann eingeschläfert. Bisher mussten sie dies erst bei einem Tier machen, sagt die Bäuerin.

Also eine vollkommen geglückte Wendung vom Bauernhof mit Mutterkühen zum Gnadenhof mit Pferden? «Auf jeden Fall», strahlt Samuela. «Ja, doch, doch», sagt auch Daniel, obwohl er sich noch ein wenig ans neue Konzept gewöhnen muss.

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