Gewebegestalterin ist ein Beruf bei dem sich Kreativität und technisches Flair aufs Beste verbinden lassen.
Gewebegestalterin ist ein Beruf bei dem sich Kreativität und technisches Flair aufs Beste verbinden lassen. © Anita Affentranger

Gewebegestalterin EFZ

Jürg Wirth Früher hiessen sie Handweber-, heute Gewebegestalter- und Gewerbegestalterinnen. Doch nicht nur die Bezeichnung hat sich geändert, auch der Inhalt der Lehre. Nur der Ort ist der gleiche geblieben, die Val Müstair und dort die Stiftung Manufaktura Tessanda.

Beim Stichwort «Weben» dürften viele an die Schulwebrahmen aus der Primarschule denken und an die Lesezeichen, die darauf für die ganze Verwandtschaft entstanden sind. Damit hat der Beruf der Gewebegestalterin kaum etwas zu tun, gleich ist nur das Prinzip. Mit einem Schiffchen werden die Schussfäden zwischen die Kettfäden gewoben.

Vertieftes Entwerfen

In der Lehrzeit geschieht das auf einem traditionellen Webstuhl im Atelier der Tessanda. Ein Webstuhl erreicht durchaus die Dimension eines kleineren Autos und ist eine komplexe Vorrichtung. Das Klappern, das er bei der Arbeit macht, ist eindrücklich und rhythmisch, wenn denn die Weberin oder eben Gewebegestalterin ihr Handwerk versteht.
Und dieses hat es durchaus in sich. Denn der Arbeit am Webstuhl geht diejenige am Zettelrahmen voraus. Dort bereiten die Weberinnen die Fäden vor, die später am Webstuhl aufgezogen werden. Eine knifflige Aufgabe, denn bis zu 3000 Fäden des bis zu 85 Meter langen Zettels müssen alle richtig platziert sein und die gleiche Spannung aufweisen.
Der Arbeit am Webstuhl geht viel Kreation und Planung voraus. Ist der Entscheid gefallen, ein neues Produkt herzustellen, müssen viele Fragen beantwortet werden: Welches Garn oder welche Garnkombination eignet sich am besten? Welche Garndicke? Mit welchem Webmuster kann das gewünschte Design erzielt werden? Wie verhalten sich die unterschiedlichen Farben in Kett- und Schussfäden zueinander? Kreativität, die in der Lehre geschult wird. Wissen, das erlernt werden kann. Doch der Gestaltungsprozess ist so vielschichtig, dass es selbst sehr erfahrenen Weberinnen nicht erspart bleibt, Musterstücke zu weben und Kombinationen 1:1 zu erforschen. Ein zugleich kreativer und gewissenhafter Prozess. Umso grösser ist dann die Freude, wenn das Gewebe schlussendlich der anfangs entworfenen Idee entspricht.

Fingerspitzengefühl

Gewebegestalterinnen müssen kreativ sein, aber gleichzeitig auch manuelle Fähigkeiten und ein gewisses technisches Flair mitbringen. Genauigkeit und Sorgfalt bei der Arbeit zeichnen sie aus. Anforderungen also, die auf eine extrem spannende und interessante Ausbildung schliessen lassen. Die Berufsschule in Sta. Maria ist, notabene, die kleinste Berufsschule der Schweiz. Dort finden auch drei Mal jährlich die fachlichen Blockkurse für alle Lernenden der Schweiz statt.

Als Lohn der Ausbildung winken die Früchte der Arbeit. Das sind all die edlen Stoffe, Gewebe und Tücher, die unter anderem im Shop der Tessanda angeboten werden. Filigranes Kunsthandwerk samt und sonders, Materialien von einer hohen Sinnlichkeit und Eleganz, entworfen und gewoben von einer Gewebegestalterin.
Infos zur Lehrstelle unter: tessanda.ch

Nachtrag zur letzten Folge

Bedauerlicherweise haben wir unterschlagen, dass auch die Metzgerei Zanetti Lehrstellen als Fleischfachmann anbietet.

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