Altgraun vor der Sprengung.
Altgraun vor der Sprengung.

Die Stauung des Reschensees

Wohl liegt der Reschensee nicht im Unterengadin, aber sehr nahe an der Grenze. Und der einsam im Wasser stehende Kirchturm fällt allen auf, die dort vorbeifahren oder -wandern. Warum der Turm dort steht und was das Ganze mit der Schweiz zu tun hat, weiss Ludwig Schöpf, pensionierter Lehrer und Lokalhistoriker.

Die ganze Geschichte reicht zurück bis in die Zeit nach dem 1. Weltkrieg, genauer ins Jahr 1919. Damals kam Südtirol, das zuvor zu Österreich gehörte, zu Italien. Bereits 1920 wurden beim Ministerium in Rom verschiedene Gesuche für Elektrizitätswerke, unter anderem bei Schluderns und Kastelbell eingereicht. Dabei sollten die Spiegel von Reschen- und Graunersee um fünf Meter angehoben werden. Ein Konsortium erhielt die Baubewilligung, dieses übernahm später die Gesellschft Montecatini, welche dann vorsah, den See um 22 Meter statt um 5 Meter zu stauen. Damit würde das ganze Dorf Graun und ein Grossteil von Reschen unter Wasser gesetzt. Der damalige Gemeindevorsteher veröffentlichte die Pläne in italienischer Sprache, die praktisch niemand verstand und das auch nur 14 Tage. Am 4. April 1940 begann Montecatini prompt mit den Arbeiten, ohne eigentliche Baugenehmigung. Erst der Krieg, respektive die Besetzung von Norditalien durch die Deutsche Wehrmacht 1943 stoppte die Bauerei. Denn die Deutschen waren nicht am Kraftwerksprojekt interessiert und die Bevölkerung schöpfte Hoffnung.
Doch bereits 1946, nur ein Jahr nach  Ende des Krieges, den die Deutschen verloren hatten, wurde wieder weitergebaut. Schon 1949 war die Staumauer fertiggestellt. Über 1000 Arbeiter waren im Einsatz, Tag und Nacht, samstags und sonntags. Die meisten von ihnen stammten aus dem Süden Italiens.

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