Dani Clavuot freut sich, dass er für die Gemeinde Zernez arbeiten kann.
Dani Clavuot freut sich, dass er für die Gemeinde Zernez arbeiten kann. © Jürg Wirth

Dani Clavuot hilft, wo er kann

Jürg Wirth Dani Clavuot hat eine Büroanlehre abgeschlossen, im kaufmännischen Bereich gearbeitet und ist seit 13 Jahren für die Gemeinde Zernez tätig. Und Dani ist halbseitig gelähmt.

Am Dienstag ist in Lavin Dani-Tag, und für Dani ist Lavin-Tag. Dani, mit vollem Namen Daniel Clavuot, ist Gemeindearbeiter bei der Gemeinde Zernez und immer am Dienstag in Lavin zugange. Das allerdings ist noch nicht so speziell, obwohl es natürlich speziell schön ist, dass Dani in Lavin arbeiten darf. Speziell an Dani ist hingegen, dass er etwas hinkt und den linken Arm nicht so gut bewegen kann. Speziell ist dies deshalb, weil Dani halbseitig gelähmt ist, eine Hemiplegie habe er, klärt er den Schreiber auf. Mit vier Jahren sei er auf dem Fussgängerstreifen von einem Auto angefahren und 30 Meter weggeschleudert worden, mit schweren Verletzungen sei er sieben Monate im Inselspital gelegen. «Die Ärzte wussten nicht, ob ich nochmals aufwache.» Doch Dani wachte auf und setzte alles daran, wieder ins Leben zurückzukehren.

Am KV

Er wuchs in Zernez auf und absolvierte die Schulzeit im CB Schulheim in Chur für Kinder mit einer körperlichen Behinderung. «Mein Ziel und auch mein Wunsch war es aber immer, in der freien Wirtschaft zu arbeiten.» Deshalb entschied er sich nach Abschluss seiner Schulzeit für eine Büroanlehre im Bürozentrum in Zürich. «Ich besuchte die kaufmännische Berufsschule, wie alle anderen auch», freut sich Dani noch heute, wenn er davon erzählt. Sehr gut sei er dort aufgenommen worden. Überhaupt die Freude, die ist bei Dani häufig zu spüren, auch die Freude am Erzählen, denn schliesslich hat er doch schon so einiges erlebt. Aber Dani kennt auch die dunkleren Stunden. Er habe mit seinem Schicksal gehadert, sagt er. Geholfen habe ihm dann oft die Erkenntnis, dass es ganz viele Menschen auf der Welt gäbe, die es trotz allem nicht so gut hätten wie er. Helfen will er jetzt deshalb auch anderen Leuten, weil er weiss, wie es ist zu kämpfen. Geholfen hat ihm aber auch der tiefe Glaube an Gott. Er ist überzeugt, dass ihm dieser auch schon zu einer Stelle verholfen hat. Das ganze nach einer Absage, die ihn masslos enttäuscht hat.

Gearbeitet hat Dani schon beim Bildhauer Zobrist in Zernez, bei einem Grafiker in La Punt, einem Juristen in Chur und im Bürozentrum Salabim, ebenfalls in Chur. Besonders geblieben aus dieser Zeit ist ihm die Transkription für Duosch Regi. Dieser verfasste gemeinsam mit Jachen Curdin Toutsch und Peider Guidon das Buch «Noms rurals» von Zernez. Ab Tonband habe er alles abgeschrieben, ist Clavuot stolz.

Freude an der Natur

Doch obwohl Dani durchaus gerne arbeitet, hat er auch noch ein Leben neben demjenigen des Erwerbs. Musik fasziniert ihn, klassische oder beispielsweise die von Johnny Cash. Reisen mag er auch sehr, seine erste habe ihn nach Holland geführt, und in Israel war er schon dreimal. In der Natur sei er gerne am Wandern und fände es auch spannend, Wild zu beobachten. Eine Liebe, die ihm von seinem Vater, dem Parkwächter, in die Wiege gelegt wurde. Seine grosse Liebe hat er allerdings noch nicht gefunden, sagt er. Obwohl er sein Single-Dasein geniesse, würde er sich eine gute Kollegin wünschen, mit der er wandern, die Gedanken austauschen oder einen Kaffee trinken gehen könnte.

Sicher würde er mit ihr auch über die Malerei diskutieren, denn diese hat es Dani angetan. Nicht nur theoretisch, denn er mag die Bilder von Salvador Dali oder dem Wildmaler Moser sehr. Dani malt auch selber oder hat dies zumindest schon getan, anlässlich eines Malkurses nach Bob Ross, den er in Chur besucht hat. Und ganz sicher würde er mit der Kollegin respektvoll umgehen, denn dies ist es, was ihm in seinem Leben am wichtigsten ist. Auch hier hält er es mit der Bibel, die sagt, «Liebe deinen Nächsten wie dich selbst».

Nicht gerade lieben, aber doch sehr schätzen tut er seinen Laviner Mitarbeiter Anton Schafroth, mit dem er jeden Dienstag unterwegs ist. Dieser hat ihm ein Dani-Mobil gebaut, mit dem Clavuot die Abfallkübel und Robidogs im Dorf leeren kann. Er sei Hilfsarbeiter, sagt Clavuot über sich selber. «Überall, wo ich gebraucht werde, helfe ich.» Und die Hilfe beginnt beim Einpacken von Wahlkuverts über die Mithilfe beim Schulhausputz hin zum Strassen säubern, Querabschläge putzen, Blumen giessen oder den Friedhof in Schwung halten. Fast immer in Zernez, ausser eben am Dienstag, an Danis Lavin-Tag.

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