Wenn man über die blumenreiche Ebene Buffalora mit dem Hochmoor am Fusse des Munt da Buffalora und am Rande des Schweizerischen Nationalparks wandert, deutet noch nichts auf die jahrhundertealte Geschichte dieses Ortes hin. Im Mittelalter wurde nämlich am Munt da Buffalora in über 100 Stollen Eisenerz abgebaut, das man in Hochöfen geschmolzen und weitherum verkauft hat. Experimente mit einem Kältschen Hochofen konnten die anstrengende Eisengewinnung nachweisen. In Buffalora, zu jener Zeit Arsura genannt, wo heute das Gasthaus und die Alp Buffalora stehen, herrschte zwischen dem 14. und 18. Jahrhundert reger Bergwerksbetrieb. Eine Siedlung mit rund 25 Hütten beherbergte das zum Bergwerk gehörende Gewerbe – Schmiede, Holzfäller, Köhler, Transporteure und Bauern fanden dort ihr Auskommen. Einzelne Überreste dieses Dorfes zeugen von dieser Zeit. Wegen der Schmelzöfen wurde der Pass da Valdera – wie er damals hiess – zum Pass dal Fuorn, deutsch Ofenpass.
Unter harten Bedingungen arbeiteten Menschen auf über 2000 Metern in der kargen Bergwelt. In dunklen Stollen haben sich die Arbeiter Zentimeter für Zentimeter ins Berginnere durchgeackert und die Gesteinsbrocken herausgepickelt. Die Spuren der Spitzeisen im Felsen sind teilweise noch immer sichtbar, und über 500 Jahre alte Gleisabschnitte sind erhalten geblieben.
Drei Stollen können heute unter Führung besichtigt werden, dies dank der Initiative tatkräftiger Männer des Vereins «Amis da las minieras Val Müstair». Das Ziel des Vereins ist, die seit mehr als 700 Jahren verschütteten Stollen wieder zugänglich zu machen.
Im Alleingang können die Stollen nicht betreten werden. Valentin Pitsch, ehemaliger Primarlehrer im Val Müstair, ist ein versierter «Guide» und führt interessierte Gäste regelmässig zu den Stollen, die ab Buffalora nach einer Wanderung von eineinhalb Stunden erreicht werden. Es ist ein authentisches Erlebnis, welches die schweisstreibende Arbeit der Bergwerksarbeiter von einst erahnen lässt. Denn, wie Valentin Pitsch erklärt, habe ein Knappe in der Mine täglich bis zu sieben Spitzeisen verbraucht.