Gian Janett ist gebürtiger Tschliner. Seine Heimat, das Unterengadin, hat ihn geprägt, und er möchte nirgendwo sonst als hier leben. Mittlerweile ist er seit fünfeinhalb Jahren in Pension und geniesst es, Zeit für seine vier Enkel zu haben. Im Sommer ist Gian beim Wandern und im Winter auf Skiern in den Bergen anzutreffen. Seine Passion jedoch ist die Musik – seit 50 Jahren spielt er Tuba bei der Società da musica Tschlin.
«Schon als Bub träumte ich davon, Postautofahrer zu werden», erinnert sich Gian, und diesen Traum erfüllte er sich auch. Während 25 Jahren war er Postautofahrer in der Region und hatte dann die Möglichkeit, den Disponenten abzulösen. 2008 wählte ihn die Geschäftsleitung von Postauto Graubünden zum stellvertretenden Betriebsleiter in Scuol, und ab 2013 bis zur Pensionierung zum Betriebsleiter. Als solcher war er verantwortlich für die Fahrpläne und Schülerkurse im Unterengadin und Val Müstair sowie für den gesamten Betrieb der Betriebsstelle Scuol. Es war eine verantwortungsvolle Aufgabe, die er mit viel Engagement und Freude wahrnahm.
Seit der ersten Austragung war Gian Janett in den Nationalpark Bike-Marathon integriert. Als Postautofahrer oblag ihm der Transport der Biker*innen frühmorgens von Scuol zum Startort in Fuldera. «Nachdem ich dann in die Betriebsleitung wechselte, trug ich die Verantwortung für den gesamten Transportablauf der Personen und Mountainbikes nach Fuldera und Livigno», erinnert er sich.
Nach der Pensionierung meldete er sich als Voluntari beim Organisationskomitee und ist nunmehr seit fünf Jahren als Streckenchef für die Durchfahrt in Scuol verantwortlich. Als solcher muss er die Sicherheit der rund 2000 Teilnehmenden ab Einfahrt Scuol bis ins Ziel gewährleisten. Mit einem Team von 25 Voluntaris werden alle Kreuzungen überwacht und dafür gesorgt, dass niemand die Rennstrecke behindert. Die Strecke in Scuol ist am Renntag von 10.00 bis 18.00 Uhr gesperrt. Es ist ein wertvoller und zeitintensiver Einsatz, den Gian Janett mit seinem Team leistet. Schon am Vortag des Marathons werden die Strecke und die Absperrungen vorbereitet. Am Renntag selbst dauert der Einsatz von 7.00 Uhr früh bis zirka 19.00 Uhr, bis alle im Ziel sind und wieder aufgeräumt ist. Die Voluntaris sind in zwei Schichten eingeteilt, der Streckenchef jedoch ist vom ersten bis zum letzten Arbeitsschritt im Einsatz. «Es ist ein wertvoller Anlass für unsere ganze Ferienregion», ist Gian Janett überzeugt, und darin liegt auch seine Motivation für seine freiwillige Arbeit als Voluntari.
Nach einem besonders einprägenden Bike-Marathon befragt, weiss Gian Janett vom Anlass im Jahr 2011 zu berichten. Es war der 10. Marathon, der wohl bei fast allen Teilnehmenden und Voluntaris in Erinnerung bleiben wird, und die Engadiner Post betitelte diesen damals mit «Verrückter Bike-Marathon mit einem glücklichen Ende». Regen, Hagel und Schnee bis auf fast 1400 Meter und teilweise stark unterkühlte Fahrer*innen zwangen damals die Rennleitung zum Abbruch des Rennens. Gian Janett musste unverzüglich einen Rücktransport von 500 Biker*innen und Bikes von Livigno nach Scuol organisieren. Ein Unterfangen, das einiges an Logistik und Organisationstalent erforderte. «Um 17.00 Uhr waren alle Rennfahrer*innen heil wieder in Scuol, und bis um 21.00 Uhr auch ihre Bikes», freut er sich noch heute. Ans Aufhören denkt Gian Janett noch nicht und freut sich bereits auf den nächsten Bike-Marathon am 30. August.