Eine Frau mit vielen Facetten

Annelise Albertin Jeremias Gotthelf ist eigentlich im Bernbiet angesiedelt. Anna Maria Bott ist jedoch Bündnerin und nach etlichen berufsbedingten Jahren wieder in ihrer Heimat, dem Val Müstair, zu Hause. Ihre Biografie hat aber durchaus Ähnlichkeit mit den Geschichten Gotthelfs. In ihrem Daheim, dem «Bain Chaunt» oberhalb von Valchava, scheint die Zeit stillzustehen.

Müllerin
Anna Maria ist die Tochter von Jon Bott sel., dem Initianten und Gründer der Stiftung «Muglin Mall» (Mühle Mall) in Sta. Maria. Das bäuerliche Leben und die damit verbundene Liebe zur Landwirtschaft und zur heimatlichen Scholle sind ihr quasi in die Wiege gelegt worden. Von daher ist es nicht verwunderlich, dass Anna Maria heute als Müllerin in der Muglin Mall nicht nur Mehl mahlt, sondern auch den vielen Besuchern das Handwerk und die Geschichte der Mühle authentisch näherbringen kann. Ganze Schulklassen werden an Projekttagen von Anna Marias Begeisterung angesteckt und erleben hautnah, wie das Korn aus dem nahen Getreidesortengarten geerntet, in der Mühle zu Mehl gemahlen und zu einem geschmeidigen Teig verarbeitet wird, um schlussendlich als knusperiges Brot aus dem Holzofen auf dem Tisch zu landen.

Gastgeberin
Ihre ersten Lebensjahre hat Anna Maria mit ihren Eltern und Geschwistern im Elternhaus ihres Vaters auf Chaunt verbracht, bevor die Familie nach Tschierv in das Elternhaus ihrer Mutter zog. Bereits mit sieben Jahren spielte Anna Maria auf dem vom Vater selbst gebauten  Alphorn. Jon Bott erkannte und unterstützte das musikalische Talent seiner Tochter und schenkte ihr dieses Alphorn kurzerhand. Noch heute ertönen die Alphornklänge aus eben diesem Erinnerungsstück ihres Vaters weit über das Tal, wenn Anna Maria zur Freude ihrer Gäste auf Chaunt das Alphorn hervorholt. Und wie es zu ihrer offenen Persönlichkeit passt, teilt sie ihr Talent gerne mit allen, die sich dafür interessieren. Wer bei Anna Maria in ihrem Airbnb auf Chaunt Ferien verbringt, darf bei ihr kostenlos Alphornspielen lernen, wenn er denn möchte. Das gehört selbstverständlich zum Angebot, nebst der wunderschönen Aussicht, dem idyllischen Garten und dem heimeligen Haus. Dass sie ihr Daheim in Chaunt auch Gästen zugänglich macht, ist auf ihre Weltoffenheit zurückzuführen. Nach 30 Jahren fern der Heimat ist Anna Maria 2013 in ihr Tal zurückgekehrt. Sie sagt: «Durch die Feriengäste kommt die Welt zu mir ins abgelegene Chaunt, denn sie kommen manchmal von sehr weit her … aus Israel, Singapur, Amerika». Schliesslich war auch sie selber nicht nur «ums Eck» gereist, hat sie doch einige Jahre auch in Afrika gelebt.

Künstlerin und «Kräuterhexe»
Die Müllerin vom Muglin Mall ist auch eine Künstlerin. Das vom Vater geerbte zeichnerische Talent widerspiegelt sich in den bemalten Steinen, die überall zu finden sind, wer denn ein Auge hat zu schauen. In der Mühle findet man passenderweise bemalte Steine mit den Motiven von «Max und Moritz», den zwei Lausbuben aus dem Kinderbuch von Wilhelm Busch. Ihre Kreativität zeigt sich auch in ihren hausgemachten Köstlichkeiten. Die Teemischungen und das Kräutersalz stellt sie aus gesammelten Wildkräutern her, wobei ihr das Wissen und die überlieferten Aufzeichnungen ihrer Grossmutter zugute kommen. Die «Ustrida» ist eine süsse Verlockung aus Gerste (siehe letzten Absatz) und auf jeden Fall eine Sünde wert. Bestellungen aus dem Unterland zeugen davon, dass die «Ustrida» mit den Produkten der noblen Confisserien durchaus mithalten kann. Selbstredend, dass auch die Nusstorte, die sie ihren Gästen anbietet, aus ihrem eigenen Backofen kommt. Bei allem, was sie tut, legt Anna Maria Wert auf Echtheit. Nebst dem «Bain Chaunt» betreibt sie neu auch in Lü ein Gästehaus Bed & Breakfast, in dem die Gäste in den Genuss kommen, mit einem ausschliesslich aus Bioprodukten aus dem Val Müstair bestehenden Frühstück verwöhnt zu werden. Wenn Anna Maria strahlend erzählt, dass eine Dame extra wegen dieses Frühstück aus Zürich angereist kam, dann sieht man ihr die Freude an, die sie als herzliche Gastgeberin auszeichnet.

 

Ustrida (Gerstenkrokant) dad Anna Maria

Gerste aus der Muglin Mall, Honig, Zucker und weiche Butter zu einer Karamellmasse vermischen und leicht rösten.

Die Masse auf dem Backbleck ausstreichen und trocknen lassen.

Die fest gewordene Ustrida in kleine Quadrate von ca.2,5x 2,5 Zentimeter schneiden und geniessen.

Kühl lagern.

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