Ab und an spielen sie in der Jugendmusik auch flotte Märsche.
Ab und an spielen sie in der Jugendmusik auch flotte Märsche. © zvg

Die Jugend musiziert

Jürg Wirth Noch zwei Jugendmusiken gibt es im Unterengadin. Eine in Zernez/La Plaiv, die andere in Scuol. Weil die Dirigenten aus derselben Familie kommen, proben und spielen sie für einen grossen Auftritt gemeinsam.

Noch bis vor wenigen Jahren gab es eine Handvoll Jugendmusiken in unserer Region. Da trafen sich die jungen Musikanten und Musikantinnen im Val Müstair regelmässig zu Proben und führten zwischendurch ihr Können auf.

Im Valsot trafen sich die Jungen ebenfalls zum regelmässigen Proben und Musizieren und präsentierten sich an Konzerten. Jugendliche aus der Umgebung von Scuol taten es ebenso wie diejenigen aus der Plaiv, im unteren Oberengadin.

Doch mittlerweile scheint der Schwung etwas verloren gegangen zu sein und die Handvoll Musiken hat sich reduziert auf zwei. Nämlich die «Musica da giuvenils La Plaiv – Zernez» und die «Musica da Giuventüna Engiadina Bassa». Die beiden Vereine zählen 18 und 25 junge Musikantinnen und Musikanten und sind quasi in Familienhand. Flurin Lehner heisst der Dirigent der Jugendmusik Unterengadin, während sein Bruder Reto die jungen Instrumentalisten von Zernez und La Plaiv anleitet.

Spass und Freude dürfen nicht fehlen.
Spass und Freude dürfen nicht fehlen. © zvg

Musikalische Familie

Dass die beiden in dieser Funktion sind, ist kein Zufall, ist doch die Familie Lehner äusserst musikalisch: Auch der dritte Bruder Janet spielt mit seinen Brüdern in der Musikgesellschaft Zernez mit und engagiert sich als Lehrer in der Ausbildung von jungen Musikantinnen und Musikanten. Das war es auch, was Reto vor etwa zehn Jahren getan hat. Denn schon früh hätten sie bemerkt, dass man mehr mit den Jungen arbeiten muss, wenn die diversen Dorfmusikvereine eine Zukunft haben sollen.

Reto selber hat in der 3. Klasse mit dem Trompetenspiel begonnen und sich autodidaktisch weitergebildet. Musikstunden habe er fürs Klavier besucht, für die Trompete hingegen nie. Nichtsdestotrotz hat er es bis ins Militärspiel geschafft, was durchaus einem musikalischen Ritterschlag gleichkommt. Selber ist er begeisterter Brass-Band-Musiker, ein längerer Aufenthalt in England – dem Home of Brass – war der Grundstein dieser Liebe. Er ist Präsident der Musikgesellschaft Zernez und da selbst auch aktives Mitglied.

Kurse besucht hat er allerdings für die Ausbildung zum Dirigenten und als Registerleiter, speziell geschult ist er als Ausbildner für Jugendmusiken. Dabei und während seiner Arbeit hat er gemerkt, dass man als Jugendmusikdirigent «tolerant» und «flexibel» sein muss. Tolerant gegenüber Fehlern und flexibel, weil man es mit Jugendlichen zu tun hat, die manchmal anderes im Kopf haben als nur die Musik.

Volle Konzentration bei der Probe.
Volle Konzentration bei der Probe. © zvg

Freude an der Arbeit mit Jugendlichen

Ihm macht es grosse Freude, mit den Jugendlichen zusammenzuarbeiten, gemeinsam Stücke einzustudieren, die sie dann am Konzert aufführen. Bislang habe er die Stücke selber ausgesucht. In diesem Jahr hingegen treffe er sich erstmals im Oktober mit den Musikantinnen und Musikanten, dabei wählen sie aus einem Reigen von Melodien und Stücken diejenigen aus, die sie dann proben. Das tun sie von November bis April jeweils am Freitagabend in S-chanf. Die Musikantinnen und Musikanten sind zwischen 11 und 20 Jahre alt. In Scuol proben sie ebenfalls am Freitagabend.

Zum Beispiel Simon Gabriel (14). Seit er sieben Jahre alt ist, spielt er Trompete und ist gerne in der Jugendmusik wegen der Freunde und Kollegen. Sein Bruder spielt dort ebenfalls mit. Am Anfang war er zum Lernen dort, mittlerweile ist er schon sehr gut und auch ausgezeichnet, trotzdem könne er bei Reto Lehner ab und zu noch gute Tipps abholen, sagt er. Simon hilft gerne auf anderen Stimmen aus oder gibt mittlerweile selber Tipps. Er freut sich immer auf die Konzerte, auch weil man nachher festen gehen kann.

Dirigent Reto Lehner hat Freude an der Arbeit mit Jugendlichen.
Dirigent Reto Lehner hat Freude an der Arbeit mit Jugendlichen. © zvg

Gemeinsam proben und spielen

Weil Musik in einem Verein vor allem auch Zusammenkommen und Gemeinschaft ist und die beiden Jugendmusiken quasi in Familienhand sind, liegt es auf der Hand, dass sie zusammenarbeiten. So würden sie im nächsten Musikjahr gemeinsame Musik-Weekends machen, sagt Reto Lehner. Dabei auch solche, bei denen sie gleich am Probeort übernachten.

Allerdings geht es nicht nur um den Plausch und das Vergnügen, denn Fernziel dieser Wochenenden im Allgemeinen und der Proben im Speziellen ist das kantonale Jugendmusikfest in Vals im nächsten Jahr, an dem sie als vereinte Jugendmusik Engadin auftreten.

Dort wollen die beiden Jugendmusiken Spass haben, aber natürlich auch gut abschneiden.

Für weitere Informationen: Reto Lehner, 078 828 83 55, lehner.active@gmail.com

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