Franz Thomas Balmer ist der neue Vizedirektor der TESSVM und soll den digitalen Ausbau vorantreiben.
Franz Thomas Balmer ist der neue Vizedirektor der TESSVM und soll den digitalen Ausbau vorantreiben.

Nie stehen bleiben

Jürg Wirth Franz Thomas Balmer ist seit April 2025 neuer Vizedirektor der TESSVM (Tourismus Engadin Scuol Samnaun Val Müstair AG). Balmer ist stark in Digitalisierung, liebt aber auch das Analoge – und noch vieles mehr.

«Skitouren mit dem Junior» und «Digitalisierung der TESSVM vorantreiben» steht momentan auf der Bucket-List von Franz Thomas Balmer, dem neuen Vizedirektor der Tourismusorganisation. Damit ist seine Liste mit den Dingen, die er sich vorgenommen hat, kürzer als auch schon, aber nicht minder herausfordernd. 

«Weltreise mit dem Rucksack» hatte er schon dort stehen oder «Single» veröffentlichen, aber auch «Reportagen in renommierten Magazinen publizieren». Reportagen notabene, die er selber geschrieben und fotografiert hat. «Check», «check», «check» lässt sich da sagen, denn Balmer hat diese Ziele bereits locker erreicht – und dies mit gerade einmal 40 Jahren. 

Die Geschichte mit der Single klingt da schon fast wie ein Märchen oder einfach wie eine jener Geschichten, die zwar das Leben schreibt, die man im Kino aber nie glauben würde. Wohl hat er, der im Rheintal aufgewachsen ist, schon immer Musik gemacht und auch in einigen Jugendbands Gitarre gespielt.

Auch in seiner Freizeit ist Franz Thomas Balmer oft schnell unterwegs.
Auch in seiner Freizeit ist Franz Thomas Balmer oft schnell unterwegs.

Single mit Cure-Produzent

Dann aber 2015 im Bus irgendwo in Mexiko. Balmer hört auf dem iPod The Cure, da tippt ihm ein Mann auf die Schulter und stellt sich als Produzent eben dieser Band vor. Die beiden verbringen einen Abend in einer Bar. Balmer spielt dem Produzenten seine eigenen Songs vor, die er auf dem Handy hat. Dieser ist begeistert. Dann lange nichts mehr, bis plötzlich: eine unbekannte Nummer auf Balmers Handy. Erst nimmt er den Anruf nicht an, beim zweiten Mal dann schon. Am anderen Ende der Cure-Produzent, der ihn bittet, die Songs zu schicken, da er gerade im Studio sei und Zeit habe. Songs, die Balmer «In bester Dave-Grohl-Manier» selber eingespielt hat. Der Rest ist Geschichte – respektive fast schon Legende – und gipfelt unter anderem in einem Auftritt im «Rock-Special» von damals noch DRS 3 oder im Musikprogramm der Swiss. Auf Mx3 und Spotify gibt es die Songs immer noch zu hören. Und zwar unter dem Künstlernamen «Francis Balmer». Vielleicht auch was für die Warteschlaufe am Telefon.

War das mit der Musik in Mexiko eher zufällig, so wählte Balmer den Start seiner Weltreise nach dem KV-Abschluss bewusst: Seattle, Hauptstadt des Grunge, sein bevorzugter Musikstil. Von da ging es weiter nach Alaska, Australien, Neuseeland, Fidschi, und Afrika. Weltreise eben. Eine Weltreise noch vor dem Aufkommen der sozialen Medien. Eine Reise, auf der man in den Hostel-Lobbys noch miteinander gesprochen habe, wie Balmer sagt. 

Wieder zu Hause angekommen, war er sicher, dass er Tourismus studieren wollte. Also auch beruflich Leute und Kulturen kennenlernen, denn das ist es, was ihn interessiert. 

Weil Balmer nie stehen bleibt und selten nur eine Sache aufs Mal macht, absolvierte er parallel zum Tourismusstudium noch die Ausbildung zum Eidgenössischen PR-Fachmann, hängte den Werbetexter an und schrieb sich an der Textakademie und HWZ für Weiterbildungen ein.

Einmal war er auch ein bisschen Rockstar.
Einmal war er auch ein bisschen Rockstar.

Digitalisierung bringt Zeit fürs Analoge

Er arbeitete bei Engadin St. Moritz Tourismus und anschliessend bei Spot Werbung in St. Moritz. Dort sprang er auf den Zug der Digitalisierung auf, respektive befeuerte dessen Lokomotive. Zum Beispiel für Davos-Klosters-Tourismus. Erschuf dort den ersten digitalen Geschäftsbericht einer Schweizer Tourismusdestination oder eine App mit Namen «Aussichtsmeister», welche die Leute zum Wandern bringen soll – und diejenigen, die es tun, auch belohnt. Denn die gesammelten Abenteuerpunkte können direkt online im Ferienshop eingelöst werden. Challenges mit Bonuspunkten, der Vergleich mit anderen Teilnehmenden in der App sowie taktische Schachzüge sorgen für zusätzliche Gamification. Was Balmer freut: Bei der Preisverleihung «Best of Swiss Apps 2021» ist die Web-App zweimal mit Bronze ausgezeichnet worden. Trotz seines Flairs fürs Digitale hängt er auch am Analogen. «Nimmt mir eine App die Organisationsarbeit ab, habe ich mehr Zeit, um die Natur zu geniessen», lautet seine einfache Formel. Aber auch gut gemachte Printmagazine mag er sehr, wenn dann auch noch eine seiner Reportagen darin abgedruckt ist, noch lieber.

Nun hat er also nach acht Jahren bei der Destination Davos Klosters und drei Jahren Spot Werbung bei der TESSVM angeheuert, wo er ebenfalls die Digitalisierung vorantreiben soll, wie auf seiner Liste zu lesen ist. Dazu will er erstmal den Ist-Zustand genau anschauen, das Team kennenlernen und die Dynamiken spüren. Beim Potenzial im digitalen Bereich sieht er Grosses, die Herausforderung dürfte sein, auch die finanziellen Mittel dafür zu generieren. 

Die Gegend jedenfalls findet er spannend und als passionierter Biker, Wanderer oder Trailrunner fühlt er sich bereits wohl hier.

Bloss die Skitour mit dem Junior muss er auf nächsten Winter verschieben. Dann ist der Sohn siebenjährig und der Schnee auf den Gipfeln wieder frisch.

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