Ich bin gerne der Allrounder im Laden

Jürg Wirth Simon Buchhammer ist Geschäftsführer bei Heinrich Sport an der Talstation in Scuol. Damit ist er auch zuständig für den Ski-Service. Das Meiste macht die Maschine, doch Buchhammer kann auch noch selber Hand anlegen.

Könnten Sie Service-Mann von Beat Feuz sein?

Ja, das könnte durchaus funktionieren.

Möchten Sie denn Service-Mann von Feuz sein?

Ja, das würde ich schon machen. Ich denke, es wäre interessant, einmal im ganzen Weltcup-Tross mitzureisen und auf der ganzen Welt rumzukommen. Mit Stress könnte ich gut umgehen, das bin ich gewohnt von meiner Arbeit hier, da ist’s auch nicht viel weniger stressig.

Aber Sie suchen jetzt nicht aktiv eine Stelle im Rennzirkus?

Nein, denn mir gefällt die Arbeit hier ausgezeichnet. Ich bin gerne der Allrounder im Laden, wo ich alles machen kann.

Was ist denn der Unterschied zwischen dem Schleifen von Rennskis und «gewöhnlichen» Skis?

Grundsätzlich gibt es keinen Unterschied, da sowohl im Weltcup als auch bei uns die Skis zuerst mit der Maschine geschliffen werden. Hat der Fahrer, sei es ein Rennfahrer oder ein gewöhnlicher Kunde, spezielle Ansprüche, so wird der Ski danach individuell präpariert.

Das heisst konkret?

Bezogen auf den Weltcup wird je nach Rennen, Skifahrer und Schneeverhältnissen eine andere Struktur auf die Skis gebracht, was dazu dient, einen dünnen Wasserfilm zu bilden, auf dem die Skis dann gleiten. Wichtig ist auch das Schleifen der Kanten. Je nach Disziplin und Fahrer oder Fahrerin haben die einen anderen Winkel.

Wie unterscheiden sich die?

Für den Slalom schleift man 86 Grad, für Riesen und Abfahrt eher 87 Grad, und Allroundskis haben eher einen Winkel von 88 Grad. Je dünner die Kanten geschliffen sind, desto schneller ist der Ski.

Aber das heisst, auch normale Skis haben eine Struktur?

Ja. Meistens bringen wir eine mittlere Struktur auf, damit die Skis immer schön gleiten. Bei einem Renn-Service wird die Struktur an den jeweiligen Skifahrer angepasst und individuell per Hand präpariert.

Der Schliff und die Präparierung ist das eine, doch wie findet man überhaupt die richtigen Skis?

Das ist halt sehr individuell, da haben alle andere Vorlieben. Am besten ist es, man testet die Skis vor dem Kauf. Das ist bei uns möglich, und so ist man sicher, dass man den Ski hat, der zu einem passt und mit dem man gut und richtig fährt.

Und wie findet man den richtigen Service-Mann?

Wichtig ist es dabei, dass Leute eingestellt werden, die gerne mit Skis arbeiten möchten. Die bilden wir dann auch aus.

Und wir brauchen durchaus einige Mitarbeiter, denn der Roboter, also unsere Schleifmaschine, schluckt pro Stunde 40 Paar Skis. Da muss man unbedingt zu zweit sein, wenn man die Maschine entsprechend füttern will. Bislang hatten wir keine Probleme, Leute zu finden.

Dann ist die Arbeit an der Maschine stressig?

Wenn man zu zweit ist, geht’s eigentlich gut. Alleine hat man allerdings kaum eine Chance.

Wie präsentiert sich der Arbeitstag oder die Arbeitszeit der Service-Leute?

Der richtet sich nach den Pistensportlern. Die sind normalerweise von 9.00 Uhr bis 16.00 Uhr unterwegs, danach bringen sie die Skis zum Präparieren. Das heisst, die Service-Leute beginnen so um 15.00 Uhr und arbeiten bis etwa 22.00 Uhr oder manchmal auch länger. Der Arbeitstag kann gut auch mal bis 24.00 Uhr dauern.

Wie viele Skis präparieren Sie während eines Winters?

Während einem normalen Winter kommen wir auf ca. 7'000 bis 9'000 Skis pro Saison, unsere Mietski inklusive, welche wir nach jeder Vermietung präparieren. Gut für uns sind eigentlich Winter, in welchen es nicht so viel Schnee hat, weil dann die Leute ihre Skis eher an den Steinen beschädigen. Zudem hat's dann auch mehr Kunstschnee, weshalb die Leute öfters zum Kanten schleifen kommen, weil sie sonst zu stark rutschen.

Seit wann sind Sie Service-Mann?

Begonnen habe ich mit 14 Jahren, da habe ich bei einem Kollegen in der Garage begonnen, Skis zu schleifen. Wir hatten da keinen Roboter, sondern einfach verschiedene Maschinen, für jeden Arbeitsgang eine. Danach habe ich eine Lehre als Sportartikelfachverkäufer gemacht und bin 2010 zu Sport Heinrich gekommen.

Und die Arbeit gefällt immer noch?

Ja, sehr. Ich finde es super, wenn die Leute nach dem Präparieren merken, dass etwas anders ist als vorher, und vor allem besser. Auch die Arbeit mit den Maschinen gefällt mir sehr. Diese ändert sich auch stetig, weil sich die Maschinen ändern.

Fahren Sie selber noch oft Ski?

Auf viele Tage komme ich nicht mehr, nein, vielleicht etwa 10 pro Saison. Allerdings mache ich auch an den Skitests im Januar mit, wo wir jeweils die Modelle für den nächsten Winter ausprobieren können.

Muss man als Service-Mann gut Ski fahren können?

Man sollte auf jeden Fall die Unterschiede merken, welche die verschiedenen Arten der Präparation ausmachen. Sonst muss man alles dem Hersteller glauben, und das ist etwas schwierig.

Für Feuz haben Sie noch nie geschliffen, welches war denn bis jetzt der bekannteste Sportler?

Das waren die koreanischen Snowboarder am letzten Weltcup. Gewonnen haben sie allerdings nicht.

Simon Buchhammer ist Geschäftsführer bei Heinrich Sport Rental. Er schleift Skis, seit er 14 Jahre alt ist.

Simon Buchhammer schleift Skis seit er 14 ist, hat also jede Menge Erfahrung.
Simon Buchhammer schleift Skis seit er 14 ist, hat also jede Menge Erfahrung. © Jürg Wirth

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