Die Freiwilligen vom internationalen Zivildienst pflegen die Engadiner Kulturlandschaft.
Die Freiwilligen vom internationalen Zivildienst pflegen die Engadiner Kulturlandschaft. © Jürg Wirth

Internationale Arbeitsbrigade im Engadin

Jürg Wirth Der Service Civil International vermittelt Freiwillige für Arbeitseinsätze in der ganzen Welt – auch in der Schweiz. Diesen Sommer pflegte eine internationale Truppe Weiden und Wiesen im Unterengadin oder errichtete Wildschutz bei Obstplantagen.

Sie heissen Sara, Cristina, Evelyn, Paul oder Miriam, kommen aus Rom, Madrid, Mexico, Paris oder Rifferswil und verbringen im Sommer zwei Wochen im Engadin. Nicht zum Ferien machen, sondern zum Arbeiten. Die jungen Menschen sind Teil des Einsatzprojektes vom Service Civil International (SCI). Die Organisation wurde vor rund 100 Jahren gegründet. Auslöser war das Ende des Ersten Weltkriegs und der Wiederaufbau der zerstörten Dörfer und Städte. Dazu trafen sich 1920 deutsche und französische Freiwillige in der Stadt Esnes in der Nähe von Verdun. Mittlerweile setzt sich der SCI als Non-Profit-Organisation für den interkulturellen Austausch ein. Dazu vermittelt er motivierte Freiwillige an Arbeitseinsätze auf der ganzen Welt, so auch im Engadin. Organisiert hat den Einsatz die Stiftung Pro Terra Engiadina und die Arbeiten sind Entbuschen von Trockenwiesen und Flachmooren, Wildschutz bei Obstplantagen und andere Arbeiten in der Natur.

Sara aus Rom studiert Sprachen und ist begeistert von der körperlichen Arbeit.
Sara aus Rom studiert Sprachen und ist begeistert von der körperlichen Arbeit. © Jürg Wirth

Zusammengewürfeltes Team

Genau wegen dieser Art von Arbeiten hat sich Sara aus Rom für diesen Einsatz gemeldet. Die Sprachstudentin wollte eigentlich erst für einen Freiwilligeneinsatz nach Island. Das hat dann zwar nicht geklappt, aber dadurch hat sie den SCI kennengelernt und wurde auf das Projekt im Engadin aufmerksam, woraufhin sie sich dafür anmeldete. Genau wie die anderen Freiwilligen. Speziell an diesen Camps ist nämlich auch, dass die Truppe bunt zusammengewürfelt ist und sich die Teilnehmenden vorher gar nicht kennen. Doch Sara findet die anderen «sehr okay», wie sie sagt und sie fühlte sich von Anfang an sehr wohl. Als angenehmen Nebeneffekt führt sie noch an, dass sie sich jetzt stärker fühle, also körperlich. Die zwei Wochen seien wie eine Art Gym gewesen, einfach in der Natur. 

Ebenfalls begeistert von der Gruppe ist Cristina aus Madrid. Sie könne sich durchaus vorstellen, jedes Jahr einen Einsatz zu leisten. Ihr liegt Freiwilligenarbeit am Herzen, so ist sie auch auf den SCI gestossen. Zudem sei dies auch eine gute und günstige Art zu reisen und das Engadin lernt sie ebenfalls kennen. Denn nach Arbeitsschluss unternehmen die Freiwilligen häufig etwas zusammen, gehen spazieren oder schauen sich Dörfer und Sehenswürdigkeiten an. Selbstredend, dass für die Umweltingenieurin hier alles anders ist als in Madrid. Dort sei alles viel grösser, auch ihr Lieblingsclub – Real.

Cristina aus Madrid würde am liebsten jedes Jahr einen Einsatz machen.
Cristina aus Madrid würde am liebsten jedes Jahr einen Einsatz machen. © Jürg Wirth

Viele Einsätze in der Schweiz

Weil die Freiwilligen – in der Schweiz arbeiten jährlich rund 200 Personen in solchen Projekten – eher wenig Erfahrung in Feldarbeit mitbringen, braucht es jemanden, der die Arbeiten und die Gruppe koordiniert. In diesem Falle ist dies Sebastian Nussbaumer, der dies als Zivildienstleistender tut. Im «normalen» Leben studiert er Internationale Beziehungen in Genf.

Nebst dem Koordinator kommt auch noch Miriam aus der Schweiz, aus Rifferswil in der Nähe von Zürich. Ihr war es ein Anliegen, «der Natur etwas zurückzugeben». Den SCI kennengelernt hat sie durch ihren Bruder, der dort seinen Zivildienst absolvierte. Auch sie kann sich gut vorstellen, nächstes Jahr wieder einen Einsatz zu leisten. Allerdings eher nicht mehr in der Schweiz, wie sie sagt, höchstens an einem schönen Ort. Einem so schönen Ort wie dem Engadin, könnte man hier anfügen. Denn tatsächlich hat sie viel von der Gegend gesehen. Einerseits beim Arbeiten, wo die Freiwilligen an verschiedenen Orten zum Einsatz kamen, aber eben auch nach dem Arbeiten. So waren sie im Nationalparkzentrum oder wanderten über die Hängebrücke bei Ardez. Jedenfalls habe sie die Gegend gut kennengelernt, sagt Miriam. Was sie auch begeisterte, waren die stetigen Erklärungen, wofür die Arbeit sei und weshalb sie es jetzt genau so und nicht anders machten. In der Mittagspause standen dann noch kleine Ausbildungsblocks zu Naturthemen auf dem Programm. 

Während Miriam eine kurze Anreisezeit hatte, dauerte es bei Evelyn bedeutend länger. Sie kommt aus Mexico, lebt in der Nähe von Mexico City und hat sich ebenfalls für einen Einsatz in der Schweiz entschieden. Sie fühlt sich mit der Natur verbunden, wollte unbedingt in die Schweiz zum Arbeiten und ist begeistert von der Schönheit des Ortes. Noch nie zuvor sei sie an einem so schönen Ort gewesen, sagt sie. 

Doch nicht nur die Schönheit der Natur oder die Sinnhaftigkeit des Einsatzes können Kriterien für die Arbeit beim SCI sein. Für Paul aus Paris ging es beim Einsatz auch darum, seine Englisch- und Deutschkenntnisse zu verbessern. Dies sei ihm gelungen, eben auch wegen der bunt zusammengewürfelten, internationalen Truppe, die früher wie heute für Völkerverständigung und sinnstiftende Arbeit steht. 

Miriam aus Rifferswil kann sich auch einen Einsatz im Ausland gut vorstellen.
Miriam aus Rifferswil kann sich auch einen Einsatz im Ausland gut vorstellen. © Jürg Wirth
Paul aus Paris hat auch an seinen fremdsprachlichen Fähigkeiten gearbeitet.
Paul aus Paris hat auch an seinen fremdsprachlichen Fähigkeiten gearbeitet. © Jürg Wirth

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