Der Höchste im SNP (Piz Pisoc) freut sich über die aktiven Naturfreundinnen und -freunde.
Der Höchste im SNP (Piz Pisoc) freut sich über die aktiven Naturfreundinnen und -freunde. © SNP

Mission B – für mehr Biodiversität

Anna Mathis, Stefan Triebs Schafft neue Lebensräume für einheimische Blumen, Bienen, Vögel und Eidechsen – jeder Quadratmeter zählt! Mit diesem Satz wirbt die Aktion «Mission-B» für die Errichtung neuer Biodiversitätsflächen. Gemeinsam mit der Schule Scuol wurde auch der Schweizerische Nationalpark aktiv.

Dieser Appell hat auch uns vom Schweizerischen Nationalpark (SNP) erreicht. Im SNP sorgt die Natur mit ihren vielfältigen Prozessen, die gemäss den Bestimmungen ungehindert wirken können selbst für eine weitgehend intakte Biodiversität. Deshalb haben wir uns überlegt, wie wir Biodiversität an einem anderen Ort aktiv fördern könnten.
Im Rahmen unserer pädagogischen Angebote für die Schulen der Region bot sich eine gute Gelegenheit. Anstatt die jährlichen «Dis d’aventüra» durchzuführen, wollten wir uns dieses Jahr gemeinsam mit einer Schule der Region vertieft dem Thema Biodiversität widmen. An mehreren Aktionstagen sollte die nahe Schulumgebung bezüglich Artenvielfalt und Vielfalt der Lebensräume für Pflanzen und Tiere aufgewertet werden.

Zusammenarbeit mit der Schule in Scuol

In erster Linie haben wir uns die vier Parkgemeinden S-chanf, Zernez, Scuol und Val Müstair angeschaut. Da diverse Schulen bereits im Rahmen einer anderen Aktion der UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair und der Pro Terra Engiadina Schulgärten angelegt hatten, haben wir die Schule Scuol angefragt. Gleich mehrere Lehrpersonen erklärten sich bereit, mit ihren Klassen einen Biodiversitätsgarten anzulegen. Die Gemeinde stellte uns ein Stück Land hinter dem Schulhaus zur Verfügung und so haben wir uns gemeinsam an die Planung gemacht. Bei der Besichtigung und Beratung vor Ort zusammen mit Vertreterinnen und Vertretern der UNESCO Biosfera Engiadina Val Müstair und der Pro Terra Engiadina waren wir erstaunt, wie viele unterschiedliche Lebensräume bereits vorhanden waren: der Clozzabach mit seinem Ufer und die trockene Böschung dazu, eine Magerwiese mit viel wildem Thymian, eine vom Wind geschützte Böschung mit nährstoffreicher Erde, alte morsche Baumstrünke, eine alte Trockensteinmauer und bereits viele Kräuter, Sträucher und Bäume.

Besuch im Schulzimmer

Damit die Schülerinnen und Schüler auch wissen, was das Ziel unseres Gartens ist, hat jede Klasse eine Einführung zum Thema Biodiversität erhalten. Wir haben gemeinsam versucht herauszufinden, weshalb eine grosse Vielfalt von Arten und Lebensräumen wichtig ist. Ein Blick zurück hat alle erschreckt: in den letzten 10 Jahre sind 30% aller Insektenarten in der Schweiz ausgestorben und dies, weil in den vorangegangenen 100 Jahren in der Schweiz 80% aller Lebensräume verschwunden sind.

Auch auf den Schülerzeichnungen wird Biodiversität klar sichtbar
Auch auf den Schülerzeichnungen wird Biodiversität klar sichtbar © SNP

Selbst Hand anlegen

Diese Tatsachen haben alle motiviert etwas zu ändern, Hand anzulegen und aktiv zu werden. So ging es an die Umsetzung. Jeder der drei Kindergärten erhielt einen kleinen Garten und bepflanzte diesen mit verschiedenen Kräutern und Blumen. Das Beobachten, wie ein Sonnenblumensamen zu keimen beginnt, war ein richtiges Abenteuer.
Auf der Primarstufe wurde unter den einzelnen Klassen aufgeteilt. Die einen Klassen waren für die Erhöhung der Artenvielfalt zuständig. Sie haben wunderbare Gärten angepflanzt. Dabei ging es nicht um den Ertrag, sondern um die Vielfalt und darum, dass möglichst während des ganzen Sommers Pflanzen blühen.
Die anderen Klassen waren für die Vielfalt der Lebensräume zuständig. Eine Klasse schichtete eine Holzbeige aus Altholz auf und richtete darin Insektenhotels ein. Diese stellten sie im Werkunterricht selber her. Eine andere Klasse hat einen Steinhaufen angelegt. Zusätzlich sammelten die Schülerinnen und Schüler Weidenstecklinge, stellte sie ins Wasser ein und pflanzten diese nach dem Austreiben in die Böschung Richtung Clozzabach.

Viel Platz für neue Touristen im Insektenhotel
Viel Platz für neue Touristen im Insektenhotel © SNP
Das freut das Auge, die Insekten und die Vögel
Das freut das Auge, die Insekten und die Vögel © SNP

Erste Resultate

Die Beobachtungen während des Sommers und ein Augenschein zum jetzigen Zeitpunkt zeigen, dass die Arbeiten ein voller Erfolg sind. Eine Bienenart hat ihre Hotelzimmer bereits wenige Tage nach dem Bau bezogen und ihre Eier darin abgelegt. Jetzt im Herbst beginnen sich weitere Insekten anzusiedeln. Die Weiden haben nicht alle die trockene Anfangsphase überlebt, aber einige haben erfolgreich ausgetrieben. Und die gepflanzten Blumen und Kräuter gedeihen bestens, so dass diese kleine Oase bis jetzt Lebensraum und Nahrung für Insekten und Vögel zur Verfügung stellt.
Die Schülerinnen und Schüler besuchen regelmässig «ihren» Garten. Dabei geht es jetzt sowohl um das Beobachten der Fortschritte als auch um das Erforschen der Veränderungen von Flora und Fauna.

Die letzte Aktion in diesem Jahr, ist die Pflanzung von einigen besonderen Bäumen und Sträuchern, die in der Umgebung von Scuol selten anzutreffen sind. Neben Pfaffenhütchen, Felsenbirne und Kornelkirsche werden auch noch weitere Arten ein neues Zuhause finden. Die Pflanzaktion findet am Donnerstag, den 7. Oktober 2021 zusammen mit dem örtlichen Forstdienst und einer Sekundarklasse von Scuol statt.

Der Garten wird jedoch auch nächstes Jahr gedeihen und weiterhin Lebensraum und Nahrung für viele Pflanzen und Tiere bieten – und die Schülerinnen und Schüler beobachten, forschen und staunen auch in Zukunft. Wir vom SNP freuen uns darüber, dass wir mit dieser gemeinsamen Aktion eine wichtige Zielgruppe für das Thema Biodiversität sensibilisieren konnten. Wetten, dass auch in einigen Privatgärten zu Hause bei den teilnehmenden Kindern so ganz nebenbei einige kleine Naturoasen entstanden sind?

Die selbst gezogenen Weiden entwickeln sich prächtig.
Die selbst gezogenen Weiden entwickeln sich prächtig. © SNP
Eine Bienenart hat ihre Hotelzimmer bereits wenige Tage nach dem Bau bezogen und ihre Eier darin abgelegt
Eine Bienenart hat ihre Hotelzimmer bereits wenige Tage nach dem Bau bezogen und ihre Eier darin abgelegt © SNP

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