Auf dem Weg nach Guarda hören die Teilnehmenden gespannt den Erzählungen des Autors.
Auf dem Weg nach Guarda hören die Teilnehmenden gespannt den Erzählungen des Autors. © Fadrina Hofmann

Unterwegs auf den Spuren des Bergsteigerdorfes Lavin, Guarda & Ardez

Lea Wenter, TESSVM Seit 2021 dürfen sich Lavin, Guarda & Ardez offiziell Bergsteigerdorf nennen. Dafür müssen sie eine ganze Reihe an Kriterien erfüllen. Auch verfügt jedes Dorf über ein Büchlein zu seiner Alpingeschichte – und seit einigen Monaten gibt es dieses nun auch für Lavin, Guarda & Ardez. Die Lesung mit Autor Jürg Wirth fand am 12. Juli im Rahmen der Schweizer Wandernacht statt. Das Büchlein ist in den Gästeinformationen erwerbbar.

Am Abend des 12. Juli trafen sich Wanderbegeisterte in der ganzen Schweiz, um an organisierten Touren teilzunehmen. Auch in Lavin machte sich eine Gruppe noch vor Sonnenuntergang auf den Weg nach Guarda. Unterwegs las Autor Jürg Wirth aus seinem ersten Buch, «Alpingeschichte kurz und bündig – Lavin, Guarda & Ardez». Die Teilnehmenden hörten von den Abenteuern der Bergsteigerin Rosa Steiner, dem Wiederaufbau von Lavin nach dem Brand im Jahr 1869 und bekamen Einblicke in die Bewirtschaftung des Unterengadins. Während sich die Bergspitzen rosa färbten, erreichte die Gruppe Guarda. Bei Giacometti-Nusstorte und Guarda-Kräuter-Tee lauschten die Teilnehmenden den letzten Erzählungen des Autors. Noch viele weitere Geschichten warten darauf, gelesen zu werden – von wilden Erstbesteigungen, über die «kleine Eiszeit» im Unterengadin bis hin zu Mythen und Sagen. Doch da es inzwischen dunkel geworden war und der Mond sich hinter den Wolken versteckte, trat die Gruppe den Rückweg an.

Autor Jürg Wirth bei der Buchlesung.
Autor Jürg Wirth bei der Buchlesung. © Fadrina Hofmann

Was die Bergsteigerdörfer sind – und was sie ausmacht

Bergsteigerdörfer sind kleine, ursprüngliche Orte in den Alpen zum Geniessen und Verweilen. Es geht um Nähe ohne Respektlosigkeit, Genuss auf hohem Niveau, Bewegung aus eigener Kraft, Anregung ohne Hektik, Belebtheit ohne Lärm.

Wie der Name schon vermuten lässt, liegt ein besonderes Augenmerk auf dem Bergsport. Bergsteigerdörfer sind Alpinismuspioniere: Lavin etwa sei einst ein Skitourenparadies gewesen, das Tourengeher aus nah und fern anzog – bis der Bau des Vereinatunnels diesem Kapitel ein Ende setzte, so ein ehemaliger Bergführer aus Lavin.
Doch Bergsteigerdörfer stehen nicht nur für den Bergsport. Statt grosser Hotelanlagen findet man hier kleine, regional geführte Unterkünfte und Schutzhütten. Unerschlossene Berggipfel und unverbaute Landschaften, dörflicher Charakter und hohe Alpinkompetenz prägen diese Orte ebenso wie der Erhalt von Kultur und Traditionen sowie das klare Bekenntnis zu einem sanften Tourismus. Lavin, Guarda & Ardez fügen sich ideal in dieses Bild ein.

Im Jahr 2021 kam die Initiative des Österreichischen Alpenvereins (ÖAV) mit der Aufnahme von Lavin, Guarda & Ardez sowie St. Antönien im Prättigau in die Schweiz. Inzwischen gibt es fünf Bergsteigerdörfer in der Schweiz: die Tessiner Ortschaften Campo Vallemaggia und Valle Onsernone sowie Lauenen im Berner Oberland, das am 1. August dieses Jahres seinen Beitritt feierte.  

Der nächste grosse Meilenstein steht bereits vor der Tür: Im Oktober 2026 findet die internationale Bergsteigerdörfer-Jahrestagung in unseren Dörfern Lavin, Guarda & Ardez statt. Bis dahin liegt noch viel Arbeit vor uns – und ebenso viele spannende Projekte.

 

Das könnte Sie auch interessieren