4 Monate nach dem ersten Spatenstich hat sich schon einiges verändert ...
4 Monate nach dem ersten Spatenstich hat sich schon einiges verändert ... © SNP, Stefan Triebs

Nationalparkzentrum mit renaturierter Umgebung

Stefan Triebs, SNP Am 1. Mai 2025 bepflanzte das Team des Schweizerischen Nationalparks die Umgebung des Nationalparkzentrums in Zernez mit rund 150 Bäumen und Sträuchern. Mit der Entsiegelung und Renaturierung dieser Fläche setzt der Nationalpark ein Zeichen für mehr Natur.  

17 Jahre lang war das Nationalparkzentrum in Zernez von einem eintönigen Asphaltband umgeben. Es dominierten die Farben Grau und Schwarz. In den Sommermonaten herrschte flirrende Hitze, im Winter sorgte Glatteis oft für gefährliche Situationen. Einige Berberitzen und weitere Pionierpflanzen begannen sich allmählich gegen diesen Zustand aufzulehnen, indem sie sich in nicht dafür bestimmten Ritzen ansiedelten – ganz im Sinne des Schweizerischen Nationalparks (SNP). Aus Anlass des 111-Jahr-Jubiläums sollte das Nationalparkzentrum nun endlich eine passende und zeitgemässe Umgebung erhalten.

Wie wird Asphalt zu wilder Natur?

Ende März fuhren die Baumaschinen auf und entfernten innert weniger Stunden den Asphalt. Mit der Entsiegelung war bereits ein wichtiges Ziel erreicht. Nach einer Rohplanie mit einer minimalen Oberflächengestaltung erfolgte die Platzierung von diversen Findlingen und Totholzstämmen. Aufmerksame Besuchende können auch Elemente der 2022 abgebauten Dauerausstellung entdecken. So fanden die Steinblöcke der acht wichtigsten Nationalparkgesteine, der einst sprechende Findling und der Lawinenbaum eine neue Heimat. Am 1. Mai pflanzte das Team des SNP unter Anleitung der Landschaftsarchitektin Rita Illien in einer Gemeinschaftsaktion rund 150 einheimische Bäume und Sträucher, darunter auch 21 Weiden- und 16 Wildrosenarten. Eine Baggerschaufel erinnert an die einstige Asphaltwüste und ist ein Sinnbild für das Verwilderungsexperiment.

Dem Asphalt geht es an den Kragen.
Dem Asphalt geht es an den Kragen. © SNP, Stefan Triebs

Naturbildung

Das Nationalparkzentrum ist eines der zentralen Angebote in der Bildungs- und Vermittlungsarbeit des SNP. Die renaturierte Umgebung dient als sichtbare Vorstufe dazu. Neu erstellte Guckrohre laden ein, interessante Elemente in der umgebenden Landschaft zu entdecken. Ein spielerisches Quiz regt zum Denken an. Die Informationsvermittlung in fünf Sprachen erfolgt via QR-Codes. Wer ruhen möchte, lässt sich auf der langen Bank aus Arvenholz nieder und betrachtet die vielen Pflanzen, die bereits spontan aus dem Schotter spriessen. Diese locken zahlreiche Insekten an. Im Frühjahr 2026 steht auch ein Picknickplatz mit Tisch und Bänken bereit.

Guckrohr mit Informationsvermittlung via QR-Code.
Guckrohr mit Informationsvermittlung via QR-Code. © SNP, Stefan Triebs

Rasante Entwicklung

Auf den neu geschaffenen Pionierstandorten lassen sich schon nach wenigen Wochen interessante Veränderungen beobachten. So hat ein Botaniker aus dem SNP bereits vier Wegericharten bestimmt. Neben typischen Ruderalarten wie dem Weissen Gänsefuss finden sich auch versamte Pflanzen aus umliegenden Gärten. Nicht zu vermeiden ist auch die Einwanderung invasiver Arten, wie z.B. dem Topinambur. Dieser wird jedoch umgehend entfernt. Auf jeden Fall behalten die Botaniker des SNP die Entwicklung im Auge und dokumentieren diese minutiös.

Win-win für alle

Von der Renaturierung der Umgebung des Nationalparkzentrums profitieren schliesslich alle: Die Natur hat einen neuen Platz erhalten, um sich ungehindert zu entfalten. So entstehen mitten im Dorf wertvolle neue Lebensräume mit reicher Biodiversität. Das Regenwasser kann direkt im Boden versickern, ohne das Abwasser zu belasten. Bäume und Sträucher sorgen im Sommer für ein angenehmes Mikroklima und verwandeln CO2 in begehrten Sauerstoff. Besuchende erhalten eine zusätzliche Ruheinsel sowie einen spannenden Lern- und Erfahrungsraum. Und zudem ist für anregenden Gesprächsstoff auf allen Seiten gesorgt.

Wie sieht es hier wohl in zehn Jahren aus?
Wie sieht es hier wohl in zehn Jahren aus? © SNP, Stefan Triebs

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