Die Baustelle des GKI unterhalb von Martina läuft auch im Winter.
Die Baustelle des GKI unterhalb von Martina läuft auch im Winter. © (zvg Engadiner Kraftwerke)

Gemeinschaftskraftwerk auf gutem Weg

Jürg Wirth Unterhalb von Martina entsteht mit dem Gemeinschaftskraftwerk Inn eines der grössten Laufwasserkraftwerke des Alpenraums. Die Arbeiten gehen planmässig voran, und die Inbetriebnahme ist für 2022 vorgesehen.

Wer schon mit dem Auto von Martina Richtung Vinadi gefahren ist, der hat sie sicher gesehen, die immense Baustelle am Inn. Denn beim Weiler Ovella entsteht die neue Wehranlage für das Gemeinschaftskraftwerk am Inn (GKI). Beim GKI handelt es sich um eines der grössten Laufwasserkraftwerke des Alpenraums, welches sich grösstenteils unterirdisch von Martina über sieben Gemeinden des Oberen Inntals über das Gebiet von Tirol erstreckt. Die Stauanlage mit dem 15 Meter hohen Wehr fasst das Wasser, und von dort gelangt es über einen 23 Kilometer langen Druckstollen zu den Turbinen im Kraftwerk Prutz. Diese produzieren dereinst Strom für mehr als 90 000 Haushaltungen, was einer jährlichen Energiemenge von 440 Gigawattstunden entspricht, bei einer installierten Leistung von 89 Megawatt. Das Investitionsvolumen beträgt 605 Millionen Euro, die Inbetriebnahme ist für 2022 vorgesehen. Ein Ziel, das durchaus realistisch ist.

Doch dazu müssen nun noch die rechtsufrigen Anlagen gebaut werden, nachdem das eigentliche Wehr auf der linken Talseite bereits in den letzten Jahren entstanden ist. 

Dazu gehören das Einlaufbauwerk, mit dem das Wasser aus dem Inn in den 23 Kilometer langen Stollen und schliesslich auf die Turbinen der Kraftwerkzentrale in der österreichischen Gemeinde Prutz geleitet wird und sämtliche Anlagen, mit denen die freie Fischwanderung über die Wehranlage sowie die Abgabe des vorgeschriebenen Restwassers sichergestellt werden können. 

Der Bau dieser Anlagen verzögerte sich mehrmals aufgrund der 600 Meter hohen Felswand, die am Rande der Baustelle thront. Geologische Bewegungen, grosse Schneemengen oder akute Steinschlaggefahr waren wiederholt Ursache dafür, dass die Bauarbeiten unterbrochen werden mussten. Laut dem Direktor der Engadiner Kraftwerke, Michael Roth, behinderten diesen Winter erstmals keine übermässigen Schneemengen in den Fangnetzen die Arbeiten, weshalb diese zügig voranschritten.

Die Arbeiten zur Baugrubenumschliessung, bei denen über 230 Pfähle bis zu 37 Meter in den Boden gebohrt wurden, konnten Ende 2019 begonnen und im August 2020 abgeschlossen werden. Diese Arbeiten entpuppten sich ebenfalls als sehr anspruchsvoll, weil sich die Geologie im Flussbett als sprunghaft erwies und nur schlecht prognostiziert werden konnte. Inzwischen ist die Baugrube ausgehoben, wobei rund 28’000 Kubikmeter Material entfernt und auf die Deponie Prà Dadora bei Vinadi abtransportiert worden sind. Die Betonierarbeiten sind im Gange und können bislang ohne Unterbruch über den Winter fortgeführt werden. Die Arbeiter vor Ort müssen somit dem eisigen Wind und den tiefen Temperaturen trotzen, damit die Inbetriebnahme pünktlich im Jahr 2022 erfolgen kann. 

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