Gedanken zum Umgang mit der Natur und Umwelt

Flurin Filli Grosse Projekte sollen die Klimaerwärmung eindämmen. Der Verlust an Biodiversität und die Folgen der Klimaerwärmung sind in aller Munde. Viel wird darüber geredet, wenig getan. Jeder Einzelne kann mit kleinen Massnahmen einen Beitrag leisten, der sofort wirksam ist. Auch der Schweizerische Nationalpark versucht, einen aktiven Beitrag zu erbringen.

Die Klimaerwärmung und der Verlust der Biodiversität sind wichtige Themen unserer Zeit. Es handelt sich um Phänomene, die schon seit Jahrzehnten bekannt sind. Jetzt, angesichts der durch den Krieg verursachten Energiekrise, werden entsprechende Massnahmen dringlich behandelt und vorangetrieben. Es sind meist grosse Vorhaben, die den Einzelnen kaum betreffen oder aktiv einbinden.

Der zivilisierte Mensch hat ein gespaltenes Verhältnis zur Natur und seiner physischen Umwelt. Er betrachtet sich nicht als Teil davon. In seiner Freizeit sucht er die Natur vermehrt auf und konsumiert ihre Leistungen. Dies ist ein Nehmen, das Geben und die Achtsamkeit werden dabei meist vergessen. Dabei kann jeder Einzelne im Kleinen viel zu einem sorgsamen Umgang mit der Natur und einem nachhaltigen Umgang mit der Umwelt beitragen.

Störungen sind für Wildtiere im Winter eine grosse Belastung. Deshalb unbedingt Rücksicht nehmen.
Störungen sind für Wildtiere im Winter eine grosse Belastung. Deshalb unbedingt Rücksicht nehmen. © SNP, Reto Strimer

Kleine, wirksame Schritte

Ein erster Schritt könnte sein, Aktivitäten in der Natur dann auszuüben, wenn es die Bedingungen zulassen. Das Motto dazu ist sehr einfach: In die Badeferien fährt man im Sommer und in die Skiferien im Winter. Dabei wird in der Planung auch damit gerechnet, dass anfangs Dezember noch nicht genug Schnee liegt, um Ski zu fahren, oder dass Anfang Mai die Temperaturen für das Baden noch nicht hoch genug sind. Ist dies erfolgt, muss man sich nur noch überlegen, wie der Ferienort erreicht wird und ob sich der dabei verursachte CO2-Ausstoss auch rechtfertigen lässt. Tagesaktivitäten übt man tagsüber aus und diejenigen, die kein Tageslicht erfordern, während der Nacht. Frei nach dem Motto: Langlaufen am Tag und Fondueplausch am Abend.

Ein zweiter Schritt ist, sich in der Natur so zu bewegen, dass andere Lebewesen nicht wesentlich gestört werden. Dies fängt schon beim einfachen Wandern an. Gerne unterhalten wir uns dabei mit unseren Gruppenmitgliedern – und das oft viel zu laut. Dies ist für verschiedene Tierarten störend, zum Teil sogar für unsere Mitmenschen. Tiere hören das natürlich auch, aus ihrer Sicht lässt sich die potenzielle Gefahr zumindest orten. Störungen sind für Wildtiere eine grosse Belastung, vor allem im Winter. Deshalb gibt es in den besonders sensiblen Gebieten Wildruhezonen. Diese sind unbedingt zu respektieren. Die Aktion Respektiere Deine Grenzen setzt sich dafür ein, dass wir auch ausserhalb dieser Ruhezonen den Wildtieren den notwendigen Respekt zollen. Der Schweizerische Nationalpark ist im Winter für die Öffentlichkeit gleich vollständig gesperrt.
Wenn die Tätigkeit im Freien beendet ist, sollten wir keine unnötigen Hinterlassenschaften zurücklassen. Es ist eine Selbstverständlichkeit, den Abfall mitzunehmen. Auch Geschicklichkeitsübungen in Form von Steinmännchen sind keine Bereicherung für die Landschaft.

Steinmännchen sind keine Bereicherung für die Landschaft.
Steinmännchen sind keine Bereicherung für die Landschaft. © SNP, Flurin Filli

Unser Konsumverhalten

Es braucht nicht nur grosse Projekte, um die Welt zu retten. Biodiversität und Klimawandel können wir auch mit unserem täglichen Konsumverhalten beeinflussen. Die regionale Landwirtschaft trägt wesentlich dazu bei, dass im Engadin die Kulturlandschaft im Vergleich zu anderen Gebieten immer noch einmalig ist. Beim Kauf von regionalen Produkten fallen grosse Transportdistanzen weg, und die Wertschöpfung bleibt in der Region. Da kann der Preis auch leicht höher als beim Grossverteiler sein.

Der Schweizerische Nationalpark hat den Nachhaltigkeitsgedanken gleich im Betriebskonzept für die Chamanna Cluozza fixiert. Dabei sollten möglichst viele Produkte aus der Region stammen und umweltgerecht produziert sein. Auf unnötigen Transport von Wasser in Form von Süssgetränken in PET-Flaschen verzichten wir, und Fleisch muss nicht jeden Tag auf dem Teller sein. Dem Pächterpaar ist die Umsetzung sehr gut gelungen und bei den Gästen ist die Angebotsanpassung sehr gut angekommen. Die Wandergäste können freiwillig frische Lebensmittel von Zernez hinauf in die Hütte tragen. Sie leisten damit einen kleinen Beitrag zur Versorgung der Chamanna. Gleichzeit wird auch das Bewusstsein gefördert, dass jeder Konsumation ein grösserer oder kleinerer Transport vorausgeht. Es ist zu hoffen, dass die Gäste die Ideen mit nach Hause nehmen und das eine oder andere bei sich umsetzen.

Für den Erhalt der Biodiversität und Massnahmen gegen die Klimaerwärmung werden heute grossartige Projekte angedacht. Es ist auch klar, dass die Umsetzung solcher Ideen nicht von heute auf morgen möglich ist. Doch wir alle können sofort Massnahmen ergreifen, indem wir bewusst leben und handeln. Naturnah und umweltgerecht zu leben, soll nicht eine neue Mode sein. Ausnahmen sollten wir bewusst beschliessen. Diese Art zu leben und zu handeln trägt massgeblich zur Lösung der aktuellen Umweltprobleme bei.

Nachhaltig produzierte Mahlzeiten schmecken gut und leisten einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit.
Nachhaltig produzierte Mahlzeiten schmecken gut und leisten einen wichtigen Beitrag zur Nachhaltigkeit. © SNP, Hans Lozza

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