Der Scuoler Nikolaus versieht seine Arbeit schon seit über 30 Jahren und immer mit viel Freude.
Der Scuoler Nikolaus versieht seine Arbeit schon seit über 30 Jahren und immer mit viel Freude. © (zvg)

Der Nikolaus von Scuol

Jürg Wirth Zu Beginn hatte der Nikolaus in Scuol nur einige wenige Kinder zu besuchen. Heute ist er drei Tage unterwegs. Eine Begegnung.

Dass der Nikolaus einen Ganzjahresjob hat, weiss jedes Kind. Schliesslich beobachtet der Mann mit dem weissen Bart und der roten Kutte immer und überall, ob die Kinder artig sind und trägt seine Observationen in das dicke Buch ein. Auch in Scuol ist das nicht anders. Allerdings, die Hauptarbeit beginnt im September, wie der Nikolaus bei einem Treffen erklärt. Dann kämen die ersten Anfragen, und er müsse die Termine organisieren. Vorbei die Zeiten, als er quasi aufs Geratewohl mit Esel und Schmutzli loszog und den Kindern samt Eltern einen Besuch abstattete. Ja noch mehr, der Nikolaus muss teilweise sogar Termine absagen. Weil er das aber nicht gerne tut, ist er mittlerweile nicht mehr nur am 6. Dezember – seinem Tag – unterwegs, sondern auch noch vorher und nachher. Fast von mittags bis spätabends geht er zusammen mit seinem Schmutzli von Haus zu Haus, erklärt er. Selbstredend, dass das für einen alten Mann anstrengend ist. Obwohl, das von Haus zu Haus gehen ist dem Nikolaus ansonsten sehr wohl bekannt und er den Leuten deshalb auch. Auch trinke er nichts mehr, erklärt er freimütig. Wenn, dann höchstens einen Kaffee oder ein Glas Wasser, aber nicht in der guten Stube. Früher sei ihm in jedem Haus ein Schnaps angeboten worden, heute nähme er vielleicht noch einen oder höchstens zwei. Allerdings habe es ab und an auch Jung-Kläuse gegeben, die bedeutend weniger diszipliniert waren als der Routinier. Einer habe mal in einer Stube einen Jungen herzitieren wollen, allein, die Familie hatte nur Mädchen. Als die Mutter den Klaus auf seinen Fehler hingewiesen habe, sei dieser auch noch wütend geworden. Am Schluss las der Schmutzli das Sündenregister vor, erzählt der Nikolaus, der offensichtlich nicht nur die Kinder beobachtet. Apropos Sündenregister, da habe sich viel getan in den über 30 Jahren, in denen der Nikolaus jetzt schon in Scuol tätig ist. Begonnen habe er ja eigentlich nur, weil Scuol auf der Karte der vereinigten Nikolause quasi ein blinder Fleck war. «Weit und breit keinen richtigen Nikolaus habe es damals gegeben», erinnert sich der Samichlaus und streicht sich dabei über seine buschigen Augenbrauen. Deshalb sei er damals angefragt worden, um kleine Einsätze und Vertretungen zu übernehmen, was er gerne tat.

Drei Tage unterwegs

Inzwischen sind aus den kleinen Einsätzen drei Tage geworden, an denen er unterwegs ist. Doch wir waren beim Sündenregister. Früher sei er quasi noch Hilfserzieher der Eltern gewesen, erinnert sich der Klaus etwas ungern. Er musste die Kinder tadeln und sie, wenn möglich, auf den richtigen Weg zurückführen. Von wegen Finken anziehen, Kleider wegräumen und Hausaufgaben machen. Falls nötig, auch mit Hilfe seiner Fitze. Heute erwähne er vor allem die guten Seiten der Kinder. Wenn sie mit der Nona schön bastelten, im Kindergarten zeichnen und zu Hause lieb mit den Geschwistern sind. Das gefalle ihm sehr, überhaupt der Auftritt in den Stuben, das sei ja ein klein wenig auch Theater. Jedoch nur in den Stuben. Er habe auch schon Anfragen von Vereinen gehabt, doch diesen gebe er in der Regel einen Korb. Schliesslich sei er nicht Clown, sondern Klaus. Vielmehr kümmere er sich um die Kinder, versuche auch solche, die Angst hätten, zu beruhigen. Denn der Nikolaus müsse nicht böse sein, sagt er so energisch, dass er dabei fast seine Mütze verliert. Kräftig aber muss der Nikolaus sein, denn sein Eseli begleitet ihn nur bis Gurlaina, in Scuol hätte es Angst vor den Autos. Deshalb müsse der Nikolaus und sein Schmutzli alles alleine buckeln. Auch von Corona hat der Nikolaus schon gehört, hofft aber schwer, dass er dieses Jahr trotzdem wieder zu den Kindern kann, obwohl der Virus grassiert. «Solange mir das niemand verbietet, lasse ich mir den Gang zu den Kindern nicht nehmen.» Und mittlerweile wird der Nikolaus auch während des Jahres etwas entlastet, weil er nicht mehr alles mit eigenen Augen sehen muss. Inzwischen können die Eltern auch Whatsapp-Nachrichten an ihn schreiben. Ein Ganzjahresjob bleibt aber der des Nikolaus nach wie vor, jetzt hat er einfach noch mehr Zeit für sein Eselein.

Selbstverständlich ist der Nikolaus immer mit dem Schmutzli unterwegs.
Selbstverständlich ist der Nikolaus immer mit dem Schmutzli unterwegs. © (zvg)

Das könnte Sie auch interessieren