Erfunden haben’s für einmal nicht die Schweizer, sondern diverse religiöse Gruppierungen, sprich Weltreligionen – das Fasten. Im Islam beispielsweise geschieht dies im neunten Monat des islamischen Kalenders, dem sogenannten Ramadan. Dabei ist es von Tagesanbruch bis Sonnenuntergang verboten, zu essen, zu trinken, zu rauchen oder Sex zu haben.
Im Buddhismus wird das Ganze etwas weniger streng gehandhabt, so lehrt Buddha den Weg der Mitte, also weder Völlerei noch Hunger zu haben. Gleichwohl verzichten buddhistische Mönche und Nonnen ab zwölf Uhr mittags auf das Essen. Denn wenig zu essen soll den Weg zur Meditation erleichtern.
Im Judentum wiederum ist Jom Kippur der grosse Versöhnungs- und Fastentag. Es darf dabei weder gegessen, getrunken noch geraucht werden und sexuelle Enthaltsamkeit ist ebenfalls vorgegeben.
Im Christentum schliesslich dauert die Fastenzeit 40 Tage, und zwar von Aschermittwoch bis Ostern. Allerdings wird diese heute nicht mehr so streng umgesetzt wie auch schon und nur noch von wenigen Menschen befolgt. Früher war das anders, allerdings fand man damals auch Schlupflöcher, eines beispielsweise, das den Biber fast ausgerottet hätte. Weil dieser häufig im Wasser unterwegs ist und der Biberschwanz dabei immer unter Wasser, erklärte ihn das Konstanzer Konzil 1414/18 kurzerhand zum Fisch, also als essbar während der Fastenzeit. Ohne solche Buebetrickli kommt hingegen der katholische Pfarrer von Scuol, Christoph Jakub Willa, aus. Er pflegt das Fasten nach wie vor. Dies vor allem, weil es ein sehr starkes Mittel für die Unterbrechung der täglichen Gewohnheiten sei. Zudem wecke es den Hunger nach höheren Werten, was wir ja heutzutage gut gebrauchen könnten, führt er weiter aus.
Fasten im Alten Testament
Er erklärt dann auch, wie die Fastenzeit in der Kirche respektive Religion verankert ist. Bereits im Alten Testament – da ist der Anfang des Monotheismus – finden wir unzählige Stellen, die vom Fasten sprechen (siebentägiges Fasten, 3 Tage, Buss- und Sühnefasten …). Das Neue Testament spricht vom Beginn des öffentlichen Wirkens Jesu mit dem 40-tägigen Fasten. Die Aufforderungen Jesu zum Fasten und Beten sind ebenso im Neuen Testament nicht selten zu finden. Dabei ist wohl, nach katholischem Verständnis, zwischen Fasten und Enthaltsamkeit zu unterscheiden. Ersteres ist quantitativ zu verstehen, das Zweite qualitativ (also es wird einmal täglich gespeist oder auf bestimmte Dinge verzichtet). Die 40-tägige Vorbereitungszeit auf das hohe Osterfest verbindet die Fastenzeit mit der Enthaltsamkeit, allerdings nur an bestimmten Tagen (Aschermittwoch, Karfreitag).
Zu den Zielen des Fastens zitiert er die 4. Fastenzeitpräfation: «Durch das Fasten des Leibes hältst Du die Sünde nieder, erhebst Du den Geist, gibst Du uns die Kraft und den Sieg durch unseren Herrn Jesus Christus.»
Fasten fast schon trendy
Mittlerweile hat sich das Fasten von der Religion emanzipiert und den Weg in die Mitte der Gesellschaft gefunden, es ist fast schon trendy geworden. Dazu nochmals Pfarrer Willa auf die Frage, ob denn die Kirche diesen Trend auch für ihre Zwecke, sprich für eine breitere Basis des kirchlichen Fastens, nutze: «Nein, eher umgekehrt, denn das Ziel des christlichen Fastens liegt in der Öffnung auf höhere geistige Werte, nicht aber bei der körperlichen Schönheit. Dass diese durch das kirchliche Fasten auch peripher tangiert wird, ist ja nicht negativ zu deuten».
Dass es den weltlichen Fastenden ausschliesslich um körperliche Schönheit geht, dürfte nun auch nicht ganz zutreffen. Im Vordergrund stehen die Gesundheit und spirituelle Einkehr, also ebenfalls Vorbereitung zur Meditation und bei einzelnen Methoden vielleicht auch tatsächlich die Schönheit.
So empfiehlt Naturheilpraktikerin Gabriela Brun Leuten, die Gewicht verlieren möchten, das sogenannte Intervallfasten. Dabei wird die Nahrungsaufnahme für eine gewisse Zeit ausgesetzt. Es gibt die 8/16-Variante, die 4/20 oder die 6/18, die erste Zahl steht immer für die Zeit, während der gegessen werden kann, die zweite für die Abstinenz. Der Hintergrund ist, dass nach einer gewissen Zeit die Zucker- und Fettdepots im Körper angezapft werden und diese so schmelzen, sehr vereinfacht ausgedrückt.
Grundsätzlich findet Gabriela Brun «Fasten eine gute Sache», weist aber auf Risiken und Nebenwirkungen hin und erklärt dazu die drei grundlegenden Arten des Fastens. Denn nebst dem Intervallfasten gibt es noch das Voll- oder Heilfasten und das Teilfasten, wo man nur auf gewisse Nahrungsmittel verzichtet.
Wie es der Name sagt, meint das Voll- oder Heilfasten den kompletten Verzicht auf Nahrung für eine gewisse Zeit. Diese Kuren dauern meist rund eine Woche und beginnen mit der vollständigen Darmentleerung, diese kann medikamentös oder auch physisch (Einlauf) erfolgen. Dann sind je nach Fastenart nur noch Säfte, Wasser oder Tee erlaubt. Erstaunlich dabei ist, dass man anfangs ziemlich matt und hungrig ist, man mit der Zeit aber in eine Art Hochgefühlt wechselt und sich äusserst fit und wach fühlt, parat also für Meditationen.
Laut Brun dienen all diese Methoden tatsächlich auch der Entschlackung des Körpers, es wird ihm Gelegenheit geboten, angelagerte Giftstoffe auszuscheiden. Jedoch stellt das Vollfasten auch eine grosse Belastung für Leber und Niere dar und sollte deshalb gemäss Brun immer von einer Fachperson begleitet oder mit Zusatzstoffen ergänzt werden, welche es beispielsweise in einer Drogerie zu kaufen gibt.
Organe nicht überlasten
Wenn diese Organe überlastet sind, kann quasi auch das Gegenteil eintreten, heisst, Depressionen oder Rheuma sowie Gichtschübe. Wem die Vollvariante zu extrem ist und wer auch nicht über längere Zeit auf Essen verzichten will, dem sei das Teilfasten empfohlen. Noch kurz zum Essensverzicht. Als Ernährungsberaterin empfiehlt Gabriela Brun grundsätzlich und ganz simpel nur dreimal am Tag zu essen und dazwischen Essenspausen zu machen. Wie früher also, als man noch Frühstück, Mittagessen und Znacht zu sich genommen hat.
Dabei kann man immer noch Teilfasten, also zum Beispiel eine Weile auf Alkohol verzichten oder auf Zucker, wobei dies relativ schwierig ist, Gluten weglassen oder Fleisch oder was auch immer. Möglichkeiten gibt es viele. Und wer weiss, vielleicht stellt sich ja dann trotzdem noch eine gewisse spirituelle Leichtigkeit ein.