Letzten frühling bangten die Gärtnereien um ihr Geschäft.
Letzten frühling bangten die Gärtnereien um ihr Geschäft. © Giardinaria Susch

Findig durch die Krise

Jürg Wirth Der Satz: «In jeder Krise steckt immer auch eine Chance» wirkt zwar extrem abgedroschen, hat aber doch was Wahres und ist hier in der Region dutzendfach Wirklichkeit geworden.

Es war das Thema im März: Die wieder geschlossenen Terrassen der Restaurants im Skigebiet. Dass nur Take away möglich war, damit hatten sich bis dahin alle abgefunden und das Beste daraus gemacht. Grosszügig Tische und Bänke aufgestellt, Plexiglasabtrennungen gefertigt, zusätzliche Kioske aufgebaut oder wie La garascha gleich ein ganzes zusätzliches Angebot erfunden. Den Gästen gefiels, und sie genossen die Sonne, den Schnee und den Erfindungsgeist und Einsatz ihrer Gastgeber. Gerade Letzteres war nicht selbstverständlich, änderten doch die Vorgaben einige Male im Winter und die Restaurateure mussten sich immer wieder von heute auf morgen neu erfinden, was sie zum Teil schon fast enthusiastisch taten. Bis eben zum Terrassenentscheid vom März, der zog einigen den Stecken, zumindest für ein paar Tage, bis sie sich wieder neu erfanden. Die Alpetta beispielsweise verteilte Anleitungen, wie man aus Skiern, vom Restaurant geliehenen Wolldecken und einer Schneemauer bequeme und coronataugliche Sitzplätze bauen konnte.

Alle waren gefordert

Im Frühling zuvor waren vor allem die Gärtnereien und Blumenläden gefordert. Samt und sonders bangten sie um ihre Hauptsaison, da sie nicht wussten, wann sie ihre Geschäfte wieder öffnen durften. Doch auch hier ersetzte bald schon wieder Tatendrang das Bangen. Neue Homepages mit Garten- und Blumenshops wurden online gestellt. Das Sortiment der Not respektive den fehlenden Importen geschuldet, auf einheimische Pflanzen umgestellt, Abholshops eingerichtet, zuvor brauchte es nur die telefonische Bestellung. Bis dann, genau im richtigen Moment, die Läden und Gärtnereien doch wieder öffneten und das Bangen und Hoffen grosser Freude wich.

Nicht nur die Gärtnereien waren geprägt von Tatendrang, sondern auch Apotheken und andere Manufakturen. Kurz entschlossen begannen sie Desinfektionsmittel herzustellen, die vor allem in der ersten Phase der Pandemie Mangelware waren.

Grosse Freude verspürten auch die Gastronomen und Hoteliers, die endlich wieder richtig arbeiten durften. Zuvor mussten sie sich mit Take-away-Angeboten über Wasser und etwas bei Laune halten respektive für ihre Tagesstruktur sorgen. Immerhin hatte das den Vorteil, dass man in Lavin plötzlich Thailändisch essen konnte.

Die Erlösung im Sommer

Der Sommer brachte dann die Erlösung und so viele Gäste wie schon lange nicht mehr in die Region. Auffallend waren die vielen Gäste aus der Westschweiz. So freute sich nicht nur der Nationalpark über ein nie dagewesenes Besucherhoch, bestätigt durch ein offizielles Monitoring. Auch den anderen Betrieben gelang es, die Scharte vom Winter und Frühling auszuwetzen. Wiederum dank grossem Einsatz, Freude und viel Herz.

Tja, und die jüngere Geschichte ist bekannt und hat wieder Herz und Kraft gekostet. Bleibt zu hoffen, dass Frühling, Sommer und Herbst endlich zum Return on Investment führen, finanziell aber vor allem auch für die aufgewendete Kraft, Energie, Einsatz und Herz aller Leistungsträger in der Region. Verdient hätten sie’s auf jeden Fall. Weil sie alle die Krise auf ihre findige Art gemeister haben.

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