Frühlingserwachen im Val Tuoi.
Frühlingserwachen im Val Tuoi. © Leta à Porta

Attraktive Zwischensaison

Annelise Albertin Was macht Ferien in der Zwischensaison attraktiv? Die Antwort liegt auf der Hand: In der Zwischensaison sind die Tourismusströme geringer, was zu entspannteren Ferienerlebnissen führt und dank günstigeren Angeboten das Ferienbudget schont.

Die Zwischensaison, auch bekannt als Nebensaison, ist die Übergangszeit zwischen den Hauptreisezeiten. Es wird ruhiger in den Dörfern der Ferienregion, viele Hotels und Anbieter*innen schliessen ihre Türen. Es gibt aber auch jene Gastgeber*innen und Anbieter*innen, die den Reiz dieser Wochen für die Gäste erkannt haben und sich gerade diese Nischen zunutze machen. Mit interessanten Angeboten tragen sie zu einer besseren Auslastung der Betriebe in der Zwischensaison bei. Hier wäre es wünschenswert, wie René Stoye, Leiter der Belvedere Hotel Familie Scuol, erwähnt, wenn das Gewerbe mitziehen und die Gastgeber*innen mit Aktionsangeboten unterstützen könnte.

Eine willkommene und gästefreundliche Dienstleistung ist es zudem, wenn sich die Gastgeber*innen, Hotels und Restaurants sowie Anbieter*innen von Freizeitaktivitäten untereinander absprechen, zu welcher Zeit in der Zwischensaison ihre Betriebe geschlossen sind. Das kommt den Gästen zugute und sie fühlen sich jederzeit willkommen und gut aufgehoben in der Ferienregion.

Schnäppchenjäger*innen aufgepasst

Es lohnt sich, die Angebote in der Zwischensaison zu prüfen. Viele Gastgeber*innen bieten jetzt günstigere Übernachtungsmöglichkeiten und insbesondere bei Ferienwohnungen eine frei wählbare Aufenthaltsdauer an. Eine der grössten Ferienwohnungsvermietungen in der Region, die Afida SA, macht ihre Stammgäste mit einem Newsletter auf besondere Zwischensaisonangebote aufmerksam. Gäste können von kostenlosen Zusatznächten oder Mietpreisreduktionen profitieren. Zudem sind Mietdauer und Anreise individuell buchbar, während in der Hauptsaison nur von Samstag zu Samstag gebucht werden kann. Aufgrund verschiedener Kooperationen mit Anbieter*innen und Leistungspartner*innen werden Gäste bei einer Buchung ausserhalb der Hochsaison oft auch mit Gutscheinen für gratis Eintritte belohnt.

Frühlingserwachen allenthalben

Wer glaubt, dass diese Zeit zwischen den Zeiten nichts zu bieten hat, der irrt sich. Das Frühlingserwachen in den Talsohlen ist ein besonderes Naturschauspiel und weckt die Lust auf Spaziergänge oder Wanderungen. Die Wiesen, gerade erst noch schneebedeckt, sind übersät mit tausenden von weissen und lila Krokussen und an sonnigen Hängen und geschützten Waldrändern blühen jetzt die Schlüsselblumen und Veilchen. Zartes Grün spriesst an Hecken, Laubbäumen und Lärchen, was einheimischen Vogelarten wie zum Beispiel dem Buchfink neuen Spielraum bietet. Der Gesang der Singvögel weckt Frühlingsgefühle und man muss nicht unbedingt zu den ausgewiesenen Ornitholog*innen gehören, um die unterschiedlichen Singstimmen unterscheiden zu können. Es gibt Apps, die helfen, Vogelstimmen zu erkennen. Auch auf der Website der Schweizerischen Vogelwarte Sempach, vogelwarte.ch, sind Bestimmungshilfen zu finden.

In den Flussauen erwacht die Tier- und Pflanzenwelt jetzt zum Leben. Ein Geheimtipp ist die Themenwanderung entlang des Rombachs im Val Müstair, von der Quelle in Tschierv bis hinunter nach Müstair. Begleitet vom fröhlichen Plätschern bis hin zum tosenden Rauschen dieses Wildbaches wandert man vorbei an Flachmoorgebieten (die im Vergleich zu Hochmooren nährstoffreicher sind und daher eine grössere Artenvielfalt aufweisen), Amphibienlaichplätzen und ausgedehnten dynamischen Auenlandschaften. Die Wanderung kann problemlos in einzelnen Etappen unternommen werden, was Zeit lässt für das Beobachten und Innehalten.

Im Frühling sind Themenwanderungen überhaupt eine erlebnisreiche Alternative zu Bergtouren und Höhenwanderungen, und davon gibt es in unserer Ferienregion einige. Meist verlaufen diese Wanderungen in den tieferen Lagen des Tales, sind aber nicht weniger eindrucksvoll und vermitteln uns spannende Einblicke in die unterschiedlichsten Bereiche wie Fauna und Flora, Landschaft und Lebensweise der Bewohner*innen, Kultur und Literatur. Themenwanderungen sind in jeder Hinsicht eine Bereicherung.

Die Wanderwege im Schweizerischen Nationalpark sind im Winter geschlossen, das Wild braucht Ruhe. Jetzt im Frühling, je nach Schneelage etwa ab Mitte April, werden jedoch nach und nach die Wege schneefrei und ersten Wanderungen steht nichts mehr im Wege. Die Murmeltiere kommen aus ihren unterirdischen Bauten und toben sich auf den Bergwiesen aus. Mit einem Warnpfiff machen sie sich gegenseitig auf drohende Gefahr durch Feinde wie Fuchs oder Steinadler aufmerksam und verschwinden blitzartig wieder im Bau. Auch die Hirsche und Gämsen suchen jetzt das frische Gras und können daher oft einfacher beobachtet werden als im Sommer, wenn sie sich in der Höhe aufhalten. Eine Frühjahrswanderung im Schweizerischen Nationalpark ist immer ein aufregendes Erlebnis. Gutes Schuhwerk ist jedoch bei allen Wanderungen die beste Voraussetzung für ein ungetrübtes Vergnügen ohne nasse Füsse und ein nützlicher Begleiter im Nationalpark ist bestimmt auch der Feldstecher. Die Ausstellung «Wildnis im Zentrum» im Besucherzentrum des Nationalparks in Zernez, das ganzjährig geöffnet ist, ermöglicht den Besucher*innen umfassende und packende Einblicke in dieses wunderbare UNESCO Naturwelterbe ohne menschliche Eingriffe.

In Samnaun hingegen spielt sich das Frühlingserwachen und somit die Zwischensaison etwas zeitverschoben ab. Der April wird zwar als Nachsaison bezeichnet, man fährt aber bis anfangs Mai noch Ski in der Silvretta Arena Samnaun/Ischgl. Mit dem bereits legendären Frühlings-Schneefest auf Alp Trida, dieses Jahr am 21. April mit der deutschen Country-Rockband «The BossHoss», wird aber auch in Samnaun der Frühling eingeläutet. Und natürlich ist ein ausgiebiger Shoppingbummel zu jeder Jahreszeit ein Vergnügen, auch oder besonders in der Nachsaison, wenn die Geschäfte ihre Ware teilweise zu reduzierten Preisen anbieten.

Dorfhüpfen

In der Südsee nennt man es «Inselhüpfen», wenn man von Insel zu Insel reist. Um Neues und Spannendes zu entdecken, braucht man aber nicht in die Südsee zu fliegen. Besonders im Unterengadin und Val Müstair kann man nämlich wunderbar «Dorfhüpfen», auch oder besonders in der Zwischensaison, wenn auf den Berggipfeln noch Schnee liegt. Die Dörfer der Ferienregion haben alle ihren eigenen Reiz und die kulturellen Besonderheiten reihen sich wie Perlen auf der Schnur eine an die andere. Es gibt kein einziges Dorf, das nicht besondere und entdeckenswerte Merkmale aufweist. Seien es die mit Sgraffiti verzierten Häuser, die alten romanischen Hausinschriften, die vielen unterschiedlichen Brunnen (in Scuol enthalten einige trinkbares Mineralwasser), wunderschöne Kirchen und Baudenkmäler, darunter gar ein UNESCO Weltkulturerbe (das Kloster St. Johann in Müstair), das auch in der Zwischensaison besichtigt werden kann. Dorfspaziergänge sind eine Entdeckungsreise mit Suchtpotenzial. Und das Beste ist, dass alle Dörfer mit dem öffentlichen Verkehr erreichbar sind. Mobilität ist in der Ferienregion Engadin Samnaun Val Müstair kein Fremdwort. Mit dem Postauto und Zug gelangt man überall hin und als Gast mit der Gästekarte auch noch kostenlos im entsprechenden Gültigkeitsperimeter. 

Zeit für sich selber haben

In der Zwischensaison bietet Wellness eine wunderbare Möglichkeit, sich zu entspannen und aufzutanken, bevor die Hauptreisezeit beginnt. Nach einem ruhigen Spaziergang in der aufblühenden Natur eine Spa-Behandlung geniessen, Zeit für sich selber nehmen und Körper und Geist regenerieren. Das ganzjährig geöffnete Bogn Engiadina und viele Hotels in der Ferienregion verfügen über weitreichende Gesundheits- und Wellnessangebote, die keine Wünsche offen lassen. Ungestörte Ruhe und Entspannung sind in dieser Zeit zwischen den Zeiten garantiert.

In den Flussauen erwacht die Natur.
In den Flussauen erwacht die Natur. © Lucian Ruinatscha
Die jungen Murmeltiere geniessen das Spielen im Freien nach dem langen Winterschlaf.
Die jungen Murmeltiere geniessen das Spielen im Freien nach dem langen Winterschlaf. © SNP, Hans Lozza
Frühling liegt in der Luft beim Gesang der Singvögel, wie hier der Buchfink (Fringilla coelebs).
Frühling liegt in der Luft beim Gesang der Singvögel, wie hier der Buchfink (Fringilla coelebs). © SNP, Hans Lozza

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