Schnee räumen anno dazumal

Jürg Wirth Früher war Schneeräumen mit viel Handarbeit verbunden, wie ein Blick ins Archiv des Tiefbauamtes Scuol zeigt.

Heutzutage ist der Ärger gross, wenn die Strassen nach einem starken Schneefall nicht mindestens bis zum Mittag geräumt sind und die Verkehrswege dann nicht wieder aussehen wie im Sommer. Meistens gelingt dies den Mitarbeitenden des Tiefbauamtes jedoch, auch dank einem eindrücklichen Maschinenpark, bestehend aus Schneepflügen, Fräsen und dann und wann auch Pneuladern.

Früher war das ein bisschen anders respektive sehr viel anders. Nur schon deshalb, weil kaum jemand ein Auto hatte, gut in Graubünden war das Autofahren bis 1925 sowieso verboten. Später dann hätten lediglich der Arzt oder vermögende Hoteliers ein Auto besessen, weiss Peder Caviezel. Er ist beim Tiefbauamt Scuol für die Schneeräumung der hiesigen Strassen zuständig.

Mit der «Schleuderuna» gings dann schon viel besser.
Mit der «Schleuderuna» gings dann schon viel besser. © Archiv Tiefbauamt Scuol

Früher sei sehr vieles vor allem Handarbeit gewesen, sagt Fredi Bass, Wirt vom Restaurant Buffalora am Ofenpass. «Erst 1922 hatten die Strassenräumer einen Citroên mit Raupen und Pflug anschaffen können.» Zuvor hätten sie den Schnee von Pferden stampfen lassen und halt von Hand geschaufelt. Weil dafür viele Leute nötig waren, gab es eine Pflicht pro Haushalt, Leute fürs Schneeschaufeln abzugeben. Die Strassen hätten sie offen halten müssen, damit die Grundversorgung sichergestellt werden konnte. Tägliche Einkaufsfahrten zum nächsten Grossverteiler gab es damals noch nicht, weil erstens die Grossverteiler fehlten und zweitens die Leute ihre Vorräte selber anlegten und bewirtschafteten. Den «Stradins», wie die Strassenarbeiter im Dialekt heissen, kamen dabei vor allem die Lawinen immer wieder in die Quere und sorgten für ausreichend Arbeit im Winter.

Einmal kam das Postauto während der Fahrt und dem Räumen von der Strasse ab.
Einmal kam das Postauto während der Fahrt und dem Räumen von der Strasse ab. © Archiv Tiefbauamt Scuol

In den 50er-Jahren zeichneten sich weitere Erleichterungen für die Schaufler ab – sie kam vor allem aus Davos. Dort habe es einen Chauffeur gegeben, erinnert sich Bass, der als Erster eine grosse Schneeschleuder besessen habe, «üna schleudruna» sei das gewesen. Die Arbeit des Schleuderers war begehrt, Flüela, Julier und Ofenpass habe er freigemacht. Lagen nicht die ganz grossen Mengen Schnee, machten die Postautos ihre Strassen gleich selber frei, mit vorgespanntem Pflug. Dies funktionierte gut, ausser einem Mal, da kam dabei ein Postauto von der Strasse ab.

Schnee hatte es damals jedenfalls viel, wie hier nach Zernez in Richtung Susch.
Schnee hatte es damals jedenfalls viel, wie hier nach Zernez in Richtung Susch. © Archiv Tiefbauamt Scuol

In den 60er-Jahren näherte sich die Schneeräumung dann langsam den heute bekannten Massstäben an. Am Ofenpass übernahm damals die Firma Terretaz die Räumung der Strassen mit einem grossen Pflug und Seitenflügeln, um damit eine noch grössere Fläche aufs Mal vom Schnee zu befreien. Und bis zum Mittag waren die Strassen dann schon fast schwarz geräumt.

In den 60er-Jahren näherte sich die Schneeräumung dann langsam den heute bekannten Massstäben an
In den 60er-Jahren näherte sich die Schneeräumung dann langsam den heute bekannten Massstäben an © Archiv Tiefbauamt Scuol

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