Wo ist die Beute? fragt sich Jachen Schlegel, der hier gemeinsam mit Jon Morell auf Steinbockjagd ist. In diesem Rahmen entstanden auch diese Bilder.
Wo ist die Beute? fragt sich Jachen Schlegel, der hier gemeinsam mit Jon Morell auf Steinbockjagd ist. In diesem Rahmen entstanden auch diese Bilder. © Alle Bilder: Jürg Wirth

Die Jagd von A bis Z

Jürg Wirth Im September beginnt wieder die Hochjagd in Graubünden. Zeit also, die wichtigsten Begriffe dazu zu klären.

A
Ansitzen, das: Beschreibt die Jagdmethode, bei der die Jäger das Wild still und im Verborgenen erwarten. Angesessen wird an günstigen Austritts- und Äsungsstellen oder an Ufern von Gewässern. Die Ansitze befinden sich entweder am Boden oder in erhöhter Lage (Hochsitz).
Aufbrechen, das: Meint das Öffnen des erbeuteten Tieres, um die Innereien herauszulösen. Dies soll möglichst rasch nach dem tödlichen Schuss geschehen und ohne Verletzung des Magen-Darm-Traktes.
Ausrüstung, die: Zum Jagen unentbehrlich. Scheint sich für den aussenstehenden Betrachter vom dezenten Feldgrün früherer Zeiten immer stärker in Richtung Tarnkleider wie beim Militär zu entwickeln. Kann durchaus ein Kostentreiber sein, preislich nach oben offen.

B
Beute, die: Das Tier, welches von der Jägerin oder vom Jäger erlegt wird. Je nach Jagdart variiert die Beute und kann von Rehen, Hirschen oder Hasen bis hin zu Enten oder Schneehühnern führen.
Blattschuss, der: der optimale Treffer, der bei Paarhufern seitlich quer durch die Brusthöhle verläuft und das Tier durch Zerstörung von dessen Herz-Lungen-Bereich tötet.
Boviden, die: Bezeichnung für die Familie der Hornträger wie Gämse und Steinbock. Die haben ein Leben lang die gleichen Hörner, welche jedes Jahr etwas wachsen und dabei Jahrringe bilden.
Büchse, die: So heisst das Gewehr der Jäger, allerdings nur dasjenige, welches Kugeln respektive Patronen verschiesst, weshalb es auch als Kugelgewehr bezeichnet wird. Es dient dem punktgenauen Schuss über weite Distanzen.

C
Cerviden, die: Bezeichnung für die Familie der hirschartigen Tiere, Geweihträger. Im Gegensatz zu den Boviden stossen sie das Geweih jedes Jahr wieder ab, und es wächst ein neues nach.
Chimära, die: Gehört zwar nicht direkt zum Thema Jagd, denn es beschreibt ein Mischwesen aus der griechischen Mythologie. Liesse sich auch im Kapitel Jägerlatein verorten, insbesondere, wenn das Wort auf -«e» endet, denn dann meint es eine Sinnestäuschung.

D
Drücken, das: Von Drücken spricht man, wenn Treiber einen von Jäger umstellten Einstand des Beutetieres ohne Lärm durchqueren, um das Wild durchzutreiben respektive -drücken.
Drilling, der: Waffe, bei der Schrot- und Kugelläufe kombiniert sind, damit ist die Jägerin auf der Jagd für verschiedene Situationen gerüstet.
Draussen: Sind die Jäger während der Jagd hauptsächlich, weshalb sie eine gute Ausrüstung brauchen.

E
Entenstrich, der: Nicht, was Laien jetzt denken würden, sondern Dämmerungsansitz morgens oder abends auf einfliegende Enten.
Erdhunde, die: Das sind die Hunde, welche direkt in den Bau von Füchsen oder Dachsen kriechen, um diese rauszuholen. Bekannteste Vertreter dieser Gattung sind Dackel oder Jack Russel Terrier.
Eignungsprüfung, die: Im Kanton Graubünden darf nur jagen, wer die Eignungsprüfung für Jägerinnen und Jäger erfolgreich absolviert hat.

F
Fehlschuss, der: Mag kein Jäger gerne. Beim kompletten Fehlschuss ist der Schuss verloren und das Tier weg. Schlimmer ist der Fehlschuss, der das Tier verletzt, aber nicht getötet hat und der dann eine aufwendige Nachsuche nach sich zieht.
Fährte, die: Bezeichnet die hintereinander folgenden Fussabdrücke, des Schalenwildes, sprich von Rehen und Hirschen, die auch Trittreihe genannt werden. Sprich von Rehen und Hirschen.

G
Geiss, die: Steht für eine weibliche Hausziege, weil die aber nicht zu den Beutetieren auf der Jagd gehören, auch für ein weibliches Reh, eine weibliche Gemse oder weibliches Steinwild.
Geweih, das: Wissenschaftlich als Stirnwaffe der hirschartigen Tiere bezeichnet. Steht populär für den Kopfschmuck von Rehböcken und Hirschen und ist bei den Jägern vor allem als Trophäe beliebt. Heisst Gehörn beim Steinwild und den Gemsen.

H
Hochjagd, die: Ist die Jagd in Graubünden, beginnt am 1. September und dauert mit Unterbruch bis knapp Ende September. Während dieser Zeit dürfen Rehe, Hirsche, Gemsen und Murmeltiere geschossen werden, aber auch Dachse oder Füchse. Nach der Hochjagd beginnt die Niederjagd. Hütte, die: Fast schon heiliger Ort von Jägergemeinschaften mit entsprechend würzigem Geruch. Stätte von ausgiebigem und währschaftem Essen und Ursprung so manchen Jägerlateins.
Hegestunden, die: Jagd ist nicht nur im Herbst, nein, Jägerinnen und Jäger sind das ganze Jahr über damit beschäftigt. Zum Beispiel auch während der Hegestunden, bei denen sie Bäume und Büsche zurückschneiden und die Natur hegen und pflegen.

I
Innereien, die: Die Organe, die nach dem Aufbruch übrig bleiben und häufig nicht weiterverwertet werden.
Innenballistik, die: Beschäftigt sich mit den Vorgängen im Innern des Laufes bei der Schussabgabe.

J
Jägerin, die: Längst ist Jagen keine Männerdomäne mehr, im Kanton Graubünden sind mittlerweile 244 von den insgesamt etwa 7000 Jagenden weiblich. Nicht zu Unrecht wird den Amazonen hohe Treffsicherheit attestiert.
Jägerlatein, das: Befeuert durch Adrenalinschübe tagsüber, währschaftes Essen und allenfalls den einen oder anderen Tropfen Alkohol werden die Tiere in den Erzählungen am Abend in der Hütte oftmals etwas grösser und die Begegnungen mit ihnen noch gefährlicher, als sie es tatsächlich waren.

K
Keiler, der: Männliches Wildschwein, aber auch Titel eines Buches von Felix Mettler, das Urs Egger verfilmt hat.
Krucke, die: Bezeichnet das Gehörn der Gemse. Dabei wachsen die hohlen Hornschläuche auf den knöchernen Stirnzapfen.

L
Losung, die: Bezeichnet den Kot der Wildtiere. Gute Jägerinnen und Jäger vermögen aufgrund der Losung das Tier zu erkennen. Hat Eingang ins Ritter-, Räuber oder Agentengenre gefunden, als Türöffner quasi.
Luder (Luderplatz): Stelle an der, der Jäger zuvor Lockfutter angebracht hat.

M
Munition, die: Damit werden die Patronen (Kugelpatronen) oder auch Munition aus Schrot bezeichnet, welche mit den Jagdgewehren abgefeuert werden kann.

N
Nachsuche, die: Treffen die Jagenden die Beute nicht richtig und kann diese fliehen, wird eine Nachsuche nötig. Diese übernimmt meistens ein  Hundeführer mit Schweisshund. Allerdings ist die Nachsuche aufwendig.
Nass: Säugende Muttertiere mit Jungen werden im Jagdjargon mit «nass» bezeichnet.
Niederjagd, die: In Graubünden folgt die Niederjagd auf die Hochjagd. Das heisst, im Oktober und November können die Jägerinnen und Jäger versuchen, Feld- und Schneehasen oder auch Schneehühner und Enten zu erlegen.

O
Oh mein Gott: Ausruf des Jägers nach einem Blattschuss auf eine besonders lohnende Beute oder nach einem Fehlschuss.

P
Patentjagd, die: Ist quasi die demokratische Form der Jagd und wird in Graubünden betrieben. Alle Jägerinnen und Jäger, welche die Eignungsprüfung bestanden haben, erhalten das Jagdpatent. Damit können sie quasi an einem x-beliebigen Ort im Kanton auf die Jagd gehen – quasi. Denn in der Praxis sind die Jagdgebiete durchaus mittels ungeschriebener Gesetze und Traditionen aufgeteilt.
Pirschen, das: Steht für das Anschleichen an die Beute auf der Jagd. Wird fast immer im Zusammenhang mit der Jagd verwendet.
Passjagd, die: Ansitz am regelmässig benutzten Weg (Pass) des Raubwildes.

Q
Qualität, die: Setzt sich immer durch, sowohl bei der Ausrüstung als auch bei der Büchse und natürlich beim Aufbrechen der Beute.

R
Revierjagd, die: Meint die eher elitäre Variante der Jagd, bei der sich eine oder mehrere Jagende ein Jagdrevier kaufen oder pachten, um darin zu jagen. Dient gerade in Wirtschafts- oder Politikkreisen durchaus auch der Beziehungspflege.

S
Schweiss, der: Ist auch ein Körpersekret, hier allerdings das Blut des verwundeten Beutetieres.
Schweisshund, der: Speziell ausgebildete Hunde mit abgelegter Prüfung, welche dem Schweiss des verletzten Tieres folgen können und sich deshalb besonders für die Nachsuche eignen.
Schnüren, das: Indem der Feldhase auf der Flucht vor den Jägern nicht stur geradeaus rennt, sondern grosszügige Kurven und Schlaufen beschreibt, versucht er die Verfolger abzuschütteln, und das nennt man Schnüren.
Strecke, die: Steht für die gesamte Anzahl erlegter Tiere während einer Jagd.
Spiesser(geweih), das: So bezeichnet man die ersten beiden Sprossen oder eben Spiesse, die bei den Cerviden als erstes Geweih stossen. Hat nichts zu tun mit den als «Spiessern» bezeichneten Normalos oder Füdlibürgern. Denn deren Name kommt daher, dass sie in der Stadt lebten und ihre Heimatstadt mit dem Spiess als Waffe verteidigten.

T
Trophäe, die: Für den einen Jäger oder die andere Jägerin der Grund überhaupt, auf die Jagd zu gehen. Denn genauso wichtig wie das gewonnene Fleisch ist ihnen das Geweih des Tieres als Trophäe.
Trittsiegel, die: Bezeichnet die Ansammlung der Fussabdrücke der Beutetiere. Daraus können erfahrene Jäger/-innen auf Tierart sowie allenfalls auch auf Alter oder Beschaffenheit schliessen.
Tannenhäher, der: Natürlicher Feind eines jeden Jägers, weil er mit seinem Geschrei nicht nur die auf der Lauer liegenden Jäger erschreckt, sondern auch die potenziellen Beutetiere warnt.

U
Ueberläufer, die: So heissen die einjährigen Tiere bei den Wildschweinen, welche sich in sogenannten Überläuferrotten zusammentun.

V
Velo, das: Weil das Jagdgebiet nicht mit dem Auto erreicht werden darf, ausser bei der Steinbockjagd, sieht man immer mehr Jäger und Jägerinnen, welche mit dem Fahrrad oder eben Velo ins Jagdgebiet fahren.

W
Weidmann, der: Altdeutsches Wort für den Jäger, existiert auch als Nachnamen.
Weidmannssprache, die: Wie jede Berufsgruppe haben auch die Jagenden ihre eigene Sprache.
Weidmannsheil: Gruß der Jäger untereinander, Wunsch für guten Erfolg bei der Jagd und Glückwunsch für Jagdglück. Die romanische Variante dafür ist «bocc a’d luf».

X
Xerophil: Lebewesen, die trockene Gebiet bevorzugen, nennt man xerophil, davon müsste es im Engadin eigentlich einige geben.

Y
Yeti, der: Fabelwesen aus dem Himalaya, wurde schon einige Male gesichtet, aber noch nie gejagt.
Yoga, das oder der: Fernöstliche Entspannungs-, Dehnungs- und Kräftigungsmethode, könnte durchaus auch den Jagenden zum Vorteil gereichen.

Z
Zoonosen, die: Ansteckende Krankheiten, die zwischen Mensch und Tier übertragbar sind. Tollwut ist da sehr bekannt, Corona könnte es auch sein.

Quelle

Jagen in der Schweiz, Auf dem Weg zur Jagdprüfung. Herausgegeben von der Jagd- und Fischereiverwaltungskonferenz der Schweiz. ISBN: 978-3-7225-0143-7
… eigenes, über Jahre hinweg angeeignetes fundiertes Fachwissen und die freundliche Unterstützung von Daria Denoth vom Amt für Jagd und Fischerei Graubünden.

Das könnte Sie auch interessieren