In der Kirche Tschlin wurde diesen Sommer ein grosses Werk Campells präsentiert.
In der Kirche Tschlin wurde diesen Sommer ein grosses Werk Campells präsentiert. © Andrea Badrutt, Chur

Auf den Spuren von Ulrich Campell

Jürg Wirth Ulrich Campells respektive Durich Chiampells dreibändiges Werk «Topographische Beschreibung des alpinen Rätiens» wurde eben neu aufgelegt und unlängst in der Kirche Tschlin präsentiert.

Dr. Christof Reutlinger, Pfarrer von Valsot, Dr. Florian Hitz, Historiker und Vorstand des Instituts für Kulturforschung Graubünden und Jon Mathieu, Historiker, gaben ihre Sicht auf Ulrich Campell zum Besten. 

Geboren wurde Ulrich Campell um 1510 in Susch. Ulrichs Vater, Chasper, war Kriegsmann und früher Anhänger der Reformation. Seine Ausbildung in Latein und Griechisch sowie in Theologie bekam Ulrich Campell bei seinem Schwager Philipp Galizius. Dieser gelangte als wandernder Schüler wahrscheinlich bis nach Wittenberg zu Luther, wie es im Schweizerischen Kunstführer zu Lavin steht, und war also ein früher Anhänger der Reformation. Florian Hitz erwähnte in seinem Referat, dass Campell von 1550 bis 1570 in Zernez, Zuoz und S-chanf predigte. 1571 bis 1574 predigte er in Chur, auf Empfehlung von Heinrich Bullinger und Jos. Zimmer. Allerdings politisierte Campell heftig gegen ein Bündnis mit Spanien und wetterte gegen Anabaptisten und Trinitarier, gegen welche man in Bünden nicht viel unternehmen wollte. Dies reichte jedoch, um ihn aus Chur wegzuschicken. So kam er dann 1574 nach Tschlin. Dort blieb er bis zu seinem Tod im Jahre 1582 – dies, nachdem das Dorf 1565 zum neuen Glauben übergegangen war. Den Altar hatten die Tschliner danach ins Tirol verkauft und die Bilder in der Kirche mit Kalk übertüncht. Im Zuge der Trennung von Politik und Kirche wählten sie dann auch den Pfarrer selber. Campell wurde auch in Tschlin begraben, sein Grab aber fiel wahrscheinlich dem Brand von 1856 zum Opfer.

Nebst seiner Tätigkeit als Pfarrer war Campell vor allem als Autor tätig und als Begründer der romanischen Schriftsprache. So veröffentlichte Campell 1562 seine romanische Übersetzung der Psalme, «Ün cudesch da psalms», und die geistlichen Lieder «Chianzuns spirituals», womit er die Schriftsprache Vallader begründete. 

1573 schliesslich machte er sich an sein grosses Werk «Topographische Beschreibung des alpinen Rätiens». Dabei gilt seine Beschreibung aus dem 16. Jahrhundert noch heute als eine der wichtigsten Quellen zur Geschichte Graubündens. Das Original befindet sich jetzt im Archiv von Sprecher in Maienfeld. Die neue dreibändige Ausgabe kostet rund 120 Franken und ist im Buchhandel zu kaufen.

Das könnte Sie auch interessieren