Die schwarze Küche.
Die schwarze Küche. © Jürg Wirth

Speisen in ehrwürdigem Gemäuer

Jürg Wirth Die erste urkundliche Erwähnung der Chasa Capol geht auf das 12. Jahrhundert zurück. Seit damals hat das Haus in Sta. Maria schon viel erlebt und könnte die eine oder andere Geschichte erzählen.

Erst mal muss man aufpassen, dass man das Haus nicht verpasst, dann, dass man den Parkplatz trifft. Denn das Ritterhaus Chasa Capol steht unmittelbar an der Durchgangsstrasse in Sta. Maria, direkt neben der Tessanda. Vor dem Haus begrüsst Ramun Schweizer, der – nach dem Tod seines Vaters im letzten Jahr – das ehrwürdige Haus zusammen mit seiner Frau leitet. Und der anstelle des Hauses, dessen Wände zwar viel gesehen haben, aber nicht sprechen können, dessen Geschichte erzählt.

Demnach datieren die ersten Erwähnungen des Hauses bereits aus dem 12. Jahrhundert. Als Erbauer fungiert die Familie Capol. Die Capols waren die Pröpste, sprich Verwalter des Klosters Müstair, und erstellten sich ein anständiges Patrizierhaus mit drei Dächern. Das Haus bestand aus dem Ökonomiegebäude, dem Wohnhaus und einem Hospiz, in welchem die Augustinermönche wohnten. Die Capols waren nicht nur Pröpste, sondern auch Regierungsstatthalter und sie übten im Veltlin Podestatenämter aus. Diese musste man ersteigern, dafür durfte man nachher Steuern eintreiben. Geld hätten sie auch noch mit fremden Kriegsdiensten gemacht, wie Ramun Schweizer sagt.

Einer der Capols war dabei, als die Türken Wien belagerten. Weil er dort eine Bresche schlug, dank der die Türken besiegt werden konnten, erhob Kaiser Friedrich III die Capols im Jahre 1481 in den Grafenstand. Der Adelsbrief hängt in der Chasa Capol. Dass die Capols wohlhabend waren und auch so bauten, zeigt sich unter anderem darin, dass im Haupthaus gleich drei Gewölbe übereinanderliegen.

Der ganze Reichtum bewahrte die Capols nicht vor dem Aussterben, was 1838 Tatsache war. Danach stand das Haus immer mal wieder leer und wurde im Ersten Weltkrieg als Unterkunft für die Soldaten oder Offiziere genutzt. Zum Glück, muss man im Nachhinein sagen, denn diese reparierten das wegen grosser Schneemengen eingestürzte Dach.

Die hauseigene Kapelle.
Die hauseigene Kapelle. © Jürg Wirth

Vom Musikerhaus zum Hotel

Anfangs der 50er-Jahre kam dann Ramuns Vater, Ernst Theophil, ins Val Müstair, entdeckte das Haus und konnte nicht mehr davon lassen. Der studierte Musiker erwarb es mit der Absicht, mit Freunden dort zu proben und zu spielen. Weil aber immer mehr Freunde kamen, funktionierte er das Haus zu einem Hotelbetrieb um. Ein Hotel mit eigener Kapelle und eindrücklichem Weinkeller, in dem die hauseigenen Tropfen aus der Kellerei Bozen lagern und reifen. Ein Haus, in dessen Keller zahlreiche Kutschen und zwei Oldtimer stehen. Ein Haus, das beeindruckt durch eine Ritterstube, eine schwarze Küche, viel Holz und spürbare Geschichte. Durch fünf spezielle, weil einzigartige Zimmer, durch diverse Säle und Stuben.

Ein Haus, dessen Geschichte jetzt von der jungen Generation fortgeschrieben wird.

chasa-capol.ch

Stillleben.
Stillleben. © Jürg Wirth
Blick von oben auf die Bar.
Blick von oben auf die Bar. © Jürg Wirth

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