Die Grenzwächter von Süsom Givé während des Zweiten Weltkriegs.
Die Grenzwächter von Süsom Givé während des Zweiten Weltkriegs.

Der unerschrockene Theo

Jürg Wirth Während des Zweiten Weltkriegs war auch der Übergang des Ofenpasses bei Süsom Givé streng bewacht. Oswald Toutsch, Lokalhistoriker aus dem Val Müstair, weiss da eine ganz besondere Geschichte zu erzählen.

Während des Zweiten Weltkriegs hat die Schweizer Armee verschiedene Posten eingerichtet, um die Grenze zu bewachen und allfällige Angriffe von feindlichen Truppen abzuwehren. So auch auf dem Ofenpass, genauer bei der Passhöhe von Süsom Givé. Die Strasse unterhalb der Passhöhe gegen das Val Müstair war stark befestigt respektive ausgehöhlt. Dort drin befanden sich Sprengladungen, die hätten gezündet werden sollen, wenn sich der Feind mit Panzern der Passhöhe genähert hätte. Diese Sperre, welche die Soldaten «Tankbarrikade» nannten, musste Tag und Nacht bewacht werden. Die Soldaten, welche diese Aufgaben übernahmen, hatten ihr Lager im Süsom Givé.

Einer von ihnen war Theodor Gross, seines Zeichens späterer Wirt im Hotel Staila in Tschierv. Doch nicht nur Panzer sollten die Soldaten stoppen, sondern einfach generell jedes Auto, welches vorbeikam, und das hiess wirklich jedes.

Wer nicht halten will, ….

Eines Tages, Theo hielt gerade Wache, näherte sich ein Militärauto mit vier Insassen. Wie er es gelernt hatte, hob Theodor Grass die Hand und bedeutete dem Auto anzuhalten. Allein, die Passagiere im Auto beeindruckte Theos Handbewegung nicht und sie fuhren einfach weiter. Also tat Theo weiterhin, was ihm immer befohlen wurde. Er legte seinen Karabiner an, zielte über Korn und Kimme, zog den Abzugshahn und schoss. Das Geschoss durchbohrte den Kofferraumdeckel und blieb schliesslich im Kofferraum stecken – in einem Rohschinken samt Knochen.

Jetzt endlich hielt das Auto an und vier Personen stiegen aus. Drei Offiziere und der Fahrer. Dass ihnen das Ganze äusserst unangenehm war, sah Theo den Leuten sofort an, sie drucksten herum und wären wahrscheinlich lieber im Erdboden verschwunden.

Denn der Handel mit Schinken, sprich mit Fleisch im Speziellen und Esswaren im Allgemeinen, war während des Krieges verboten, auch für Offiziere.

Doch auch Theo kam vor Gericht. Da er aber getreu seiner Aufgabe gehandelt hatte, musste er keine Konsequenzen tragen und stand alsbald schon wieder auf seinem Posten.

Wie es den Offizieren ergangen ist, entzieht sich leider der Kenntnis von Oswald Toutsch.

Ein Grenzwächter auf seinem Posten.
Ein Grenzwächter auf seinem Posten.

Neues Buch von Oswald Toutsch

Oswald Toutsch hat in seinem neuen Buch «Tschierv, eine Dorf-Monografie», erhältlich in der Gäste-Information Val Müstair für CHF 35.00, noch viele weitere spannende Geschichten niedergeschrieben.

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