Die Geschichte der Motta-Bergstation und des Restaurants

Jürg Wirth Dieser Winter wird der letzte sein für das Bergrestaurant auf Motta Naluns, so, wie es sich heute präsentiert. Auf den Winter 2024/25 öffnet dann, so alles gut läuft, das neue, moderne Gebäude auf Motta Naluns. Grund genug also, etwas auf die Geschichte der Bergbahnen im Allgemeinen und von Motta Naluns im Speziellen zu blicken, denn die reicht doch ein rechtes Stück zurück.

Am 3. März 1955 erteilt die Gründerkommission des Kurvereins den Auftrag zum Bau einer Zweier-Gondelbahn von Scuol nach Motta Naluns. Am 12. April findet darauf die Gründungsversammlung der Seilbahn Scuol Motta Naluns statt. Nach der erfolgreichen Prüfung der neu gebauten Anlage am 3. Februar 1956 findet die offizielle Einweihung der neuen Zweier-Gondelbahn von Scuol nach Motta Naluns am 11. und 12. Februar im selben Jahr statt. Corsin Feuerstein, Architekt aus Scuol, erinnert sich noch an diese Bahn. Die Gondeln hätten ein wenig ausgesehen wie rote Eier. Das Gastroangebot war noch überschaubar, dafür wurde bereits 1960 überlegt, wie sich die Attraktivität der Motta Naluns steigern liesse. Einrichten einer Murmeltier- und Steinbockkolonie, Alpenblumengarten oder Untersuchungen, um eine alpine Golfanlage zu bauen, lauteten Ideen. Die Murmeltiere hätten sich wacker fortgepflanzt, ist in der Chronik zu lesen, dafür seien die Steinböcke weitergezogen und anstatt des Alpenblumengartens entstand damals eine Pflanzenschutzzone für ganz Motta Naluns. Der Golfplatz hingegen blieb Vision. Danach entstanden verschiedene Lifte auf dem Berg und 1965 kaufte die Gesellschaft die erste Pistenmaschine für CHF 59'000. 1966 wurde die Leistung der Zweierseilbahn auf 240 Personen pro Stunde ausgebaut und an der Talstation zwei neue Kassenhäuschen erstellt. 

1971 wuchs nach einer Statutenänderung der Verwaltungsrat auf 9 Mitglieder und die Gesellschaft hiess fortan «Pendicularas Scuol-Motta Naluns SA». Darauf erstellten die Betreiber eine neue Vierer-Seilbahn neben der bestehenden auf die Motta. Ebenfalls in Betrieb gingen im selben Jahr der Skilift Champatsch sowie der Skilift Naluns II und der Sessellift Ftan-Nateas. Immer noch war die Verpflegung schwierig und verteilt, bis dann im Jahre 1976 die Architekten Friedli und Brändli aus Davos das Restaurant La Charpenna bauten. Dabei kostete das Gebäude 1,3 Millionen Franken, die Wasserversorgung 1,0 Mio. und Mobiliar und Geschirr kamen noch auf CHF 207'000 zu stehen. 

Ab dann ging es zügig weiter mit Erneuerungen und Erweiterungen. 1979 ersetzte eine neue Gondelbahn das Pioniermodell aus dem Jahre 1955 und nach einer Erweiterung fasste das Restaurant La Charpenna 870 Sitzplätze. Fast 10 Jahre konnte dann die Charpenna den Anforderungen und Bedürfnissen der Gäste genügen, bis 1986 die Zeit reif war für den Neubau des zusätzlichen Restaurants La Motta inklusive «Robinson-Clubraum» und Lunchraum. Verantwortlich für den Entwurf zeichnete sich der Scuoler Architekt Corsin Feuerstein. 1993 schliesslich kam noch die neue Garage und Einstellhalle für die inzwischen angewachsene Flotte der Pistenfahrzeuge hinzu.

Dazwischen gab es immer wieder Sanierungen und Renovationen. Zum Beispiel die Verstärkung des Daches der Charpenna, wie Feuerstein erzählt und als Erklärung eine Skizze zeichnet. Demnach hätte der von Ftan herkommende Wind allen Schnee auf die Richtung Sent exponierte Dachhälfte verfrachtet, vier Meter Schnee seien dort gelegen. Gezeigt habe sich der massive Schneedruck bei den darunterliegenden Fenstern. Die haben sich schlicht nicht mehr öffnen lassen, weil sie leicht durchgebogen waren. Erst nach dem Abschaufeln des Daches habe man die Fenster wieder öffnen können. Dies blieb dann so, weil die Dachkonstruktion verstärkt wurde. 

Ein Malheur, das beim Neubau hoffentlich nicht passiert. Umso mehr, als die Fenster dort eine wichtige Rolle in der Gestaltung bilden.

Das könnte Sie auch interessieren