Johnny und Hans Zegg vor «ihrer» Tankstelle.
Johnny und Hans Zegg vor «ihrer» Tankstelle. © Jürg Wirth

Benzin und schöne Autos

Jürg Wirth 61 Jahre alt ist die Alpina-Tankstelle in Samnaun, die einzige mitten im Dorf. Die Familie Zegg als Betreiberin erinnert sich an die Anfänge und einen guten letzten Sommer.

Als die Alpina-Tankstelle in Samnaun eröffnete, waren die Autos noch schön, dafür nicht so gross. Wichtig waren damals feine, geschwungene Linien und elegante Formen, anstelle von schierer Masse. Porsche 356A, BMW 507 oder Mercedes Benz 300 heissen die Losungwörter dazu. Man schrieb das Jahr 1959. als Josef Zegg, als ältester der Zegg-Kinder, die erste Migrol-Tankstelle mitten in Samnaun eröffnete. Zuvor gab es eine Gulf-Tankstelle in Samnaun Compatsch und eine von Shell vor dem damaligen Hotel Prinz. Bald schon übernahmen Josefs Söhne die Tanke samt Pension. Deren Hauptaufgabe neben der, das Benzin in die Auto-Tanks zu lassen –  das funktionierte früher nur mit einer Handpumpe – war es vor allem, das Benzin zur Tankstelle zu bringen. Das taten sie in Eigenregie mit verschiedenen Tankwagen, wie sich der langjährige Betreiber Hans Zegg erinnert: «Erst hatten wir einen Mercedes 337, auf den wir in Cesena einen Tank aufbauen liessen. Dann wechselten wir auf einen 90er-Mercedes, der fasste um die 6000 Liter Benzin, und 1976 kauften wir den letzten Tankwagen.»

Die Alpina-Tankstelle stammt aus einer Zeit, als die Autos noch schön, dafür nicht so gross waren.
Die Alpina-Tankstelle stammt aus einer Zeit, als die Autos noch schön, dafür nicht so gross waren. © zvg

Scheiben putzen und Öl wechseln

Und Benzin brauchten sie viel, denn die Tankstelle lief gut. Gut hätten sie damals verkauft, erinnert sich die versammelte Familie, zu der auch noch Sohn Johnny und die Mutter Regina gehören. Das heisst, es waren unzählige Fahrten zwischen Buchs im St. Galler Rheintal, wo sie das Benzin bezogen, und Samnaun nötig. Und wer die Strasse von Vinadi nach Samnaun kennt, weiss, dass diese Fahrten als abenteuerlich zu bezeichnen eher untertrieben ist. Schneeketten montieren und wieder demontieren im Winter war normal, trotzdem geriet der volle Lastwagen einmal von der Strasse und stürzte ins Val Cotschna. Glücklicherweise blieb der Fahrer unverletzt, und der Wagen wurde nur leicht beschädigt. Dank einer aufwendigen Rettungsaktion, zuerst musste das Benzin abgepumpt werden, konnte der Lastwagen wieder geborgen werden.

Es waren früher auch die Zeiten, in denen nicht nur das Benzin von Hand gepumpt werden musste, sondern in denen der Tankwart auch gleich noch die Scheiben putzte, Öl, Wasser und Reifendruck kontrollierte oder auf Wunsch auch gleich mal einen Ölwechsel vornahm. Bei der Alpina-Tankstelle tat dies 42 Jahre lang Zivoijn Milanovic. Erst vergangenen Sommer sei er definitiv in seine zweite Heimat Serbien zurückgekehrt, sagt Familie Zegg. «Mit einem lachenden und einem weinenden Auge», fügen sie noch an und scheinen nicht nur den Tankwart damit zu meinen.

Jedenfalls seien die Geschäfte immer gut gegangen, sagen sie. Die Leute hätten getankt und dann auf der Terrasse des Alpina noch etwas gegessen, man habe es sich gutgehen lassen. Zu Beginn habe es auch noch nicht so viele Hotels und Restaurants in Samnaun gegeben, erinnert sich Frau Zegg. 

Alleine die Vorschriften seien auch für sie immer strenger geworden, weshalb sie 1999 die Tankstelle totalrevidiert hätten. 

Diesen Sommer haben sie allerdings auch in guter Erinnerung, weil viele Schweizer Gäste in Samnaun waren, die auch mehr Geld ausgegeben hätten.

Und ganz besonders in Erinnerung haben sie die schönen Autos, die jeweils Sprit brauchten: Ferrari, Lamborghini oder Bentley zählt Johnny auf, und die Dame des Hauses erinnert sich begeistert an einen Cadillac, wie ihn auch Elvis Presley fuhr. Damals, als die Zeiten noch golden und die Autos schön waren.

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