Die Chamanna Cluozza im Herzen des Schweizerischen Nationalparks ist eine beliebte Rast- und Übernachtungsmöglichkeit für Gäste und Einheimische. Dank ihrer Abgeschiedenheit bietet sie ein authentisches Naturerlebnis.
Die Chamanna Cluozza im Herzen des Schweizerischen Nationalparks ist eine beliebte Rast- und Übernachtungsmöglichkeit für Gäste und Einheimische. Dank ihrer Abgeschiedenheit bietet sie ein authentisches Naturerlebnis. © zvg

Die Chamanna Cluozza wird umgebaut

Flurin Filli Seit 110 Jahren steht die Chamanna Cluozza im Herzen des Schweizerischen Nationalparks. Sie ist in die Jahre gekommen und wird im Sommer 2021 umgebaut. Der Schweizerische Nationalpark investiert dafür 2,5 Millionen Franken. Auch in Zukunft sollen die Gäste hier in ein einzigartiges Naturerlebnis eintauchen.

Bereits 1909 stimmte die Zernezer Bevölkerung der Verpachtung der Val Cluozza an den Schweizerischen Bund für Naturschutz (heute Pro Natura) zu. Im Jahr darauf erhielt Curdin Grass aus Zernez den Auftrag, die Chamanna Cluozza zu erbauen. Sie sollte Besuchern, Forschenden und der Parkaufsicht eine einfache Übernachtungsmöglichkeit bieten. Bis heute ist sie die einzige für Gäste zugängliche Hütte im Schweizerischen Nationalpark (SNP). Die absolut ruhige Lage, der romantische Standort sowie die einfache Einrichtung ermöglichen ein einmaliges Erlebnis.

Die Chamanna Cluozza steht im wohl wildesten und abgelegensten Tal des SNP. Sie ist von Zernez oder von der Ofenpassstrasse aus in drei beziehungsweise vier Stunden zu Fuss erreichbar. Die Bauweise ist dem Standort angepasst, und Baumaterial musste von Anfang an mühsam von Zernez nach Cluozza transportiert werden. Dies führte zu einem einfachen alpinen Holzbau. Noch bis Ende der 1980er-Jahre erfolgte die Versorgung der Chamanna Cluozza vor allem mit einem Maultier.

Die Ursprünge der Chamanna Cluozza gehen auf das Jahr 1910 zurück. Sie diente von Anfang an auch als Übernachtungsmöglichkeit für Gäste. Im Laufe der Jahre wurde sie mehrmals ausgebaut und erweitert.
Die Ursprünge der Chamanna Cluozza gehen auf das Jahr 1910 zurück. Sie diente von Anfang an auch als Übernachtungsmöglichkeit für Gäste. Im Laufe der Jahre wurde sie mehrmals ausgebaut und erweitert. © SNP

Rekordfrequenzen

Die Belegung der Chamanna Cluozza hat in den letzten Jahren stark zugenommen. Mit über 4'000 Übernachtungen im Sommer ist sie eine der am meisten frequentierten Hütten im schweizerischen Alpenraum. Dies führt zu erhöhter Lärmbelastung in der Unterkunft, insbesondere, weil die Wände und die Böden der Hütte im traditionellen Stil aus Holz und ohne jegliche Lärmdämmung konstruiert sind. Leidtragende sind neben den Gästen, welche mehrheitlich nur eine Nacht in der Unterkunft verbringen, vor allem die Mitarbeitenden. Sie verfügen kaum über Rückzugsmöglichkeiten und können sich deshalb nur unzureichend regenerieren.

Projektwettbewerb

Die Eidgenössische Nationalparkkommission hat 2018 alle Bedürfnisse geprüft und Möglichkeiten abgeklärt. Der SNP möchte mit dem zukünftigen Betrieb der Chamanna Cluozza innovativ und beispielhaft agieren. Die Gäste sollen ein im wahrsten Sinne des Wortes nachhaltiges Erlebnis haben.

Im Rahmen eines Ideenwettbewerbs, an dem sich vier Architekturbüros – zwei aus der Region und zwei weitere aus dem Kanton Graubünden – beteiligten, hat sie die optimalste Lösung gesucht. Als Sieger wurde das Projekt «Treglia» des Architekturbüros Capaul & Blumenthal aus Ilanz erkoren. Es überzeugt durch seinen sorgfältigen Umgang mit der Baugeschichte und der sensiblen Landschaft. Geplant ist ein turmartiger Neubau, in dem in Zukunft die Mitarbeitenden untergebracht sind. Das Hauptgebäude wird sanft renoviert, die betrieblichen Abläufe optimiert und die technischen Installationen auf den neuesten Stand gebracht. Dabei muss berücksichtigt werden, dass die zur Verfügung stehende Menge an Energie beschränkt ist. Ein Kleinst-Wasserkraftwerk produziert elektrischen Strom. Um den hohen ökologischen Anforderungen gerecht zu werden, wird eine biologische Kläranlage gebaut, die für die Schweiz einzigartig ist. Das Lärchenholz für den Neubau und die Schindeln für das Dach stammen aus den Parkgemeinden. Der SNP ist in Kontakt mit der kantonalen Denkmalpflege, um den Charakter der Hütte zu erhalten und die Baumaterialien optimal auszuwählen. Bauen weit abseits der Transportwege ist auch heute eine grosse Herausforderung. Die Arbeiten müssen minutiös geplant und unnötige Helikopterflüge vermieden werden.

Hinter der Chamanna Cluozza wird als Unterkunft für die Mitarbeitenden ein neuer Turm gebaut. Dieser passt sich gut in die Landschaft ein und bildet mit den bestehenden Bauten ein schönes Ensemble, das typisch ist für eine zeitgenössische alpine Bauweise.
Hinter der Chamanna Cluozza wird als Unterkunft für die Mitarbeitenden ein neuer Turm gebaut. Dieser passt sich gut in die Landschaft ein und bildet mit den bestehenden Bauten ein schönes Ensemble, das typisch ist für eine zeitgenössische alpine Bauweise. © SNP

Nachhaltiges Betriebskonzept

Die umgebaute Chamanna Cluozza wird im Frühsommer 2022 dem Publikum übergeben. Das Betriebskonzept sieht ein kleines und feines Angebot vor, bei dem möglichst viele regionale Produkte integriert werden. Auch hier wird der ökologische Fussabdruck konsequent klein gehalten. Elektronische Kommunikationsmittel haben auch in Zukunft in der Chamanna Cluozza keinen Empfang. Dies bietet die einzigartige Möglichkeit, den speziellen Charme dieses nostalgischen Ortes zu geniessen und die Natur auf sich wirken zu lassen.

Während den Bauarbeiten im kommenden Sommer können keine Gäste in der Chamanna Cluozza übernachten. Bei schönem Wetter steht von Ende Juni bis anfangs Oktober ein Tagesservice auf der Terrasse der Hütte zur Verfügung. Wanderer können hier rasten und von einem einfachen Verpflegungsangebot profitieren.

Mehr Infos zur Chamanna Cluozza: www.cluozza.ch

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