Ich freue mich jeweils für die Jäger

Jürg Wirth Eugen Jenal ist Wildhüter in Samnaun, und die Jagdsaison seine strengste Zeit. Trotzdem freut er sich darauf. Was man als Wildhüter*in sonst noch zu tun hat, erklärt er im Interview.

Freut man sich als Wildhüter*in auf die Jagdsaison?

Bei mir ist es so, dass ich mich jedes Jahr auf den Jagdbeginn freue. Ich denke, bei meinen Kolleg*innen ist das nicht anders.

 

Aber die Jagdsaison bedeutet auch viel Arbeit, oder?

Ja, die Jagdsaison – vor allem die Hochjagd – ist für uns Wildhüter*innen eine sehr anstrengende Zeit mit grossem Arbeitsaufwand und viel Präsenzzeit.  

 

Was fällt da alles an Arbeit an?

Kontrollen aller Art, zum Beispiel Fahrzeuggebrauch, Einhaltung der Schusszeiten, Kontrolle der Waffen und optischen Geräte, weidmännisches Verhalten, Ausmessen der erlegten Tiere, Ordnungsbussen, Anzeigen, Schweisshundearbeit.

  

Was ist Ihre Rolle während der Jagd?

Unsere wichtigste Aufgabe ist die Kontrolle der Jagdausübung. Wir achten darauf, dass die Jagd weidmännisch und korrekt ausgeübt wird. Weidmännisch heisst, gute Position des beschossenen Tieres und keine zu weite Schussentfernung. 

 

Sie begutachten auch die Tiere nach dem Schuss, oder nicht?

Gemäss Jagdbetriebsvorschriften sind zum Beispiel weibliche Gämsen, Kronenhirsche und alle nicht jagdbaren Tiere (Fehlabschüsse) in frischem Zustand der Wildhut vorzuweisen. Sobald die geringsten Zweifel an der Jagdbarkeit bestehen, ist ein Tier als solches in die Abschussliste einzutragen und der Wildhut vorzuweisen. 

 

Wie erleben Sie die Jäger*innen in dieser Zeit, sind die eher hektisch und nervös oder ruhig und gelassen?

Die Nervosität bei den Jäger*innen ist vor Jagdbeginn am grössten. Bereits Wochen vor Jagdbeginn erkennt man einen «Bündner Jäger» oder eine «Bündner Jägerin» daran. Sobald die Jagd beginnt, legt sich diese Aufregung bei den meisten. Während der Jagd – vor allem nach einem Jagderfolg – wird es dann ruhiger. 

 

Wenn Jäger*innen ein Tier erlegt haben, freuen Sie sich für diejenigen?

Auf jeden Fall. Wenn ein Jäger oder eine Jägerin ein jagdbares Tier korrekt erlegt hat und vor Glück strahlt, dann freut es mich auch. 

 

Werden die Tiere im Allgemeinen gut geschossen und getroffen?

Glücklicherweise ja. Die Jäger*innen bereiten sich gut auf die Jagd vor – gehen regelmässig auf den Schiessstand und werden so zu guten Schütz*innen. 

 

Welches sind die wichtigsten Regeln bei der Jagd?

Die Jäger*innen müssen sich darüber im Klaren sein, dass sie eine grosse Verantwortung tragen. Sehr wichtig ist der korrekte Umgang mit der Waffe, die Einhaltung der weidmännischen Regeln (Respekt vor dem Tier), der korrekte und respektvolle Umgang mit anderen Jäger*innen als auch Nichtjäger*innen. 

 

Jagd ist aber nicht das ganze Jahr, was macht man als Wildhüter*in in der restlichen Zeit?

Von September bis Mitte Dezember sind Wildhüter*innen vorwiegend mit der Jagd beschäftigt. Im Winter wird das gesamte Wild im Aufsichtsgebiet regelmässig beobachtet, um allfällige Krankheiten oder sonstige Ereignisse zu erkennen. Die Wildhüter*innen verschaffen sich in dieser Zeit auch einen Überblick über die Wildbestände. Kontrolle von Wildruhezonen, Gewässerschutz, Fallwild usw. gehört auch dazu. Ab Ende März bis in den Sommer hinein sind Wildhüter*innen mit Bestandsaufnahmen, Wildbeobachtungen, Fischerei, Gewässerschutz, Pilz- und Pflanzenschutz, Rehkitzrettung, Wildschutzgebieten und gelegentlich auch mit Grossraubtieren beschäftigt.  

 

Wohin kommt das Fleisch bei Unfällen mit Wild?

Wild, das beim Eintreffen der Wildhut bereits tot ist, wird in jedem Fall entsorgt. Wenn das Tier noch lebt und vom Wildhüter oder der Wildhüterin erlöst werden muss, kommt es in eine Metzgerei und wird dort vom Tierarzt oder der Tierärztin kontrolliert. Er oder sie entscheidet über die Verwertung.   

 

War Wildhüter Ihr Traumberuf, oder was haben Sie vorher gemacht?

Für mich war und ist Wildhüter zu sein ein Traumberuf. Ich war früher in der Landwirtschaft und im Tourismus tätig. 

 

Wildhüter*in als Beruf ist hier in der Gegend extrem beliebt. Weshalb ist dies so?

Ich denke, dass es hier noch viele bodenständige und naturverbundene Leute gibt, welche sich mit diesem Beruf identifizieren können.

 

Wenn man mal Wildhüter*in ist, bleibt man das bis zur Pensionierung? Oder denken Sie ab und an über einen Wechsel nach?

Seit ich Wildhüter bin, haben mehrere Kollegen schon lange vor der Pensionierung den Beruf gewechselt. Einige schon nach kurzer Zeit. Für mich stellte sich diese Frage nie. 

 

Gehen Sie selber auch auf die Jagd in irgendeinem Revier?

Ich gehe gelegentlich im Ausland auf die Jagd. 

 

 

Eugen Jenal ist 60 Jahre alt und wohnt in Samnaun Dorf. Er ist seit 23 Jahren Wildhüter in der Gemeinde Samnaun und einem Teil der Gemeinde Valsot. Ab und an geht er im Ausland selber jagen oder fischen.

Eugen Jenal liebt seine Arbeit als Wildhüter und freut sich auf die Jagd.
Eugen Jenal liebt seine Arbeit als Wildhüter und freut sich auf die Jagd. © zvg

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